Franz Neustadtl
*26.8.1892 in Wien
Buchenwald – Häftlingsnummer 20096
Staatsangehörigkeit Deutsches Reich, Österreich
Partei, Organisation SPÖ
Vater Friedrich Neustadtl; Buchhalter; +1912
Mutter Eleonora Schinczenbaumer *19.2.1864 in Büdöskut, Sopron, Ungarn; +1941
Geschwister
Robert Neustadtl, Dr. *1886
Beruf Zahnarzt
Adressen Wien, Praterstraße 12
Heirat ledig
Kinder–
Weiterer Lebensweg
Besuch Volks-, Mittel- Hochschule
Selbständiger Zahnarzt
1914-1918 Sanitätsleutnant i.R.
1917 Oberschenkeldurchschuß
18.10. 1943 Verhaftung durch die Gestapo in Wien als Mischling 1. Grades wegen Verdacht auf staatsfeindliche Tätigkeit
7.7.1944 Verlegung in das KL Buchenwald, Vermerk der politischen Abteilung „DIKAL“ (darf in kein anderes Lager“; Unterbringung in Block 40
Kommt nachträglich als Funktionshäftling auf die Transportliste für das Außenlager Eisen- und Hüttenwerke Bochum
20.8.1944 darf seine Taschenuhr aus den „Effekten“ entnehmen
21.8.1944 Transport 400 polnischer, nicht jüdischer Häftlinge kommt aus Auschwitz nach Registrierung in Buchenwald in das Buchenwald – Außenlager Eisen- und Hüttenwerke Bochum, Castroper Straße 228. Die Unterkünfte des KZ Außenlagers der Eisen- und Hüttenwerke AG Bochum lagen innerhalb der Werksmauern zwischen der Castroper Straße, der Karl-Lange-Straße und der in das Werk führenden Bahnlinie. Die genaue Lage dieser Unterkünfte unbekannt.
Die Bewachung des Lagers übernahm die zum Außendienst nach Bochum abkommandierte SS-Wache des KZ Buchenwald. Lagerkommandant war SS-Oberscharführer Johann Schmidt
4.11.1944 schwerster Bombenangriff auf Bochum mit Zerstörung der gesamten Innenstadt; die E&H-Werke bleiben verschont
19. -20.1.1945 Rücktransport von 198 „nicht mehr geeigneten“ Häftlingen nach Buchenwald
5.3.1945 strafweise von Bochum zurückverlegt nach Buchenwald; soll nicht mehr als Arzt eingesetzt werden
6.3.1945 verlegt nach B II, Halberstadt-Zwieberge II, Außenlager-Komplex von Buchenwald
Die erste Gruppe von 18 Häftlingen traf dort am 21. April 1944 aus Buchenwald ein, unter ihnen der spätere Lagerälteste Hans Neupert.
Unweit von Halberstadt im Harzvorland unter dem Decknamen „Malachit“ ein riesiges Projekt: der Bau eines Netzes von 13 km Stollengängen im Hügel der Thekenberge mit einer Grundfläche von rund 72.000 m2, in denen Flugzeugteile produziert werden sollten.
10.3.1945 Verlegung in Halberstadt von Block 15 in Block 2
5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald
Am 9. April 1945 wurde das Lager Halberstadt auf Befehl der SS evakuiert. Im Lager blieben etwa 1.400 Häftlinge. Sechs Kolonnen zu jeweils 500 auf dem Todesmarsch durch Sachsen-Anhalt;
Hauptroute über Quedlinburg, Aschersleben, Köthen, Wolfen, Bitterfeld durch die Dübener Heide nach Pretzsch bei Zahna, Zemmnick und Leetza, Kreis Wittenberg
16. April 1945 Befreiung in Sandersleben. Nur 500 von 3000 überlebten
Die Mehrheit der Häftlinge wurde von den Wachmannschaften erschossen, als sie entkräftet zusammenbrachen oder die Flucht versuchten. Nur ein kleiner Teil von ihnen überlebte den Todesmarsch. Die im Lager Zurückgelassenen wurden von US-amerikanischen Truppen befreit.
Gedenken –
Quellen
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997
Ein Bochumer Konzentrationslager – Geschichte des Buchenwald-Außenlagers des Bochumer Vereins. Aufsätze, Fotos, Dokumente, hrsg. v. VVN-BdA (Kreisvereinigung Bochum), Bochum 2019, 112 S., ISBN: 978-3-931999-25-4
Hubert Schneider, Ungarische Juden als Zwangsarbeiter in Bochum, in: Jan Erik Schulte (Hrsg) Konzentrationslager in Rheinland und Westfalen 1933-1945, Paderborn 2004
Rolf Abrahamsohn, Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist? Klartext, 2010
Kogon, Eugen, Der SS-Staat, 1974, Verlag Kindler
Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.) Buchenwald – Mahnung und Verpflichtung, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1983