Philipp Pinchas Hirsch
*3.8.1913 in Gelsenkirchen; ✡ 22.12.1983 in Israel
Staatsangehörigkeit polnisch; staatenlos
Vater Eberhard Abraham Hirsch *30.3.1881 in Rosulna; ✡11.3.1942 in Bernburg
Mutter Rahel Regine Ryfka Kuscher *12.8.1883 in Rosulna; ✡ ca 1968 in Israel
Großmutter Gintel Hirsch geb. Scheiner * 1855/56 in Rosulna; ✡31.8.1935 in Gelsenkirchen
Tante (vermutlich) Adele Hirsch geb. Katz *15.4.1889 in Rosulna; 18.12.1943 nach Auschwitz
Geschwister
Mascha Hirsch *1905 in Gelsenkirchen; ✡1942 in Auschwitz
Max Hirsch *1907 in Gelsenkirchen; ✡13.8.1913 in Gelsenkirchen, Marienhospital
Isidor Hirsch *18.12.1908 in Viersen; 11.8.1942 von Mechelen nach Auschwitz
Unsicher
Jakob Hirsch *27.6.1911 in Gelsenkirchen; 4.8.1942 von Mechelen nach Auschwitz
Beruf „Policeman“
Adressen Gelsenkirchen, Augustastraße 3; Buer, Schützenstraße 7; Haifa, Tiberiasstreet 6
Heirat Hannah Spiegel
Kinder
Tochter Abira Hirsch *1944; oo Raanan Sharir
Weiterer Lebensweg
13.7.1936 Ankunft von Philipp Hirsch in Haifa
17.5.1939 die Eltern und Bruder Isidor in Gelsenkirchen bei Minderheitenzählung
1939 Bruder Isidor flieht nach Belgien
30.11.1939 Einbürgerung in Palästina
31.7.1942 Adele Hirsch auf der Transportliste XI/1 ab Gelsenkirchen/Münster nach Theresienstadt
31.7.1942 angebliches Todesdatum der Mutter Rachel in Gelsenkirchen (am Tag des Theresienstadt-Transportes!), ihr Name steht auf keiner Theresienstadtliste; vermutlich stand sie auch auf der Transportliste, ist aber nach Belgien geflohen. Sie konnte in Belgien bei einem Kloster untertauchen und ist nach dem Krieg nach Palästina ausgewandert.
21.8.1942 Bruder Isidor auf Transport II Nr. 214 vom Durchgangslager Mechelen nach Auschwitz
2.8.1948 Suchanzeige von Mutter Ryfka Hirsch, 20 Rue Ongena, Jette in der Region Brüssel
Leidensweg des Vaters; Häftlingseuthanasie 14f13 in Bernburg
1930 Vater Eberhard Hirsch (Hausierer) auf der Wahlliste vom 16.11.1930 zur Gründung der liberalen Jüdischen Synagogengemeinde Gelsenkirchen
28.10.1938 Vater in der ersten Polenaktion nicht verhaftet, da staatenlos
10.11.1938 Vater im Novemberpogrom nicht verhaftet, da staatenlos
1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen
7.-10.9.1939 Zweite Polenaktion in Deutschland; Verhaftung von Eberhard Hirsch
22.11.1939 Internierung des Vaters im KL Sachsenhausen
3.9.1940 Verlegung in das KL Dachau
12.7.1941 Verlegung in das KL Buchenwald
November/Dezember1941 „ärztliche Begutachtungen“ im KL Buchenwald; Selektion durch die „Euthanasie“-Gutachterkommission unter Dr. med. Fritz Mennecke, Aktion 14f13 „Häftlingseuthanasie“, ebenso Oskar Jäckel und Hersch Hermann Münster aus Recklinghausen
2. 3.1942 „Transport I“ der ersten 90 Häftlinge nach Bernburg/Saale geordnet nach dem Alphabet von Abraham, Max (Nr. 1) bis Fuchs, Ernst (Nr. 90)
5.3.1942 schreibt Sekretär Gerhard Godenschweig für Dr. Irmfried Eberl aus der Tötungsanstalt Bernburg an den Lagerkommandanten von Buchenwald:
„Mit unserem Schreiben vom 3. d. M. baten wir Sie, die restlichen 36 Häftlinge uns anläßlich des letzten Transportes zur Verfügung zu stellen. Infolge der Abwesenheit unseres Chefarztes (Dr. Eberl), der bei diesen Häftlingen die ärztliche Begutachtung vorzunehmen hat, bitten wir Sie, dieselben nicht am 18. März 1942, sondern bereits beim Transport vom 11. März 1942 mitzugeben … „
11. 3 1942 Transport nach Bernburg a. d. Saale, Tötungsanstalt
Auf der Transportliste vom 11.3.1942 zusammen mit Oskar Jäckel
11. 3. 1942 deportiert in den „Grauen Bussen“ mit 90 Männern im zweiten von vier Häftlingseuthanasietransporten aus Buchenwald zur Tötung mit CO-Gas in die Anstalt Bernburg an der Saale (Total: 402 Häftlinge ermordet)
11. 3. 1942 unmittelbar nach Ankunft in Bernburg erstickt durch Kohlenmonoxid
SS- Mann Erich Fuchs berichtete bei seiner Vernehmung als Zeuge am 8.4.1963:
„In einem Keller wurden etwa 50 Menschen von dortigem Pflegepersonal in eine Gaskammer getrieben. Die Türen wurden verschlossen. Alsdann wurde Flaschengas in die Kammer geleitet. Nach etwa fünf Minuten waren die Menschen tot.“
Gedenken
12.3.1957 Page of Testimony für Isidor, Masche und Abraham Hirsch von der verwandten Chana Hirsch
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de884000
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de884669
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de642051
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de884676
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de883551
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/86221111
Wahlliste vom 16.11.1930 zur Gründung der liberalen Jüdischen Synagogengemeinde Gelsenkirchen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de884000
Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979
Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986
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