Valk Iwan

Iwan Valk

*16.5.1910 in Emden; ✡ März 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Jacob Valk *7.10.1881 in Emden; ✡ 2.3.1917 vor Ameland

Mutter Bertha Simcha Gossels *11.5.1883 in Emden; ✡nach Nov. 1941 in Minsk

Geschwister

Siegbert Valk *22.9.1911 in Emden; ✡1935

Amalie Valk *5.6.1914 in Emden; ✡nach Nov. 1941 in Minsk; oo Oppenheimer

Cousin Felix Wolf Valk, später Jerachmiel „Rachim“ Valk *2.11.1916 in Emden; ✡ 24.8.2000 im Kibbuz Sde Eliyahu, Israel

Beruf

Adressen Emden; Paderborn; Bielefeld, Schloßhofstraße 73a

Heirat ledig

Kinder –

Weiterer Lebensweg

2.3.1917 Tod des Vaters Jakob als Obermatrose auf dem Sperrbrecherschiff ERLANGEN

Die ERLANGEN sank am 02.03.17 nördlich der Insel Ameland nach 2 Minentreffern. (19 Tote)

Die Erlangen wurde im Oktober 1914 von der kaiserlichen Marine vom Norddeutschen Lloyd gemietet zuerst als Kohlenschiff 1 und dann ab 29.10.14 als Sperrbrecher 2 (Reservegruppe)geführt. Einsatz ab 03.04.15 als Sperrbrecher 6. Sie gehörte 1915 als Sperrbrecher 6 unter dem Kommando von KL.dR Kruse zur II. Sperrbrechergruppe (Ems) zusammen mit den Dampfern Niederwald (SP 4 unter Kommando KL dS I Simonsen und Bielefeld (SP5 KL.dR. Hildebrand)

17.5.1939 in Emden mit Schwester Amalie bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

20.11.1939 mit einer Gruppe aus Obersdorf angemeldet im Lager Paderborn

Januar 1940 Anordnung des Gestapo Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940; die Schwester Amalie zieht nach Berlin

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen zehn Paderborner in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

8.6.1940 abgemeldet aus Paderborn ins Lager Bielefeld, Schloßhofstraße 73a,

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“ und „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

14.11.1941 Mutter Berta und Schwester Amalie von Berlin nach Minsk

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Wahrscheinlich bereits an der Rampe selektiert und nicht eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

März 1943 Tod in Auschwitz

Gedenken

Page of Testimony

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

http://www.denkmalprojekt.org/verlustlisten/rjf_orte_e-f_wk1.htm

https://www.feldgrau-forum.com/threads/schiff-erlangen-i.41451/

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de985573

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1129689

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de877613

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert