Kann Johanna

Johanna Kann geb. Marx

*4.3.1894 in Emmelshausen; ✡ 30.7.1944 in Riga Strasdenhof;

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater unbekannt Marx

Mutter unbekannt

Geschwister unbekannt

Beruf Hausfrau

Adressen Hohenlimburg; Bonn, Kasernenstraße; Halsenbach, Emmelshausen, Hunsrück; Köln, Lütticher Straße 30

Artur, Max und Johanna Kann; Fotos privat, Artur Kann

Heirat Max Kann *21.12.1891 in Hohenlimburg; ✡ 30.7.1944 in Riga Strasdenhof

Sohn

Artur Kann *5.2.1923 in Bonn; ✡18.8.2000; oo Ruth Seif *20.4.1922 in Berlin; Tochter Manuela *6.3.1947; 2. Ehe Plagge

Weiterer Lebensweg

Max Kann Textilgroßhändler in Bonn

1923 Aufbau einer Strickwarenfabrik in Halsenbach, Hunsrück

1933-1937 Sohn Artur Gymnasialschüler in Boppard

10.11.1938 Ehemann verhaftet vom Ortspolizisten Dehrendorf im Novemberpogrom, Gefängnis in Koblenz

15.11.1938 „Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer

26.11.1938 Ehemann entlassen aus dem KL Dachau, nach anderen Angaben erst Anfang Januar 1939

2.6.1939 Arisierung der Strickwarenfabrik an das NSDAP-Mitglied Eugen Feiden

Umzug nach Köln

April 1939 Umzug der Familie nach Köln

Artur hatte sich vom Betrieb zwei Handstrickmaschinen und eine Nähmaschine mitgenommen und strickte in der ersten Zeit Pullover, um sie zu verkaufen.

Max Kann zur Zwangsarbeit bei einer Straßenbaufirma eingewiesen.

1939 Ausbildung von Artur Kann in der Handwerkerschule der Synagogengemeinde in Köln. Er war aber nicht im jüdischen Lehrlingsheim Agrippastraße, sondern wohnte bei den Eltern Nach der Ausbildung für ein Unternehmen für Schweißarbeiten (Dipl. Ing. Fritz in Köln-Kalk), als Schweißer auf Montage tätig, wie viele andere Jugendliche aus der Kölner Lehrwerkstatt als Schweißer z.B. beim Bau der Rheinbrücke in Köln-Rodenkirchen

Die Deportation nach Riga

November 1941 Deportationsbefehl der Gestapo; ursprüngliche Abfahrt 8.12.1941 nach Auschwitz

6.12.1941 Sammellager Messehallen Köln Deutz

Sohn Artur in einer Gruppe von sechs Jugendlichen aus der Firma Fritz (Helmut Roelen, Max Leib, Heinz Baermann, Rudi Billig, Alex Salm); Rudi Billig wird am Bahnhof Deutz zusammengeschlagen

7.12.1941 deportiert mit Ehemann Max und Sohn Arthur, mit 1011 Juden aus Köln nach Riga

12.12.1941 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga;

Sohn Artur mit anderen Jugendliche eingeteilt zum Ausladen des Gepäcks

Unterbringung in der Kölner Straße,

13.12.1941 Sohn Artur auf 18 km Fußmarsch von 500 jungen Männern aus dem Ghetto Riga zum Aufbau des Lagers Salaspils, mit den Freunden aus Köln: Helmut Roelen, Max Leib, Heinz Baermann, Rudi Billig, Alex Salm; alle sechs haben überlebt!

Verzeichnis der Personen, die am Montag, dem 10.8.42 im Gewerbebetrieb eingestellt sind

10.8.1942 Max Kann und Ehefrau auf der Liste der im Gewerbebetrieb im Ghetto Riga Beschäftigten; Max Kann leitet die Näherei, die Wehrmachtsuniformen flickte, sicherlich aufgrund seiner Kenntnisse für Textil- und Strickwaren.

Juli-2. 11. 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

3. November 1943 große Selektion zur definitiven Auflösung des Ghetto Riga;

Außenkasernierung Strasdenhof des KL Kaiserwald in Riga

Max und Johanna Kann gehen mit der gesamten Näherei aus dem „Gewerbebetrieb“ unter Umgehung des KL Kaiserwald direkt in die Außenkasernierung in Riga Strasdenhof in der Widzemer Chaussee, wo eine Näherei in einer ehemaligen Nähgarnfabrik eingerichtet wird, die wiederum für die Wehrmacht arbeitet. Max Kann als fachlicher Leiter dieser Näherei, die einem Letten namens Johnson unterstand. Für das Lager Strasdenhof war das Reichskommissariat Lettland zuständig. Die Wachmannschaft bestand aber aus SS-Leuten unter dem Kommando von SS-Mann Döring und seinem Stellvertreter dem berüchtigten SS-Scharführer Hoffmann.

Einer der zwei Lagerältesten im Strasdenhof war Ludwig Miltenberg

1943/1944 Artur Kann zwischenzeitlich als Handwerker im KL Kaiserwald eingesetzt

31.12.1943 Artur Kann Zeuge der Ermordung des Leiters der Riga Ghetto-Polizei Gustav Haar

1944 kommt er dann aber wieder mit seinen Eltern im Strasdenhof zusammen, da ihn der lettische Lagerleiter Johnson als seinen persönlichen Automonteur anfordert.

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli 1944 Tod von Max und Johanna Kann bei der Selektion in Riga- Strasdenhof aller über 30-Jährigen bei der Liquidierung des KL Kaiserwald. 300 Männer und Frauen über 30 zunächst in einem ausgeräumten Saal der Kabelfabrik gesammelt, dann auf LKW verladen und vermutlich im Juli 1944 im Wald von Rumbula ermordet. Strasdenhof war das einzige Außenlager des KL Kaiserwald, in dem alle über 30-Jährigen ermordet wurden.

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

10.3.1945 Sohn Artur befreit in Lanz bei Lauenburg durch die Rote Armee

Rückkehr von Artur Kann und Wiederaufbau der Fabrik in Emmelshausen

Ruth Seif -Kann emigriert mit ihrer Mutter und Tochter Manuela nach Uruguay

Gedenken

Tafel auf dem Friedhof in Schwall/Emmelshausen zur Erinnerung an Familie Kann

Quellen

Thomas Meiers, Zur Lebensgeschichte des Artur Kann, Facharbeit, Boppard, 1988

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20391/Beitraege%201993-4%20Emmelshausen.pdf

https://objekte.jmberlin.de/object/jmb-obj-116601

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1548200

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1554634

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_18.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4512162

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/67575683

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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