Cohn Hans

Hans Wolfgang „HaWo“ Cohn

*30.10.1916 in Breslau ; ✡1943/4 in Auschwitz

(wird verwechselt mit Hans W. Cohn *4.3.1916 in Breslau; ✡ 22.1.2004 in London)

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Max Cohn *11.9.1881 in Breslau ; Dr. jur.; ✡5.11.1934 in Breslau

Heirat der Eltern in Breslau 1914

Mutter Alice Lobethal *12.12.1893 in Breslau; ✡ 1943 in Auschwitz

Geschwister

Werner Cohn *23.4.1926 in Breslau; ✡1943 in Auschwitz

Beruf Landwirtschaftl. Praktikant; Madrich

Adressen Breslau, Hohenzollernstraße 123; Berlin Charlottenburg; Jessen;

Heirat ledig

Kinder –

Weiterer Lebensweg

Aktivist der zionistischen Jugendarbeit des Brit Haolim in Schlesien

1939 -1941 als Nachfolger von Wolfgang Berger Leiter des Hachscharazentrums Jessen-Mühle bei Sommerfeld in der Niederlausitz zusammen mit Gertrud Weiß als Madricha

Walter Keschner/Ze’ev Keschet schreibt über Hans Cohn:

„Jessen Mühle 1940, der große Schlafsaal der Jungen, über dem Generator. Die Tür im Fußboden des oberen Stockwerkes öffnet sich, und die beiden Madrichim Trude Weill (Weiß)und Hawo kommen herunter aus dem Mädchenstockwerk, um uns gute Nacht zu wünschen. Es war nicht einfach nur ein Gute-Nacht-Wunsch, sondern es wurden jedem Chawer ein paar aufbauende Worte gesagt, kleinen Beichten zugehört – über Anpassungsschwierigkeiten, das gemeinschaftliche Leben, Dinge zwischen einem Jungen und einem Mädchen oder einfach so kurze tröstende Gespräche.“

17.5.1939 Hans Cohn in Berlin Charlottenburg bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Mutter in Breslau bei Minderheiten-Volkszählung

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

27.5. -31.8.1941 Auflösung des Hachscharalagers Jessen- Mühle;

27.5.1941 Hans Cohn mit den neun Chawerim Benjamin Feingersch, Peter Fliess, Walter Keschner, Assi Lerner, Gerhard Maschkowski, Roman Neger, Jakob Rosenbaum, Hans Rosenthal und Peter Sieburth sowie drei Chaweroth Rita Fränkel, Jutta Kleczewski und Inge Wolff (insgesamt 12) aus Jessen in das Lehrgut Neuendorf im Sande;

Anfang August 1941 Letzte Tagung der Jugend-Alija-Leitung in Berlin, Kantstraße 158; Cohn kommt aus Neuendorf
(v.l.n.r.) Lotte Kaiser, Artur Posnanski , Hans-Wolfgang Cohn, Sonja Okun, Alfred Selbiger, Ludwig Kuttner, Kurt Silberpfennig, Jitzchak Schwersenz, Herbert Growald; © Bildmaterial: Yoav Gad

1941 bis 1943 als Gruppenleiter (Madrich) in Neuendorf zusammen mit Anneliese Borinski und Herbert Growald

10.5.1942 Mutter aus Riebnig zum Sohn Hans ins Landwerk Neuendorf im Sande, Zwangsarbeiterlage

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Ihm wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 117003 in den linken Unterarm tätowiert

Artur Posnanski berichtet:

„Im Krankenbau hielt sich sehr oft unser ehemaliger Madrich auf, den wir Hawo nannten; Er war uns immer willkommen, er war den schweren Arbeitsbedingungen nicht gewachsen. Ich wollte ihn unbedingt retten und habe deshalb seinen Namen mindestens viermal von der List gestrichen, was sehr schwer war. Doch die Chawerim sagten mir immer wieder, dass es keinen Sinn habe, und schließlich blieb mir nichts anderes übrig als meine Bemühungen aufzugeben. Eine brutale Entscheidung! Hawo war noch immer in einer Art Schockzustand, als er den Lastwagen bestieg und sich von uns verabschiedete. Er sagte mir noch, wie froh er sei, dass er endlich leichtere Arbeit bekommen habe. Nur, dass er von der angenehmen Halle in die nächste Welt befördert worden ist.“

27.4.1944 letzter Akteneintrag in Auschwitz

Tod in Auschwitz

Gedenken

27.11.1955Pages of Testimony für Hans Seew Wolfgang Cohn von Ora Borinski

26.7.1977 Pages of Testimony für Alice und Hans Cohn von Cousin Dr. Paul Rosenstein/Rosten

25.3.1990 Pages of Testimony für Hans Seew Wolfgang Cohn von Eli Heimann

Grab-/ Gedenkstein für die Eltern in Breslau

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1027596

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1028437

Artur Posnanski, Ein Nach-Auschwitz-Bericht, autobiografischer Bericht für die UNO, 1985; in: Träume und Hoffnungen Heft 5, Ahrensdorf, undatiert

Artur Posnanski, Auschwitz, in Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag

Walter Keschner/Ze’ev Keschet,in: Wiehn E. (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag

https://www.niewerle.de/Juedische-Ausbildungslager-Schniebinchen-und-Jessen-NL

Yad Vashem

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://www.jewiki.net/wiki/Hans_Wolfgang_Cohn

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf

https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2

https://www.spiegel.de/geschichte/esther-bejarano-ist-tot-erinnungen-an-den-sommer-1945-a-06923ddf-6dc0-4c75-8136-011be044df7a

https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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