Altgenug Heinz

Heinz Karl Altgenug

*7.8.1922 in Norden; ✡ 1.5.1943 ertrunken auf der SS ERINPURA

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Levi Moses Erich Altgenug *4.11.1890 in Norden; ✡nach Nov. 1941 im Ghetto Minsk

Mutter Erna Kirstein *20.11.1891 in Ilmenau; ✡nach Nov. 1941 im Ghetto Minsk

Großmutter Betty Hartog Schulenklopper *25.6.1863 in Norden; ✡19.11.1943 in Shanghai

Onkel

Hartwig Altgenug (Zwi Aloni) *14.9.1892 in Norden; ✡4.1.1970 in Israel; oo Gertrud (Jochewed) Goczszewski (1894-1959); Kinder Hartwig (1922), Hermine (1923), Gerda (1927)

Weitere Verwandte aus Norden

Josef Altgenug *16.1.1889 in Norden; ✡nach 28.7.1942 im Ghetto Minsk

Samson Altgenug *25.1.1890 in Norden; ✡nach 28.7.1942 im Ghetto Minsk

Geschwister fraglich zwei; laut Page of Testimony

Beruf Fahrer

Adressen Norden; Berlin, Sybelstraße 27

Heirat ledig

Kinder

Die Pogromnacht in Ostfriesland

10.11.1938 Verwandte wie Josef, Samson Altgenug in Norden inhaftiert; „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen

10.11.1938 Onkel Hartwig in Berlin inhaftiert; „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen

Oldenburger Landrabbiner Leo Trepp erinnert sich:

 „Noch am 11. November wurden etwa 1.000 jüdische Ostfriesen, Oldenburger und Bremer mit dem Zug über Berlin nach Oranienburg gebracht. Hier wurden sie in der Nacht zum 12.11.1938 von SA‐Männern aus den Zügen und anschließend im Laufschritt in das etwa 2 km entfernte Konzentrationslager Sachsenhausen getrieben. Auf den zwei Kilometern biszum Lager waren schon vier Tote zu beklagen. Anschließend mussten die Juden 24 Stunden auf dem Sammelplatz stehen und wurden dann in eine Baracke geführt, wo sie sich vollkommen ausziehen mussten. Geld und Wertsachen wurden ihnen gegen Quittungabgenommen und ein Personalbogen musste ausgefüllt werden, der zwei Vermerke hatte: Entlassen am …,gestorben am … Die Juden blieben bis Dezember 1938 oder Anfang 1939 in den Lagern inhaftiert. Nach und nach wurden sie wieder freigelassen, nachdem sie sich zurAuswanderung verpflichtet hatten.“

Flucht nach Shanghai

24.2.1939 Großmutter Betty mit Onkel Hartwig dessen Ehefrau Gertrud und Gerda Altgenug auf dem Frachter SS USARAMO von Italien nach Shanghai

1939 Onkel Hartwig im jüdischen Adressbuch von Shanghai

21.3.1940 Ankunft in Haifa von Hartwig und Gertrud Altgenug mit Tochter Gerda; Einreise mit Kapitalisten-Zertifikat A (1), die Großmutter verbleibt in Shanghai und verstirbt dort am 19.11.1943.

Weiterer Lebensweg

1937 Umzug der Familie von Norden nach Berlin in das Gartenhaus in der Sybelstraße 27

Die Hachschara-Lehrstätte der RVJD in Berlin-Niederschönhausen

Mai 1938-1939 Heinz Altgenug besucht die 1934 von der Schulabteilung der Reichsvertretung der Juden in Deutschland (RVJD) eröffneteLehrwerkstatt in Berlin-Niederschönhausen in der Hermannstraße 64; dort erlernen die Jugendlichen das Schlosser- und Tischlerhandwerk. Die Tagesschule und ein angeschlossenes Heim waren 1936 in Niederschönhausen eröffnet worden.

17.10.1938 Ankunft in Haifa des Cousin Helmut aus Berlin mit Studenten-Zertifikat B III des Hechaluz

6.3.1939 Ankunft in Haifa von Cousine Hermine Altgenug aus Berlin mit Studenten-Zertifikat B III des Hechaluz

17.5.1939 in Berlin mit den Eltern bei Minderheiten-Volkszählung

1939 Heinz Altgenug auf Alija nach Palästina

Der Untergang der SS ERINPURA

Freiwillige Einschreibung als Fahrer des Royal Army Service Corps; 462. Gen. Transport Coy; die Einheit war 1941 an der Besatzung der libyschen Stadt Tobruks beteiligt und kämpfte in der Schlacht von El Alamein, bei der die britischen Streitkräfte zusammen mit ihren Verbündeten die deutschen und italienischen Truppen schlugen. Nach Aufenthalten in verschiedenen nordafrikanischen Städten sollten die Soldaten nach Malta verslegt werden

Die SS ERINPURA als Kommandoschiff eines Geleitzuges mit 11 Kriegs- und 23 weiteren Schiffen.

1.5.1943 19.50 Uhr Angriff durch ein Geschwader von 18 deutschen Jagdbombern vor Bengasi/Libyen: Der britische Tanker SS BRITISH TRUST explodiert durch eine Luftmine. Die SS ERINPURA kentert fünf Minuten nach einem Bombentreffer.

Von den insgesamt 1.215 Männern an Bord der SS ERINPURA (334 jüdische Soldaten und 881 Basotho wurden nur 273 gerettet; 138 jüdische Soldaten ertrinken, zwei versterben später an ihren Wunden

1.5.1943 ertrunken im Mittelmeer auf der SS ERINPURA, einem britischem Marine-Transporter

Die Deportationen nach Minsk

1940/41 Zwangsarbeit des Vaters in Berlin in den Gummiwerken FROMM (Kondome)

11. 11.1941 nach Ankündigung der Deportation erlitt der Vater Levy Altgenug einen schweren Nervenzusammenbruch. Sein Arzt Dr. Julius Herzog bescheinigte ihm:

»Herr Levi Altgenug, Berlin-Charlottenburg Sybelstraße 27, hat gestern einen schweren Nervenzusammenbruch erlitten; er ist dadurch völlig außerstande seine Angelegenheiten zu ordnen und muß dauernd unter der Pflege und Wartung seiner Frau im Bett bleiben.«

14.11.1941 beide Eltern dennoch aus Berlin deportiert ins Ghetto Minsk

Gedenken

8.3.1992 Page of Testimony für Heinz von seiner Tante Anne KIrstein

Frühjahr 2011 Stolperstein für die Eltern Erna und Levy Altgenug in Norden

Athens Memorial der Royal Army auf dem  Phaleron Soldatenfriedhof in Athen

Quellen

Meir Halevi Gover, Six sunken vessels in jewish history 1944-1944; 2022

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en1050934

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en1050922

Sabine Küntzel, Biografie der Familie Levy und Erna Altgenug; Link: http://www.berlin-minsk.de/print.php?newgb_id=33

Athens Memorial, Commonwealth Kriegsgräber, 1914-1921, 1939-1947 – Heinz Karl Altgenug

https://www.cwgc.org/find-records/find-war-dead/casualty-details/2105465/heinz-karl-altgenug/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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