
Horst Levi
*18.8.1923 in Paderborn; ✡ 12.8.1942 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Karl Levi *14.6.1877 in Rhaden; ✡ 3.1.1939 in Paderborn
Mutter Berta de Vries *10.10.1878 in Herford; ✡ 12.2.1938 in Schlangen
Großeltern Isaak Levi und Helene Samuel
Onkel Max Levi *1879 in Schlangen; oo Cilli Jakob *1886
Geschwister
Robert Levi *8.4.1907 in Schlangen; ✡22.3.1985 in Schlangen; oo Irmgard Kleinstrass (*10.8.1927 in Bredenborn; ✡1990 in Schlangen)
Hildegard Levi *8.4.1907 in Schlangen; ✡1942 Ghetto Warschau
Walter Levi * 1910 in Schlangen; ✡20.1.1932 in Paderborn

Margarethe Levi *17.9.1912 in Schlangen; ✡2.3.1943 in Auschwitz; Ernst Dillenberg (1915-1943)

Kurt Levi *19.12.1917 in Schlangen; ✡31.3.1982 in Amsterdam; oo Sophia Aussen
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant
Adressen Schlangen Nr.54; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Vater Karl Schlachtermeister in Schlangen
20.1.1932 Tod des Bruders Walter in Paderborn im Dienstgebäude des Kasseler Tor Bahnhof
12.2.1938 Tod der Mutter in Schlangen, angezeigt von Else Levi
10.11.1938 Novemberpogrom; die Brüder Robert und Kurt in Buchenwald inhaftiert; Häftlingsnummern 29022 und 29024

24.12.1938 Entlassung der Brüder Robert und Kurt aus dem KL Buchenwald
die Niederlande erlauben 2000 Aufnahmen per Kindertransport
3.1.1939 Tod des Vaters in Paderborn
4.1.1939 Kindertransport von Paderborn in die Niederlande über Bielefeld, Rheine nach Amsterdam
4.1.1939 in Amsterdam wurden drei Gruppen gebildet
– Dommelhuis Eindhoven nur Jungen
– Losser K.L. Smitoord nur Mädchen
– Zeehuis Bergen aan Zee gemischt Jungen und Mädchen

5.1.1939 Ankunft von Horst Levi im Dommelhuis, Eindhoven
17.5.1939 die Geschwister Robert, Hildegard, Margarete und Kurt Levi in Schlangen bei Minderheiten-Volkszählung
16.11.1939 zur Hachschara Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp, nachdem die „DORA-Gruppe“ abgereist war
Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; Horst Levi zur Familie Broches in Amsterdam, Nicolaas Maesstraat 136-hs
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam ist Anlass für Verhaftungswelle
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.
22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Jeugdhuis Plantage Franschelaan 13 in Amsterdam
9.2.1942 Horst Levi ins Jugendheim des Joodse Raad
Viele Werkdorper wurden nach der Auflösung des Werkdorps hier untergebracht, vor allem die älteren, später durften auch jüngere Geschwister hier wohnen. Das Gebäude gehörte dem Joodse Raad, ebenso wie das Haus auf der Nicolaas Witsenkade 14, wo auch Werkdorper wohnten.
15.7.1942 mit den Bewohnern des Jeugdhuis auf der ersten Transportliste nach Auschwitz;

im Lager Westerbork nur Registrierung, keine Aufnahme
Fußmarsch zurück zum Bahnhof Hooghalen; von dort fuhr der Transport nach Auschwitz
Schwester Hildegard Levi
17.5.1939 Hildegard Levi bei der Minderheitenzählung in Schlangen mit den Geschwistern Robert, Margarete und Kurt
1941 Eine Frau aus Schlangen hatte Hildegard Levi im Winter 1940/41 Lebensmittel überlassen und war von ihrem Ehemann denunziert worden. Das Verfahren vor dem Amtsgericht Horn endete mit einem Freispruch.
Gedenken
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Horst%20Levi%22%7D
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1455115
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de912665
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130331586
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278306
Sehr geehrter Herr Witsstamm. Ich bin sehr neugierig geworden, warum Sie diese Geschichte über meinen Onkel Horst Levi ausgewählt haben. Es ist für mich ein weiteres Puzzlestück, um die Geschichte meiner Familie zu vervollständigen. Ich bekomme nie die ganze Geschichte, aber jedes Mal stoße ich auf ein neues Stück. Mit freundlichen Grüßen C.Bosman-Levi