Hecht Carl

Carl Hecht

*16.5.1895 in Hebenshausen; ✡ 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Markus Hecht *3.5.1858 in Guxhagen; ✡2.10.1942 in Treblinka

Heirat der Eltern 14.11.1893 in Rotenburg

Mutter Julie Neuhaus *6.4.1868 in Baumbach; ✡ 29.1.1935 in Witzenhausen

Geschwister

Leopold Hecht *17.3.1904 in Witzenhausen; oo Frieda Katz; Emigration nach Ecuador

Beruf Büroangestellter; Revisor

Adressen

Heirat 1931 in Neustadt Sitta Stern *14.8.1902 in Neustadt, Marburg; ✡ 1943 in Auschwitz

Kinder

Rita Hecht *1.5.1933 in Witzenhausen; ✡ 1943 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 mit Frau und Tochter Rita in Witzenhausen bei Minderheiten-Volkszählung

22.2.1940 Carl Hecht von Witzenhausen gemeldet im Landwerk Neuendorf

Oktober 1940 Rita Hecht abgemeldet aus Witzenhausen zum Schulbesuch in Eschwege; Rita dort vermutlich bei Verwandten untergebracht

2.11.1940 Sitta Hecht von Witzenhausen gemeldet im Landwerk Neuendorf

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.

25.10.1941 die Eltern holen Tochter Rita aus Berlin (Waisenheim?) nach Neuendorf

17.12.1941 von Witzenhausen Carl und Sitta erneut abgemeldet ins Landwerk Neuendorf

2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder

3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 66 Frauennamen

7.4.1943 Zustellung der Transportlisten für Neuendorf

10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)

19.4.1943 Chawerim aus 10 jüdischen Einsatzlagern, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde auf dem 37. Osttransport von Berlin nach Auschwitz (Fabrikaktion)

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Auschwitz-Häftlingsnummer ?; er wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen

Schicksal des Vaters
7.9.1942 Transport des Vaters ab Kassel über Chemnitz  nach Theresienstadt, Ghetto


29.9.1942 Vater Markus auf Transport Bs von Theresienstadt nach Treblinka

Gedenken

25.3.1990 Page of Testimony für Carl Hecht von Chawer Eli Heimann

1946 Monument zum Gedenken an die zerstörte Synagoge und die ermordeten Juden aus Witzenhausen

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1068106

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de857696

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1068342

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1068204

https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/6/sn/juf?q=stern+raboldshausen

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://yvng.yadvashem.org/ad

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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