Gerhard Georg Heilborn
*13.1.1921 in Breslau; ✡ in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Eltern unsicher
Vater Artur Heilborn *27.3.1872 in Breslau; ✡?; in Treblinka
Mutter Gertrud Brinitzer *7.2.1884 in Breslau; ✡ in o
Geschwister
Schwester Heilborn überlebt in England
Beruf Schlosser
Adressen Breslau; Pillgram; Bielefeld
Heirat ledig
Kind –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Breslau bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwester Edith mit beiden Eltern in Breslau bei Minderheiten-Volkszählung
Forst- und Ernteeinsatzlager Pillgram (bestand von April 1940 -1942/43)
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6)
März 1940 erfolgte wegen der räumlichen Enge der Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a. Dort bestand eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD.
23.3.1940 Gerhard Heilborn wechselt in das neue errichtete Lagerin der Schloßhofstraße 73a

6.4.1940 Wechsel in das Lager Pillgram bei Frankfurt/Oder

7.5.1940 Rückkehr von Pillgram mit Max Katzenstein
9.7.1941 ist er mit Freund Paul Hoffmann zur Geburtstagsfeier von Lotte Windmüller eingeladen.
Daniel Hoffmann schreibt:
„Lotte Windmüller lädt Paul zu ihrer Geburtstagsfeier in die Pension von Johanne Peppmöller in Bielefeld ein. Weitere Gäste sind Pauls Freund Gerhard Heilborn (*1921 in Breslau), Gerhard Nelson (*1921 in Freiburg) sowie als Freundinnen aus Bielefeld Hildegard Blank (*1923 in Horn/Lippe) und Ursula Gottschalk (*1923 in Bielefeld).„
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
Herbst 1942 Errichtung von Baracken für junge Familien auf dem Gelände.
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 ab dem Güterbahnhof Bielefeld für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit den 69 Insassen des Lager Bielefeld Schloßhofstraße und allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn. Gerhard Heilborn sitzt während der Fahrt neben Paul Hoffmann
3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;
Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Gerhard H. eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, auf LKW in die Quarantäneblöcke des „Arbeitslager Buna“ gebracht; Tätowierung der „nichtarischen“ Häftlinge, er bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer in den linken Unterarm tätowiert
Gerhard Heilborn kommt mit Herbert Lichtenstein nach Jawischowitz: Nur Herbert Lichtenstein überlebt aus dieser Gruppe. Daniel Hoffman, Sohn von Paul Hoffmann schreibt:

Gedenken –
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de854722
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Daniel Hoffman, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998