Irmgard Irma Zimmt geb. Leeser
*8.6.1913 in Osnabrück; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Adolph Leeser *2.12.1884; ✡1943 in Auschwitz
Heirat der Eltern 20.8.1912
Mutter Johanna Levy *22.2.1882 in Essen; ✡ in
Geschwister
Beruf Sekretärin, Stenotypistin
Adressen Osnabrück; Bielefeld, Judenhaus Lützowstraße 10

Heirat 2.1.1942 in Bielefeld Georg Zimmt *20.10.1895 in Schrimm; ✡ 1943 in Auschwitz
Kinder
Weiterer Lebensweg
Vater Adolph Adolf Leeser war Prokurist des Kaufhauses „A. Alexander & Co“ in Osnabrück
Ecke Johannisstraße/Seminarstraße
10.11.1938 Georg Zimmt verhaftet im Novemberpogrom,
12.11.1938 „Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 28654
6.12.1938 sein Arbeitgeber, Herr H.Ruben, Inhaber der Bekleidungsfabrik Fa. Machol & Levin schickt 15 RM als Reisegeld nach Buchenwald
12.12.1938 Georg Zimmt entlassen aus Buchenwald
Durch die Arisierung der Firma Machol & Levin verlor Georg Zimmt seine Stellung als Geschäftsführer und Prokurist, bis zur Deportation 1943 war er als Fabrikarbeiter tätig.
17.5.1939 mit beiden Eltern in Osnabrück bei der Minderheiten-Volkszählung
Mai 1939 Irmgard Leeser als Sekretärin in der Bezirksstellenach Bielefeld
18.10.1941 Schwägerin Erna Brinitzer geb Zimmt deportiert von Berlin ins Ghetto Lodz
2.1.1942 Heirat in Bielefeld mit Georg Zimmt
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz.“

2.3.1943 Deportation ab Bielefeld zusammen mit Ehemann Georg Zimmt, sowie den RVJD-Mitarbeitern aus der Bezirksstelle in Bielefeld der Buchhalterin Lina Feldheim, Registrator Alfred Lebach sowie aus der Verwaltungsstelle Dortmund der Büroangestellte Fritz Wolff und mehrere Vertrauensmänner aus Westfalen. Ebenfalls auf diesem Transport, aus Osnabrück nach Bielefeld verbracht, ihre Eltern Adolph und Johanna Leeser. Somit liegt die Vermutung nahe, dass sie ihre Eltern begleiten wollte.
2.3.1943 ab dem Güterbahnhof Bielefeld für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit den 69 Insassen des Lager Bielefeld Schloßhofstraße und allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn.
3.3.1943 Ankunft und Selektion der ‚Alten Rampe‘ am Güterbahnhof von Auschwitz;
Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Georg Zimmt eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, auf LKW in die Quarantäneblöcke des „Arbeitslager Buna“ gebracht; Tätowierung der „nichtarischen“ Häftlinge, Zimmt bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 105067 in den linken Unterarm tätowiert
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Irma Zimmt gehörte wohl dazu.
1943 Tod von Irma Zimmt in Auschwitz
Georg Zimmt soll laut Paul Hoffmann in „Lebensspuren meines Vaters“ nach einer Selektion noch im Frühjahr 1943 in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau umgekommen sein.
Paul Hoffmann schreibt in einem aus Auschwitz herausgeschmuggeltem erhaltenen Brief an Johanne Peppmöller im Juli 1943:
„Hier sind nur noch wenige von unseren Bielefeldern, denn die meisten sind schon gleich in den ersten Wochen zusammengebrochen, um dannn in ein anderes Lager transportiert zu werden, wo sie die restlichen Tage des Lebens verbringen. Zu diesen gehört auch Herr Wachsmann, Neustädter, Zimmt, Feldheim und viele Jungens aus unserem Umschulungslager. Ich werde mich so leicht nicht unterkriegen lassen.“
Gedenken
2010 Stolpersteine für Irmgard Zimmt und ihre Eltern in Osnabrück, Lange Straße
Stolpersteine für Irmgard und Georg Zimmt in Bielefeld Arndtstraße 4a
Page of Testimony
Quellen
http://www.stolpersteine-bielefeld.de/das-projekt-stolpersteine/downloads/Biographie%20Zimmt.pdf
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_430302-o1.html
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/7491553
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de997524
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de911184
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de911113
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de911189
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Hartmann, Jürgen, Die Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Bielefeld 1939-1943, in: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte, 25/2021, S. 68-151. URL
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag, 2007, S. 171
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998