Erna Ernestine Goldbach
*18.2.1891 in Brakel (Dortmund); ✡ Juli 1944 in Riga
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Geschwister
Emil Goldbach *22.11.1902 in Brakel; Riga
Else Goldbach *20.9.1897 in Brakel
Beruf Lehrerin
Adressen Brakel, Dortmund; Gelsenkirchen, Hindenburgstraße 41; Schwester Else wohnt 1941 in Dortmund, Düppelstraße 54
Heirat ledig
Kinder keine
Weiterer Lebensweg

1939 Adressbuch Gelsenkirchen
10.11.1938 Bruder Emil, Landwirt in Herschbach, verhaftet im Novemberpogrom;

15.11.1938 „Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer 27052
23.12.1938 Bruder Emil entlassen aus Dachau
Erna Goldbach als Lehrerin an der jüdischen Schule in Gelsenkirchen
1932 gehört Erna Goldbach bereits zum Lehrerkollegium der jüdischen Schule Ringstraße

Gruppenfoto der jüdischen Schule an der Ringstraße 44 anlässlich der Pensionierung von Lehrer Salomon Katz (1) im Jahre 1932, Lehrerin Erna Goldbach (2), Lehrer Sally Spier (3)
Bis zum Jahr 1936 wurden in dieser Schule in drei Klassen bis zu 155 Kinder unterrichtet. Durch die Flucht zahlreicher Familien aus Nazi-Deutschland sank die Zahl der jüdischen Schülerinnen und Schüler erheblich. Mitte der dreißiger Jahre wurde die Schule an der Ringstraße durch die Behörde geschlossen. Auch von den staatlichen Oberschulen und den Volksschulen in Buer wurden die jüdische Kinder ausgeschlossen. In einem alten Schulgebäude an der Josefstraße in der Neustadt wurde dann die Israelitische Volksschule eingerichtet. Hier sammelten sich die jüdischen Kinder und Jugendlichen, dort wurde versucht, für die unterschiedlichen Jahrgänge eine Erfüllung der Schulpflicht möglich zu machen. Ende 1937 besuchten etwa 60% aller noch in Deutschland lebenden jüdischen Kinder jüdische Schulen. Reichsweit wurden jüdische Schülerinnen und Schüler nach der so genannten „Reichskristallnacht“ endgültig aus den öffentlichen Schulen ausgeschlossen.
17.5.1939 in Gelsenkirchen bei Minderheiten-Volkszählung

Hausstandsbuch Gelsenkirchen, Hindenburgstraße 41 (1939-1950)
Der 1939 mit einem der Kindertransporte nach Schweden gerettete Gelsenkirchener Ernst Back berichte 2013 in seinen lebensgeschichtlichen Erinnerungen:
“ Schon Anfang der 30er Jahre wurde alles schwerer, Ich, Ernst Back ging – wohl 1931- zur jüdischen Schule an der Ringstraße. Kurz davor wurde ich von drei größeren Jungen überfallen, festgehalten und ins Gesicht geschlagen. „Du bist ein Judas Iskariot, ihr habt unseren Jesus getötet, hier kriegst Du“. Ich verstand gar nichts, ich kannte nur das Alte Testament. In der Jüdischen Schule wischte mir meine Lehrerin Fräulein Erna Goldbach das Nasenblut aus dem Gesicht. Sie wurde in Riga 1943/44 erschossen.“
Januar 1939 nach der Flucht des jüdischen Lehrers Erich Jakobs aus Recklinghausen im Dezember 1938 müssen die verbleben Schüler täglich von Recklinghausen nach Gelsenkirchen pendeln.
Dezember 1941 Kollege Abraham Weinberg im Krankenhaus; Erna Goldbach muss seinen Unterricht übernehmen.

Brief der Schülerin Ruth Markus an den ehemaligen Lehrer Erich Jakobs
Hausstandsbuch Hindenburgstraße 41
Jan. 1942 Deportationsbefehl der Gestapo,
Die Chronik der Stadt Gelsenkirchen verzeichnet für den 27. Januar 1942: „In den städtischen Ausstellungshallen ist ein Judensammeltransport zusammengestellt worden. Es handelt sich um 506 Juden aus dem Präsidialbezirk Recklinghausen, die heute nach den Ostgebieten evakuiert werden. Unter ihnen befinden sich 350 Personen aus Gelsenkirchen. Vorerst verbleiben in unserer Stadt noch 132 meist alte und kränkliche Juden“.

27.1.1942 Erna Goldbach mit dem Lehrerkollegen Abraham Weinstock und 350 Gelsenkirchenern aus dem Sammellager nach Dortmund; in Dortmund kommen Bruder Emil und Schwester Else Goldbach sowie die Tanten Helene und Eugenie Goldbach hinzu
27.1.1942 Transport Dortmund nach Riga-Skirotawa
1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer
3. November 1943 Auflösung des Ghetto Riga
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto
30.3.1942 2. Dünamünde-Aktion im Ghetto Riga;
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
2.11.1943 Große Selektion bei Auflösung des Ghetto
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager
Juli 1944 Selektionen in der Krebsbach Aktion

Juli 1944 Tod bei Massenerschießung im Hochwald von Bikerieki
Gedenken
6.3.2023 Stolperstein für Erna Goldbach in Gelsenkirchen Bahnhofsvorplatz 6 Eingang Bahnhofscenter (frühere Hindenburgstr. 9)
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de874874
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006920
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127-Gelsenkirchen3.jpg
http://gelsenzentrum.de/deportationsliste.htm
http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolperstein_erna_goldbach.htm
http://spurenimvest.de/2023/09/01/weinstock-abraham/
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984