Blaustein Tobias

Tobias Blaustein

*28.11.1896 in Skalat, Tarnopol; ✡ 28.2.1993 in Frankfurt

Foto Jürgen Nitsche

Staatsangehörigkeit UdSSR; Ukraine; staatenlos

Religion jüdisch

Vater Benjamin Blaustein 15.6.1863 in Zbaraz, Tarnopol; ✡1950 in Israel

Mutter Zipora Morgenroth*15.4.1873 in Skalat ✡ in o

Geschwister

Rifka Blaustein *1898;  und zwei weitere

Beruf Buchhalter

Adressen Skalat; Chemnitz, Humboldtstraße 63, Jakobstraße 8; Bielefeld; Heidenoldendorf, Uferweg 342

Heirat 1926 Elisabeth Lentzsch *6.3.1900 in Burgstedt, Chemnitz (nicht priv. Mischehe); 1975 ✡in Kassel

Kinder

Eleonore Blaustein *21.8.1923 in Chemnitz; ✡21.1.2019 in Dayton; oo David Krongold

Erich Blaustein *19.9.1926 in Chemnitz

Hanna Blaustein *14.12.1939 in Chemnitz; oo Smith

Weiterer Lebensweg

1915 als Soldat der österr. Armee an der Grenze zu Italien eingesetzt; („Kamerad Schnürschuh“); Rückkehr nach Berlin als Offizier

Januar 1919 als Soldat eines Freicorps bei der Niederschlagung des Spartakisten-Aufstandes in Berlin

Seit 1923 Mitglied der SPD

1930 Buchhalter bei Warenhaus Leonhard Tietz in Chemnitz

Bis 1933 wohnt Blaustein zusammen mit KPD-Stadtrat (später Chemnitzer Oberbürgermeister) Max Müller in der Humboldtstraße 63

193 wird ihm die Wohnung gekündigt er zieht in die elterliche Wohnung Jakobstraße 8, nachdem sein Vater nach Palästina emigriert war; Vermieter und Hauseigentümer in der Jakobstraße 8 ist Arthur Zweiniger

Ein Bruder und zwei Schwestern emigrieren nach Palästina

1937-Jan. 1940 in Chemnitz

10.11.1938 Verhaftet im Novemberpogrom,

„Schutzhaft“ im KL Buchenwald; Häftlingsnummer 24197

14.1.1939 entlassen aus Buchenwald

1939 Gelistet in der Auswandererdatei der Gemeinde Leipzig

17.5.1939 in Chemnitz mit Frau, Sohn Erich und Tochter Eleonore bei Minderheiten-Volkszählung

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d zu­nächst ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6);

Dezember 1939 Tobias Blaustein in Chemnitz als Staatenloser, als feindlicher Ausländer (?) verhaftet. Auf Intervention seines Freundes und Vermieters Arthur Zweiniger freigelassen mit der Auflage, Chemnitz in einer Woche zu verlassen; Zweiniger bat daraufhin den Chemiefabrikanten Dr. Hans Custodis in Bielefeld, einen ehemaligen Kriegskameraden, um Hilfe. Dieser beschaffte ihm bei der RVJD Geschäftsstelle in Bielefeld einen Wohnplatz in der Koblenzer Straße 4 .

Januar 1940 Blaustein als Transportarbeiter der Firma Custodis ins Lager Koblenzer Straße 4

März/April1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

23.4.1940 Blaustein wechselt in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a

 Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt. Blaustein bei Dr. Custodis und bei Nebelung

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

19.4.1940 Passausstellung in Bielefeld

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

Trotz einiger Anfragen aus Chemnitz bei der Gestapo in Bielefeld bekam er in der Folgezeit eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und konnte seine Familie nachholen.

28.8.1941 Sohn Erich Blaustein aus Chemnitz ins Jü­di­sche Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld

17.3.1942 Sohn Erich Blaustein aus dem Lager Bielefeld zurück nach Chemnitz, Jakobstraße 8

Herbst 1942 Errichtung von Baracken für junge Familien auf dem Gelände.

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz; Tobias Blaustein bleibt verschont („Mischehe“)

1.3.1943 Adolf Stern als Leiter des RVJD Westfalen

10.4.1943 Verlegung in die Detmolder Straße 4 (Judenhaus?)

September bis Dezember 1944 in der Mischehen-Aktion ins Arbeitslager der „Organisation Todt“ Oberlockwitz, Sitzendorf, Saalfeld-Rudolstadt

Dez.1944-Febr. 1945 in Bielefeld

Februar 1945 Deportation nach Theresienstadt mit Transport XI/5 Münster -Bielefeld

8.5.1945 die Rote Armee erreicht Theresienstadt

Mai 1945 -August 1949 Heidenoldendorf, Uferweg 342, Kreis Detmold

28.5.1962 zu Besuch nach New York

Gedenken

5.10.2020 Stolperstein für Tobias Blaustein in Chemnitz, Altchemnitzer Straße 4

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

https://www.chemnitz.de/chemnitz/de/unsere-stadt/geschichte/stolpersteine/2020_blaustein.html

https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/kataloge-datenbanken/biographische-datenbanken/max-mueller

https://sachsen.digital/werkansicht/23375/806?tx_dlf_navigation%5Bcontroller%5D=Navigation&cHash=5e50b1e75561f14c3c41c59566a2087a

https://sachsen.digital/werkansicht/23375/802?tx_dlf_navigation%5Bcontroller%5D=Navigation&cHash=fe89fb923d191bc95ec9f619e6499745

https://de.wikipedia.org/wiki/Max_M%C3%BCller_(Politiker,_1899)

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/78943319

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5020594

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Dessauer&s_firstName=&s_place=Gelsenkirchen&s_dateOfBirth=&cluster=true

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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