Julius Sommerfeld
*25.5.1894 in Tondern, Dänemark; Überlebender; ✡ unbekannt
Staatsangehörigkeit dänisch
Religion jüdisch
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Geschwister unbekannt
Beruf Bauarbeiter
Adressen Gladbeck; Westerholt, Auguststraße 7, Hasseler Weg 10
Heirat Sophie Kroll *27.7.1888 in Pleschen, Ostrau; 1971 in Westerholt
Jüdisch-christliche Mischehe, nach NS Kategorie „privilegierte Mischehe“, da Sohn Heinz christlich erzogen wurde
Kinder
Heinz Sommerfeld *5.10.1921 in Gladbeck; ✡1950
Weiterer Lebensweg
5.10.1921 Geburt des Sohnes in Gladbeck
September 1927 von Gladbeck nach Westerholt, Auguststraße 7
April 1929 Umzug zum Hasseler Weg 10
1933 lebten noch in Westerholt die Familien Cohen, Sommerfeld, Zwiebel und Heinrich Hirsch
Hans-Heinrich Holland schreibt:
„Die Sommerfelds lebten sehr zurückgezogen. Julius Sommerfeld wurde, wenn er mit seinem Fahrrad durch die Straßen fuhr, oftmals beschimpft.“
17.5.1939 mit Ehefrau und Sohn in Westerholt bei der Minderheiten-Volkszählung
September 1944 „Mischlingsaktion“: Ehepartner aus „nicht privilegierten Mischehen“ werden nach Kassel in Arbeitslager der Bauorganisation Todt (OT) deportiert


20.2.1945 55 Deportierte auf dem westfälischen Transport XI/5 von Münster-Bielefeld nach Theresienstadt, zumeist Partner aus Mischehen in Westfalen; Julius Sommerfeld und Ludwig Weiss sind die einzigen aus dem Vest Recklinghausen
13.-20.2.1945 deportiert Transport XI/5 nach Theresienstadt.

Die damals 14 -jährige Ruth Ehrmann – mit ihrem Vater Wilhelm und zwei Brüdern ebenfalls nach Theresienstadt deportiert – berichtet:
„Sieben Tage dauerte es bis nach Theresienstadt, denn es gab Bombardierungen, wir wurden aus dem Zug rausgeholt. Wir waren in einem Waggon, ich weiß nicht wieviele wir waren, in der Mitte stand ein Eimer für unsere Bedürfnisse, aber wir hatten viel Glück, dass es viele Alarme gegeben hat, dann hielt der Zug an, und wir konnten raus gehen und uns entleeren. […] Uns hat man gesagt, wenn einer fehlt, würde man alle töten. […] Wir kamen in Theresienstadt an, erreichten Bauschowitz, es war ein Abend, eine Dunkelheit. Man sagte uns: lasst eure Sachen, wir werden sie euch bringen. Wir marschierten nach Theresienstadt […] Winter, kalt. Schnee. Wir erreichten Theresienstadt, und die Menschen wurden getrennt, Männer separat, Frauen separat […] Wir gingen die ganze Zeit unter der Schleuse, wo man Dich sauber macht, Dich mit Lysol besprenkelt, und Dich rasiert, mir schnitt man meine Zöpfe und alle diese Sachen, damit wir absolut sauber werden, dass wir keine Krankheiten reinbringen. Und das, ich erinnere mich – als wäre es heute gewesen – dass es vier Uhr morgens war, als es endete.“

Ende April 1945 die SS räumt das Ghetto und überlässt die Verwaltung dem Roten Kreuz
8.5.1945 Ankunft der Roten Armee in Theresienstadt, Befreiung
1945 Rückkehr nach Westerholt, Hasselerweg 10
1950 Tod von Sohn Heinz
Julius Sommerfeld erhielt eine „Wiedergutmachung“ für rassisch Verfolgte.
1971 Tod der Ehefrau in Westerholt
Nach 1971 Umzug von Julius Sommerfeld zu Verwandten nach Gladbeck
Gedenken
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Quellen
Hans-Heinrich Holland, Materialien zur Geschichte der jüdischen Einwohner Hertens, Herten 1998
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/XI5-3.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5082986