Chlebowski Anna

Anna Henny Chlebowski

*8.12.1920 in Köln; ✡ 20.4.1945 im KL Ravensbrück

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater David Hermann Chlebowski *16.11.1899 in Lodz; ✡ 3.8.1941 in Buchenwald

Mutter Sara Zurkowski*1901 ; ✡ 1935 in Essen

Großvater Simon Chlebowski in Lodz

Tante (unsicher) Maria Chlebowski *2.2.1904 in Buer Westfalen; 1923 nach Amsterdam

Anna, Jetta, Ella, Sara, David, Samuel Chlebowski ca 1936 in Essen; Archiv Fred Seesing

Geschwister

Ella Chlebowski *6.11.1921 in Hola, Wlodawa, Lublin; oo Robert Heymann *9.10.1911 in Eickel

Samuel Leib Leo Ari Chlebowski *23.1.1924 in Köln ; ✡ ?

Jetta Chlebowski *9.12.1929 in Köln

Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin; Haushilfe; Kinderpflegerin; Schneiderin

Adressen Essen, Kastanienallee 38; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,

Heirat 24.7.1942 in Almelo mit Gerhard Sperber *7.11.1920 in Berlin; ✡3.4.1945 in Nordhausen (Foto aus: Rene Kok, Erik Somers, 2019)

Tochter Irene Sperber *27.8.1943 im Erholungsheim „’t Hemeldal“ in Oosterbeek

Weiterer Lebensweg

1932 Umzug der Familie Chlebowski von Köln nach Essen, Kastanienallee 38, Vater David betreibt einen Handel mit Männerkleidung, Bettwäsche

Schwester Ella und Ehemann Robert Heymann leben in Essen, Rheinische Straße 58

4.1.1939 Bruder Leo und Schwester Jetta mit Kindertransport von Essen in Rivierenhuis Ter Steeg in Rheden, NL

Schwester Jetta geht ins „Vakantiehuis KL Smitoord“ in Losser

14.2.1939 Bruder Leo zum Vondelhof, Amsterdam

24.6.1939 Schwester Jetta von Losser für zwei Wochen zu Anna in die Van Woustraat 195-III

4.7.1939 Schwester Jetta mit Kindertransport nach England; später emigriert sie nach Südafrika

September 1939 Bruder Leo zur Jugend-Alija im Kibbuz Mijnheerensland; Alija nach Palästina

14.2.1940 Anna Chlebowski zur Hachschara ins Werkdorp Wieringermeer

Im Werkdorp mit Freunden, von rechts Gerd Sperber, Anna Chlebowski, Kurt Moser; Archiv Fred Seesing

24.3.1940 Ankunft von Bruder Leo von Marseille in Haifa mit Studentenzertifikat B(III)

Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; 

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ in Schoorl inhaftiert; vier die keine vier jüdischen Großeltern haben, werden freigelassen.

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Anna und Gerhard bleiben bis zur endgültigen Auflösung im Werkdorp

13.8.1941 zur Famile Leegwater in Schermerhoorn; Gerhard in der Nähe auf dem Hof „De Eendracht“

22.12.1941 Verlobung in Alkmaar

16.2.1942 im Gästehaus des Joodse Raad Plantage Franschelaan 11 c

9.4.1942 ins Stammhaus der „Deventer Vereniging“ Papenstraat 45

24.5.1942 mit einer Gruppe von Werkdorpern nach Almelo

16.7.1942 Anna im Dienst des Judenrats in einer Kinderkrippe als Kinderpflegerin

24.7.1942 Heirat in Almelo

10.8.1942 öffentlicher Suchbefehl des Bürgermeisters von Almelo nach den „Werkdorpern“ wegen “illegalen Untertauchens“

August 1943 Anna und Gerhard von Amsterdam zur Familie von Dina und Louis Kranen in Renkum, die aktiv im Widerstand sind

27.8.1943 Geburt von Tochter Irene im Erholungsheim „’t Hemeldal“ in Oosterbeek; das Heim gehört Eef Zwarts, einem Aktivisten der L.O., die illegales Untertauchen organisiert.

September 1943 Rückkehr nach Amsterdam, Widerstand in der Gruppe um Joop Westerweel-

Dezember 1943 Tochter Irene mit gefälschter Identität zu einer Bäckerfamilie in Drenthe

Flucht nach Paris; Gerhard und Anna werden zusammen mit Pionieren wie Ernst Asscher Teil einer jüdischen Widerstandsgruppe in Paris, angeführt von Ernst Appenzeller. Die Pariser Gruppe war Teil der übergreifenden Forces Francaises de l’Interieur (FFI). Die Gruppe war an Waffentransporten, Sabotage, Überfällen auf deutsche Einrichtungen und der Liquidierung von Verrätern beteiligt.

April 1944 Ernst Hirsch aus Aachen infolge eines Verrates verhaftet in Paris, Mitglied der Gruppe um Max Windmüller (Deckname Cor)

18. Juli 1944 geheimes Treffen der jüdischen Résistance zur Vorbereitung der Befreiung der Inhaftierten in der Rue Erlanger, Paris von der Gestapo gestürmt, infolge des Verrats durch den Doppelagenten Karl Rebh; Max Windmüller (Deckname Cor) und andere Gruppenmitglieder wie André Amar, Henri Pohoryles, Ernst Appenzeller, César Chamy und Maurice Loebenberg, wurden verhaftet. Der Haftbefehl lautete auf Hochverrat, Feindbegünstigung und Spionage. Metta Lande (*13.10.1924 in Wien), Freundin von Windmüller war bei dem Treffen zufällig nicht anwesend. Die Verhafteten wurden in das Gestapo-Hauptquartier in die Rue de la Pompe verbracht, verhört und auch gefoltert, Loebenberg starb in der Folge. Die Gruppe wird über das Gefängnis Fresnes in das Lager Drancy gebracht. Von der Gruppe um Cor waren in Fresnes inhaftiert: Kurt Reilinger (Nanno), Paula Kaufmann, Alfred Fraenkel (Tzippy), Ernst Hirsch (Willy), Ernst Ascher, Gert Sperber, Paul Wolf, aus der französischen Gruppe u.a. René Kapel, Jacques Lazarus.

August 1944 Verbringung ins Durchgangslager Drancy

15.8.1944 Anna Sperber als politischer Häftling ins KL Ravensbrück, ohne dass sie als Jüdin erkannt wurde

17.8.1944 die männlichen Gruppenmitglieder werden nach Buchenwald tranportiert in einem Wagen mit der Aufschrift „Juden Terroristen“

3.4.1945 Tod von Gerhard Sperber in Nordhausen nach alliertem Bombenangriff

20.4.1945 Tod von Anna Sperber im KL Ravensbrück

Tod des Vaters David im KL Buchenwald

28.10.1938 Familie Chlebowski in der 1. Polenaktion nicht abgeschoben wegen Staatenlosigkeit

21.4.1939 Verhaftung des Vaters David in Essen wegen Beihilfe zum Passvergehen

11.7.1939 von Essen verbracht in „Schutzhaft“ im KL Buchenwald

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

24.10.1940 verlegt aus Buchenwald nach Dachau
24. 10.1940 – 23. 1.1941 in Dachau

23.1.-29.4.1941 Vater David im KL Neuengamme

4.7.1941 zurückverlegt ins KL Dachau
5.7.1941 zurück ins KL Buchenwald

3.8.1941 Tod des Vaters David im KL Buchenwald; Diagnose „Tuberkulose“

22.4.1942 Schwester Hella und Robert Heymann deportiert aus Essen ab Düsseldorf nach Izbica

Gedenken

17.6.1956 Page of Testimony für Henny Chlebowski, Schwester Ella und Vater David von Bruder Arie

Quellen

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Chlebowski%22%7D

Rene Kok, Erik Somers, De jodenverfolging in foto’s Nederland 1940-1945; Zwolle 2019

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de898847

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855320

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280455

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5672462

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130378173

https://dokin.nl/surviving-children/Samuel-Leib-Chlebowski-born-23-Jan-1924

https://dokin.nl/surviving-children/Jetta-Chlebowski-born-9-Dec-1929

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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1 Kommentar

  1. Hallo, ich habe ein Foto von der Familie Chlebowski. Wenn sie interessiert sind lassen sie es mir bitte wissen.
    Viele Grüße
    Fred Seesing

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