Ingelore Inge Kutzwor
*31.12.1924 in Seckenburg; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Leo Kutzwor *4.3.1899 in Hohenbruch, Labiau; ✡1942 in Auschwitz
Mutter Toni Elias *29.10.1899 in Osterode; ✡ 1943 in Auschwitz
Tante Hulda Davidsohn geb Kutzwor *9.9.1885 in Hohenbruch; ✡ USA
Geschwister
Susi Kutzwor *14.9.1921 in Seckenburg; ✡ 28.5.2004 in Berkeley
Marianne Ellen Kutzwor *5.6.1923 in Groß Kryszahnen; ✡ 1943 in Auschwitz
Beruf Landwirtsch. Praktikantin
Adressen Seckenburg; Neuendorf
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 Inge mit den Eltern und die Schwester Marianne in Seckenburg bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwester Susi in Berlin bei Tante Hulda Davidsohn bei Minderheiten-Volkszählung
Schwester Marianne, beide Eltern aus Seckenburg ins Landwerk Steckelsdorf
2.7.1940 Schwester Susi Kutzwor aus Seckenburg als erste zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande
24.3.1941 Inge aus Seckenburg folgt Susi zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder
3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau
13.7.1942 Deportation von Schwester Marianne mit den Chawerim aus Steckelsdorf über Magdeburg Leipzig/Chemnitz nach Auschwitz
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
26.2.1943 beide Eltern deportiert auf dem 30. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 66 Frauennamen
7.4.1943 Zustellung der Transportlisten für Neuendorf
10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)
19.4.1943 Chawerim aus 10 jüdischen Einsatzlagern, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde auf dem 37. Osttransport von Berlin nach Auschwitz (Fabrikaktion)
Esther Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.
20. 4. 1943 Ankunft von Susi und Inge Kutzwor in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Schwester Susi wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 41939 in den linken Unterarm tätowiert; sie wird zur Zwangsarbeit ins Auschwitzlager Birkenau eingewiesen
27.4.1944 letzte Aktennotiz von Schwester Susi in Auschwitz
Tod in Auschwitz
3. 5.1945 Schwester Susi Befreiung durch US-Truppen in Lübz in Mecklenburg
12.3.1946 Schwester Susi in Berlin gemeldet
13.-23.5. 1946 Schwester Susi auf der USS MARINE PERCH von Bremen nach New York
Gedenken
–
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1097344
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1097045
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de907157
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1097332
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420711-Magdeburg10.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11213613
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013