Künstler Irene

Irene Yael Künstler *4.2.1927 in Plauen; ✡11.6.2015 in Israel

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Hugo Künstler *5.3.1900 in Brünnau; ✡ 1944 in Auschwitz

Mutter Rosa Hermanns*19.4.1902 in Schönholthausen/Westfalen; ✡April 1943 in Auschwitz

Großmutter Minna Herrmanns geb. Michels *25.12.1875 in Rheinböllen; ✡April 1943 in Auschwitz

Geschwister

Ruth Melitta Künstler *27.12.1931 in Plauen; ✡April 1943 in Auschwitz

Beruf Schülerin; Landwirtschaftl. Praktikantin

Adressen Schönholthausen; Plauen; Wanne-Eickel; Neuendorf

Heirat 1.4.1959 in Hafez Hayim Josef Stiefel *20.10.1914 in Kassel; ✡ 18.3.2014 in Jerusalem

Kinder eins

Weiterer Lebensweg

1916 bis 1918 Hugo Künstler Lagerist in Würzburg, später Kaufmann u.a. in Plauen

10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ im KL Buchenwald

8.12. 1938 Entlassung aus dem KL Buchenwald mit der Auflage, Deutschland zu verlassen

17.5.1939 mit den Eltern und Schwester Ruth in Wanne-Eickel bei Minderheiten-Volkszählung

1.12.1940 Hugo Künstler aus dem kleinen Forst- und Ernteeinsatzlager bei Treplin in das Landwerk Neuendorf; Einsatz bei Forstfachwart Böttcher und in der Holzhandlung Bugk, Fa. Lorenz

17.12.1940 Rosa Künstler auch von Treplin in das Landwerk Neuendorf

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

1.11.1941 Irene aus Wanne-Eickel nach Neuendorf

13.12.1941 Schwester Ruth zusammen mit Großmutter Minna Hermanns aus Wanne-Eickel nach Neuendorf

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

19.4.1943 mit den Eltern, der Großmutter und Schwester Ruth auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Irene wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 41941 in den linken Unterarm tätowiert.

Vater Hugo wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 116 956 in den linken Unterarm tätowiert.

Rosa mit der Tochter Ruth und der Mutter vermutlich unmittelbar in die Gaskammern geschickt

14.7.1943 letzte Aktennotiz für Irene in Birkenau

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Zofia Posmysz:

„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

21./22.1. 1945 Ankunft in Loslau

31.10.1949 Einreise auf der SS נגבה

Wohnadresse 11 Israel Langaria St., Tel Aviv

Gedenken

1.4.1992 Pages of Testimony für die Eltern, die Schwester und Großmutter von Cousine Aufseeser

13.6.1994 Pages of Testimony für die Eltern, die Schwester und Großmutter Irina Yael Stiefel Künstler

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en1075332

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en906619

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en1096702

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5278212

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf

https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2

https://www.spiegel.de/geschichte/esther-bejarano-ist-tot-erinnungen-an-den-sommer-1945-a-06923ddf-6dc0-4c75-8136-011be044df7a

https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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