Ert Joachim

Joachim Ert

*20.2.1916 in Berlin; +10.6.1965 in Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Eliezer Leonard Ert *17.2.1879 in Hannover; +1941

Mutter Martha Olschinski *9.9.1881 in Czersk; + 1941

Onkel Max Ert *19.12.1881 in Hannover; 24.8.1943 nach Auschwitz; 1. Ehe mit Vera Stoppelman (1880-1918) Mutter von Herbert Ert

Tante Berta Ert geb. Perlstein *20.12.1895 in Gudensberg; 24.8.1943 nach Auschwitz

Cousin Herbert Ert *17.12.1909 in Hamburg; oo Irma Paul (*26.2.1915 in Hannover); +18.12.1944 im KL Sachsenhausen

Cousine Hanna Ert *17.1.1924; + 1942

Geschwister

Hans Ert *7.6.1911 in Berlin; oo Mia Goldfarb (*1917 Wien); + 1985 Italien

Margot Ert *1912 in Berlin; oo Schnauer; Überlebende in Palästina

Jedida Hilde Ert *24.3.1914 in Berlin; oo Efraim Schulz (Shilo); +27.12.2009 in Israel

Hanni Ert *31.8.1922 in Berlin; oo Gert Ruschin; 24.8.1943 nach Auschwitz

Beruf Maler

Adressen Berlin, Handjerystraße

Heirat Dez. 1937 in Berlin Mazolta Fortuna Savariego *14.5.1916 in Berlin

Kinder zwei

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 in Spreenhagen Hachschara auf Gut Winkel bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 in Berlin gemeldet mit Ehefrau Mazolta bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Irma Paul zweimal in Berlin erfasst bei Minderheiten-Volkszählung: bei ihrer Tante Erna Steckelmacher geb. Paul (*1892 in Labes) und als Irma Ert-Paul

1939-1942 Bruder Hans Zwangsarbeit für Siemens, Lager Siemensstadt in Berlin

30.8.1939 mit Mazolta aus Berlin ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg

31.8.1939 Gerd Ruschin aus Berlin ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn

13.10.1939 Schwester Hanni aus Berlin ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn

3.4.1940 Schwester Hanni heiratet Gerd Ruschin in Paderborn

30.8.1940 mit einer Gruppe von 24 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

30.8.1940 mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenzen an die Schwestern Hilde Schulz in Tiniz-Zvi und Margot Schnauer Keit-Ronah, Haifa

25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Weitere Daten der Familie

5.6.1941 Schwester Hannah und Schwager Gerd von Paderborn nach Berlin

1942 – Oktober 1944 Bruder Hans  lebt untergetaucht in Berlin

9.12.1942 beide Eltern, Hanna und Gerd Ruschin auf Transport 24 von Berlin nach Auschwitz

24.8.1943 Onkel Max, Tante Berta und Cousine Hannah Ert von Berlin nach Auschwitz

18.4.1944 Cousin Herbert von Berlin nach Auschwitz; vermutlich aus der Illegalität nach Untertauchen verhaftet

Oktober 1944 Bruder Hans flüchtet nach Mailand; überlebt; heiratet; zwei Kinder

13.12.1944 die angeheiratete Cousine Irma Ert-Paul im Aufnahme-Register des Frauen-KL-Ravensbrück verzeichnet zusammen mit ihrer Tante Erna Steckelmacher eingewiesen aus Berlin „mit Papieren“, beide als Jüdin

18.12.1944 Tod von Cousin Herbert im KL Sachsenhausen

10.6.1965 Tod von Joachim Ert in Israel

Beisetzung

Haifa Mahane David – Sde Yehoshua Cemetery, Haifa

 Gedenken

Pages of Testimony in Yad Vashem für Bruder Hans, Schwestern Martha und Hannah, Schwager Gerd Ruschin, die Eltern Leo und Martha, Onkel Max, Tante Berta und deren Kinder Hanna und Herbert

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1017574

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1017619

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1020161

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1017759

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1017604

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1017722

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1146391

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/127207579?s=Ruschin%201922&t=228860&p=0

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/127213130?s=ert%201881&t=245242&p=0

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/127213221?s=ert%201909&t=228887&p=01879

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968556

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

https://www.stolpersteine-berlin.de/de/biografie/4954

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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