Heilbruner Rolf

Rolf Heilbruner/Heilbrunner

*1.2.1924 in Freiburg; ✡ 1997

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Oskar Heilbruner *12.1.1881 in Sulzburg; ✡ 17.8.1956 in Freiburg

Mutter Emma Schaudt *9.4.1897 Christin; ✡ 1981 in Freiburg

Sogenannte „privilegierte Mischehe“

Die Eltern 1952

Die Geschwister des Vaters

Onkel Eduard Bruno Heilbruner *11.5.1876 in Sulzburg; oo Lina Levy *20.3.1884

Onkel Julius Heilbruner *4.7.1874 in Sulzburg; oo Sofie *29.9.1870

Tante Marie Heilbruner *3.5.1888 in Sulzburg; ✡ 6.2.1942 in Gurs; oo Siegfried Nelson

Tante Ida Heilbruner *17.10.1890 in Sulzburg; ledig

Cousin Gerhard Nelson *23.11.1923 in Freiburg; ✡ 1989

Geschwister

Max Heilbruner *8.2.1920 in Freiburg; ✡ unbekannt

Nelly Rita Heilbruner *19.7.1926 in Freiburg; ✡2002 in Freiburg; oo Gremmelspacher

Edgar Heilbruner *20.3.1933 in Freiburg; ✡ unbekannt

Horst Heilbruner *10.11.1935 in Freiburg; ✡ unbekannt

Beruf Hilfsarbeiter

Adressen Freiburg, Elsässer Straße 27 a

Heirat nach 1945; Gertrud Iseler verw. Rosenberger *28.3.1923 in Freiburg

Kind

Adoptivsohn Wolfgang Rosenberg -Isele-Heilbronner *24.1.1944 in Freiburg

Weiterer Lebensweg

Ostern 1930 Einschulung in Zähringen, Freiburg

24.1.1935 Passausstellung für Rolf Heilbruner in Freiburg

14.2. -24.2.1935 Rolf Heilbruner mit einem organisierten Kindertransport auf der SS NEW YORK von Hamburg nach New York;

Heimatadresse Vater Oskar Heilbrunner, Zähringen, Freiburg

Schulbesuch in den USA Middle School, Junior Highschool

Rückkehr nach Deutschland

17.5.1939 in Freiburg bei der Minderheiten-Volkszählung

Mit Bruder Max nach Hamburg, vermutlich zu einem Hachschara-Vorbereitungslehrgang

1939 -1941 Zwangsarbeit in Berlin

1940 die Geschwister Edgar, Nelly, Oskar und Rolf Heilbrunner auf der Deportationsliste, sie wurden aber als „Mischlinge“ wieder gestrichen

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

12.4.1941 Cousin Gerhard Nelson kommt aus Gut Skaby ins Umschulungs- und Einsatzlager Bielefeld

19.4.1941 Rolf Heilbruner aus Freiburg ins Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld; eine Absprache der beiden ist zu vermuten

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nennung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

19.8.1941 abgemeldet aus Bielefeld in das Forsteinsatzlager Schönfelde Mark

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

1942 -1944 Freiburg

1944 bis zur Befreiung KL Rouen, Außenlager des KL Buchenwald; 500 Häftlinge der V. SS-Baubrigade in Rouen wurden für den Bau von Abschussbasen für die V1- und V2-Raketen eingesetzt

23. und 25.4.1944 bei allierten Luftangriffen in Rouen kommen 14 Häftlinge um

30.8.1944 Befreiung von Rouen

Oktober 1945 wieder in Freiburg, Gresserstraße 9

9.7.1948 Antrag auf Unterstützung durch die IRO zur Ausreise in die USA oder Palästina

Die Familie in Freiburg

10.11.1938 Bruder Max in der Pogromnacht verhaftet; „Schutzhaft“ im KL Dachau

6.12.1938 Entlassung Bruder Max aus Dachau, Häftlingsnummer 19912 (unsicher)

1938 Arisierung des väterlichen Schrotthandels

1939 Vater übernimmt die Verwaltung des jüdischen Friedhofs in Freiburg, Elsässer Straße 57

Schulausflug der jüdischen Zwangsschule 1939, Schwester Nelly vorn rechts

Die Bürckel-Wagner-Aktion in Baden

22.10.1940 350 Freiburger, insgesamt 6500 Juden des Saarlandes, der Pfalz und Baden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportiert in der „Bürckel-Wagner-Aktion“; die Familie Heilbruner bleibt als sogenannte „privilegierte Mischehe“ verschont.

Die Geschwister Edgar, Nelly, Oskar und Rolf Heilbrunner stehen zunächst auf der Deportationsliste, sie wurden aber als „Mischlinge“ wieder gestrichen.

Deportiert werden aus Freiburg nach Gurs die Onkel Julius und Eduard Heilbruner mit ihren Ehefrauen Lina und Sophie, die ledige Tante Ida sowie die Tante Marie Nelson geb. Heilbruner

März 1941 Verlegung verschiedener Gruppen aus Gurs in andere Lager: Betagte Menschen kamen nach Noé, Schwerbehinderte nach Récébédou, Familien in das sogenannte  ‚Familienlager‘ Rivesaltes

Verlegung von Eduard und Lina Heilbruner in das Lager Recebedou

6.2.1942 Tod der Tante Marie Nelson geb. Heilbruner in Gurs

10.8.1942 die Verwandten Heilbruner von Drancy nach Auschwitz deportiert

27. 11.1944 Haus der Familie Heilbruner in der Bombennacht zerstört; sie hatten im Verwaltungsgebäude des jüdischen Friedhofs in Freiburg gewohnt

Dezember 1944 Flucht in die Illegalität der Eltern mit den Geschwistern Nelly, Edgar und Horst von der Elsässerstraße 57 in Freiburg nach Bollschweil auf den Bauernhof der Agatha Burgert, wo sie sich bis zum Kriegsende versteckt halten konnten

Gedenken

20.3.2016 Pages of Testimony für Onkel Eduard und Frau Lina von Enkelin Catalina Sont Heilbruner

2005 Gedenktafel am Gebäude der Sparkassenfiliale in Freiburg, Elsässerstraße 54

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

https://www.geschichtswerkstatt-fr.de/fileadmin/medien/Bild/Schicksale/Schicksale/Heilbrunner__Nelly_70x155_ENDEND_klein_gepixelt_2305843009215218420_.pdf

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 5610); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Historische Fotos: Privatbesitz der Nachkommen: Ruth Beck, Wiltrude Hene Lavelle

und der Familie Hartmann

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/79171605

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/79200112

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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