Sperber Gerhard

Gerhard Berthold Sperber

*7.11.1920 in Berlin; ✡3.4.1945 in Nordhausen

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Karl Sperber* ; ✡vor 1944

Mutter Johanna Juras *22.11.1886 in Berlin; ✡März 1943 in Auschwitz

Geschwister Ruth Susi *9.12.1926 in Berlin; ✡März 1943 in Auschwitz

Beruf Landwirtschaftlicher Arbeiter, Melker

Adressen  Berlin, Oranienstraße 207; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam, Deurlosstraat 80, Tugelaweg 67; Paris, Rue von le Roi 1

Heirat

24.7.1942 in Almelo mit Anna Henny Chlebowski *8.12.1920 in Köln; ✡ 20.4.1945 in Ravensbrück (Foto aus: Rene Kok, Erik Somers, 2019)

Tochter Irene Sperber *27.8.1943 im Erholungsheim „’t Hemeldal“ in Oosterbeek bei Renkum; von Protestanten großgezogen; feierte 2024 ihren 79. Geburtstag

Weiterer Lebensweg

9./10.11.1938 sog. Reichspogromnacht;

Flucht von Gerhard Sperber in die Niederlande

13.2.1939 Anmeldung zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen; Ausbildung als Bauer und Melker

14.2.1940 Anna Chlebowski kommt ins Werkdorp

Im Werkdorp mit Freunden, von rechts Gerd Sperber, Anna Chlebowski, Kurt Moser; Archiv Fred Seesing

Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam

20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Anna und Gerhard bleiben bis zur endgültigen Auflösung im Werkdorp

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; 

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ in Schoorl inhaftiert; vier die keine vier jüdischen Großeltern haben, werden freigelassen.

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Anna und Gerhard bleiben bis zur endgültigen Auflösung im Werkdorp

1.8.1941 Gerhard arbeitet bei der Familie De Heer in Middenheemster auf dem Hof „De Eendracht“

13.8.1941 Anna in der Nähe zur Famile Leegwater in Schermerhoorn;

22.12.1941 Verlobung in Alkmaar

16.2.1942 im Gästehaus des Joodse Raad Plantage Franschelaan 11 c

April 1942 Ankündigung der Besatzer, Holland „judenfrei“ machen zu wollen

9.4.1942 ins Stammhaus der „Deventer Vereniging“ Papenstraat 45

Sie schließen sich dem Widerstand an, stehen in Kontakt mit Schuschu Simon und Max Windmüller

24.5.1942 mit einer Gruppe von Werkdorpern nach Almelo

16.7.1942 Anna im Dienst des Judenrats in einer Kinderkrippe als Kinderpflegerin

Zeitweilige „Sperre“ gegen Deportation

24.7.1942 Heirat in Almelo

Gerhard Sperber mit gefälschten Papieren als Jan van den Berg für ein paar Wochen im „Huis Zonnebloem“, einem Gästehaus in Bennekom; da Gäste erwartet werden kann er bei dem Bauunternehmer Kranen unterkommen

10.8.1942 öffentlicher Suchbefehl des Bürgermeisters von Almelo nach den „Werkdorpern“ wegen “illegalen Untertauchens“

2.3.1943 „Fabrikaktion“ in Berlin, Mutter und Schwester Ruth auf dem 32. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

August 1943 Anna und Gerhard von Amsterdam zur Familie von Dina und Louis Kranen in Renkum, die aktiv im Widerstand sind

27.8.1943 Geburt von Tochter Irene im Erholungsheim „’t Hemeldal“ in Oosterbeek; das Heim gehört Eef Zwarts, einem Aktivisten der L.O., die illegales Untertauchen organisiert.

September 1943 Rückkehr nach Amsterdam, Widerstand in der Westerweel-Gruppe

Dezember 1943 Tochter Irene mit gefälschter Identität zu einer Bäckerfamilie in Drenthe

Flucht nach Paris; Gerhard und Anna werden zusammen mit Pionieren wie Ernst Asscher Teil einer jüdischen Widerstandsgruppe in Paris, angeführt von Ernst Appenzeller. Die Pariser Gruppe war Teil der übergreifenden Forces Francaises de l’Interieur (FFI). Die Gruppe war an Waffentransporten, Sabotage, Überfällen auf deutsche Einrichtungen und der Liquidierung von Verrätern beteiligt.

18.7.1944 Verhaftung der Widerstandsgruppe, Gefängnis Fresnes in Paris

August 1944 Verbringung ins Durchgangslager Drancy

15.8.1944 Anna als politischer Häftling ins KL Ravensbrück, ohne dass sie als Jüdin erkannt wurde

17.8.1944 Gerhard Sperber auf Transport 78 von Drancy nach Buchenwald

25.8.1944 Ankunft in Buchenwald; Buchenwald-Häftlingsnummer 54279

28.10.1944 Verlegung von Buchenwald ins KL Dora Mittelbau, V2-Raketen-Produktion

11.1.1945 von Dora Mittelbau in das Lager Boehlke-Kaserne in Nordhausen

3.4.1945 Tod von Gerhard Sperber in Nordhausen nach alliiertem Bombenangriff auf die Boehlke Kasene

20.4.1945 Tod von Anna Sperber im KL Ravensbrück

Gedenken

17.6.1956 Page of Testimony für Henny Chlebowski, Schwester Ella und Vater David von Bruder Arie Chlebowski

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7164696

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12674985

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130378174

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Chlebowski%22%7D

https://ressources.memorialdelashoah.org/notice.php?q=identifiant_origine:(FRMEMSH0408707132870)

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Chlebowski%22%7D

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de898847

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de855320

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5280455

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5672462

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130378173

https://dokin.nl/surviving-children/Samuel-Leib-Chlebowski-born-23-Jan-1924

https://dokin.nl/surviving-children/Jetta-Chlebowski-born-9-Dec-1929

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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