Herbert Hess
*13.1.1913 in Buer- Resse ; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Naphtali Hess *14.7.1875 in Hintersteinau; Schuhmacher; ✡3.11.1943 Transport nach Auschwitz
Erste Ehe des Vaters 7.5.1901 in Fulda mit Friederika Stein *1.1.1879 in Alsfeld; ✡16.9.1908
Zweite Ehe des Vaters 25.3. 1909 in Frankfurt
Mutter Recha Wolfsheimer *7.9.1876 in Frankfurt; ✡3.11.1943 Transport nach Auschwitz
Tanten
Minna Hess *23.10.1887 in Hintersteinau; oo Michael Bloemendal; beide ✡in Sobibor;
Jettchen Hess *15.6.1881 in Hintersteinau; oo Adler; beide ✡im Ghetto Lodz
Cousin Siegfried Karl Hess 2.1.1902 in Hintersteinau; verlorener Zug Tröbitz; Ehemann der Ilse Hirschberg aus Recklinghausen; beide Überleben
Geschwister
Ernst Hess *19.12.1910 in Resse ;oo Eva Goldstein *20.4.1915 in Lodz; beide 1.10.1944 Stutthof
Halbgeschwister
Siegfried Hess *11.2.1902 in Fulda; Kaufmann; 1922 nach München
Malwine Hess *20.7.1904 in Fulda; oo Heinz Blum
Ludwig Hess *6.3.1907 in Buer-Resse; Riga; ✡23.12.1943 in Auschwitz; oo Rieda Hess *31.10.1906
Beruf –
Adressen Buer-Resse, Gelsenkirchen, Ewaldstraße 42; Herford; Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a
Heirat 22.10.1941 in Gelsenkirchen Regine Isaak *31.7.1923 in Steele, Essen; ✡5.3.1943 in Auschwitz
Kinder
Gerson Hess *24.3.1942 in Gelsenkirchen; ✡5.3.1943 in Auschwitz
Weiterer Lebensweg
17.6.1908 Umzug von Tante Minna von Resse nach Westerholt; zunächst als Verkäuferin, dann eigenes Manufakturwarengeschäft in der Kurfürstenstraße 12 (Schloßstraße 36) in Westerholt zusammen mit ihrer Schwester Jettchen, das Kaufhaus der Geschwister Hess.
1922 Siegfried Hess, wohnte bei Tante Minna Hess in Westerholt, Kurfürstenstraße 12. Er zog nach München
1932 Bruder Ludwig zieht nach Fulda
1934 Bruder Ludwig heiratet Rita Hess in Fulda
10.11.1938 Bruder Ludwig in Fulda verhaftet im Novemberpogrom,
„Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 25372
18.12.1938 Bruder Ludwig entlassen aus Buchenwald
31.1.1939 Tante Minna Bloemendal mit Mann und zwei Kindern nach Amsterdam
1939 Umzug der Familie von der Ewaldstraße 42 in das Judenhaus Theresienstraße 6
17.5.1939 Herbert mit den Eltern in Gelsenkirchen bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Bruder Ernst mit Frau Eva in Gelsenkirchen bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 mit den Eltern in bei Minderheiten-Volkszählung
2.9.1939-8.12.1941 Ludwig Hess wohnt in Fulda Am Stockbaum 10
September 1939 Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Bielefeld zunächst Koblenzer Straße 4, ab März 1940 Schloßhofstraße 73 a in einem Ausflugslokal, angegliedert wird ein Altenheim
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
22.10.1941 Heirat in Gelsenkirchen mit Regine Isaak aus Essen-Steele
8.12.1941 Bruder Ludwig mit Ehefrau Rieda und den Kindern Josef (1935), Friederike (1938) und Chana (1941) deportiert über Kassel ins Ghetto Riga.
27.1.1942 beide Eltern, Bruder Ernst mit Frau Eva von Gelsenkirchen über Dortmund ins Ghetto Riga
1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
24.3.1942 Geburt des Sohnes Gerson in Gelsenkirchen;
8.9.1942 Familie Hess mit drei weiteren jungen Familien aus Gelsenkirchen ins Umschulungslager Bielefeld, Schloßhofstraße: Familien Dessauer, Hess, Levy, Windmann, jeweils mit einem in Gelsenkirchen geborenen Baby. Vorherige Adresse der Familien Dessauer, Hess, Levy war das Judenhaus, Bahnhofstraße 39
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;
Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Herbert nicht eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Vermutlich wurden Herbert, Regine und Gerson Hess bereits nach Ankunft in die Gaskammer geschickt
3.11.1943 Räumung des Ghetto Riga, Bruder Ludwig und die Eltern nach Auschwitz deportiert
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung;
3. November 1943 Endgültige Auflösung des Ghetto Riga
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, von Riga nach Danzig
1.10.1944 Ankunft von Bruder Ernst und Frau Eva in Stutthof; Ernst ins Außenlager Burggraben, wird aber wieder nach Stutthof zurückgeschickt. Tod von Ernst und Eva in Stutthof
Gedenken
25.6.2020 Stolpersteine für Naphtali, Recha, Ernst, Eva, Herbert, Gerson und Regina Hess in Buer
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_3.jpg
Standesamt Gelsenkirchen, Heiratsurkunde Herbert Hess Nr. 1291/41
Standesamt Gelsenkirchen, Geburtsurkunde Gerson Hess, Nr. 617
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-6.jpg
http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolpersteine_familie_naphtalie_hess_gelsenkirchen.htm
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862463
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de999859
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862839
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1194263
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862875
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862791
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862515
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de862497
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de844321
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4492515
www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/
http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolpersteine_familie_naphtalie_hess_gelsenkirchen.htm