Bocian Gerd

Gerhard Gabriel Gerald Bocian

*17.9.1923 in Berlin; ✡9.2.2013 North Lauderdale, Florida

Staatsangehörigkeit staatenlos

Religion jüdisch

Vater Lewek Bocian *2.3.1897 in Strykow; ✡?

(„Mischehe“ der Eltern)

Mutter Frieda Klein *3.1.1897 in Berlin; ✡ ?

Geschwister

Rosa Bocian *3.7.1921 in Berlin; ✡?

Eva Bocian *1.10.1924 in Berlin; ✡?

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Berlin; Neuendorf;

Heirat 22.11.1945 in Berlin mit Ingeburg Franke *14.9.1923 in Herne; +22.9.2014 USA

Kinder

Deborah Bocian *7.2.1954; oo Aberbach

Sohn Bocian; oo Cindy Heyman *3.2.1954

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 mit den Eltern und beiden Schwestern in Berlin bei Minderheiten-Volkszählung 1939

1.5.1940 zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande. Der Gutshof gehörte zwei US-Bürgern, Erben des 1927 verstorbenen jüdischen Besitzers Hermann Müller, was ihn eine Zeitlang vor dem Zugriff des NS-Regimes schützte.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.

2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder

3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

Die Auflösung von Neuendorf, Forsteinsatzlager, Theresienstadt

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert;

10. 4.1943 Die Chaluzim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße

Als „Mischlinge“ oder „Geltungsjuden“ werden die Brüder Alfred, Erich und Kurt Wallach sowie Barak Paul Safirstein, Schoschana Rita Fränkel, Gert Bocian und Kurt Wolfsky nicht mit den 153 Neuendorfern auf dem 37. Osttransport über Berlin nach Auschwitz deportiert. Sie arbeiten zunächst weiter auf dem Hof. Die Deportierten werden durch verschleppte Ostarbeiter vor allem aus Russland, der Ukraine und Polen ersetzt.

September Verlegung der kleinen Gruppe der „Mischlinge“ in Forsteinsatzlager, die drei Brüder Wallach und Barak Safirstein kommen nach Jacobsdorf, wo „Lucy“ die Köchin ist; Gert Bocian und Wolfsky gehen nach Behlensdorf.

Winter 1943/1944 Verlegung in das Forsteinsatzlager Neumühle. Dort arbeiten sie zusammen mit den Schwestern Vera und Alice Bergmann, Marianne Rotstein und Johanna Kosterlitz, sowie Julius Kohn und Lutz Fink als Leiter.

Die Chawerim werden von Gad Beck besucht, der in Berlin mit Zwi Abramssohn im Untergrund lebte und mit Nathan Schwalb in Genf in Verbindung stand; er fordert sie auf, sich im anzuschließen

Erich Wallach berichtet über das Forsteinsatzlager Neumühle und die Verhaftung:
„Schließlich ging es uns ja nicht schlecht in Neumühle – bis wir alle im September auf die Polizeistation der Kreisstadt Frankfurt/Oder vorgeladen wurden.“

November 1944 wurden die Brüder Alfred, Erich und Kurt Wallach aus dem dem Polizeigefängnis in Frankfurt/oder zur geplanten Deportation in das Berliner Sammellager im Jüdischen Krankenhaus Iranische Straße verlegt;

die Brüder können mit Hilfe von Gad Beck fliehen und bis Kriegsende untertauchen.

Gad Beck wird zweitenmal verhaftet.

24. 11. 1944 Deportation von zwölf Geltungsjuden u.a. Gert Bocian aus dem Forsteinsatzlager Neumühle im 113. Theresienstadt Transport (I/119)

24.11.1944 Gerhard Bocian aus Neumühle nach Berlin mit 113. Alterstransport Berlin-Theresienstadt

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches für Ingeburg über das KL Ravensbrück, Malchow, Plau;
3. 5.1945 Befreiung von Inge durch US-Truppen in Lübz in Mecklenburg

9.5.1945 die Rote Armee erreicht Theresienstadt; Befreiung

22.11.1945 Eheschließung in Berlin; Angabe Arbeit in der Gutsverwaltung in Breddin

14.1.1946 registriert im DP Center Berlin

6.6.-18.6.1946 mit Ehefrau Inge auf dem US-Marinetransporter SS MARINE FLASHER von Bremen nach New York

1952 US- Citizenship US District Court, Brooklyn, New York

9.2.2013 Tod in North Lauderdale, Florida

Quellen

Mordechai Mal’an (Erich Wallach), Dies ist eine Geschichte über …; in: Erhard Wiehn, Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://yvng.yadvashem.org/ad

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/127212887?s=Franke%201923&t=228874&p=1

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/5022209?s=Bocian%201923&t=2546951&p=1

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/127213294?s=Bocian%201923&t=228891&p=2

Index to the Naturalization Petitions of the United States District Court for the Eastern District of New York, 1865-1957

Gedenkliste Herne, Die Opfer der Shoah in Herne und Wanne-Eickel undatiert

U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7125); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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