Adolf Gerson Frohmann
*17.10.1912 in Geilenkirchen; ✡16.1.1942 in Mauthausen
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Gerson Frohmann *13.12.1878 in Groß Limmern; ✡ in Auschwitz
Mutter Julie Gans *8.1.1866 in Frankfurt; ✡14.1.1943 in Auschwitz
Geschwister
Jacob Frohmann *17.7.1899 in Geilenkirchen; ✡?
Rahel Frohmann *7.12.1900 in Geilenkirchen; ✡ in Auschwitz; oo Gerson Hamburger
Esther Frohmann *16.12.1903 in Geilenkirchen; ✡28.1.1904 in Geilenkirchen
Samson Raphael Frohmann *23.3.1906 in Geilenkirchen; ✡?
Samson Daniel Frohmann *23.3.1906 in Geilenkirchen; ✡11.4.1906 in Geilenkirchen
Beruf Lehrer
Adressen Geilenkirchen; Frankfurt, Hegelstraße 10; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam, Merwedeplein 45
Heirat Karola Elter *23.1.1911 in Bamberg; Überlebende „Verlorener Zug“
Tochter Eva Chawa Frohmann *9.12.1937 in Breslau; Überlebende „Verlorener Zug“
Weiterer Lebensweg
Adolf Frohmann als Lehrer Madrich in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II.
Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘; Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD
28.10.1938 4 Chaluzim mit polnischem Pass verhaftet in Steckelsdorf, ausgewiesen in der ersten Polenaktion und nach Zbaszyn deportiert
10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal, Betriebsleiter Hofbauer (?) und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht. Frohmann bekommt die Buchenwald- Häftlingsnummer 23914
21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald
1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD
9.1.1939 nach dem Pogrom in Steckelsdorf Flucht in die Niederlande
17.5.1939 Karola und Tochter Eva Frohmann noch in Steckelsdorf bei Minderheitenzählung
13.6.1939 Karola und Tochter Eva Frohmann von Breslau nach Gouda, Spieringstraat 1
14.6.1939 als Religionslehrer im Alijazentrum in Gouda
3.2.1940 als Madrich und Religionslehrer ins Werkdorp Wieringermeer, mit Frau und Tochter
Auflösung des Werkdorp und die zweite große Razzia in Amsterdam
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD der SS; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.
Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam
Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“
Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“
27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten; Frohmann bei Gastfamilie Levy, Merwedeplein 45
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle
Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 Frohmann misstraut der Zusage, die Werkdorper könnten ins Werkdorp zurück und versucht noch die anderen zu warnen, wird aber dabei selber festgenommen
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.
22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941
Überleben von Frau Karola und Tochter Eva – der „Verlorene Zug“ von Bergen-Belsen nach Tröbitz
Karola als Hauswirtschaftsleiterin mit Tochter Eva in das Jugendhaus des Judenrates
16.12.1941 mit ihrer Tochter nach Hummelo als Wirtschaftsleiterin in den Kibbuz Laag Keppel
10.4.1943 Festnahme aller Kibbuzbewohner, Verbringung nach Vught
6.6.1943 von Vught in das Judendurchgangslager Westerbork gebracht
15.3.1944 Karola und Tochter Eva von Westerbork als Austauschjuden in das Sternlager von Bergen Belsen
10.4.1945 Evakuierung der Austauschjuden in drei Zügen von Bergen-Belsen mit dem Ziel Theresienstadt
23.4.1945 Ankunft Tröbitz, Fahrt endet an der gesprengten Elsterbrücke „Verlorener Transport“
Befreiung durch die Rote Armee, General Tschukow; In Tröbitz starben noch viele nach der Befreiung an Flecktyphus
Juli 1945 Rückkehr über Mamelis/Vaals in die Niederlande
Gedenken
30.11.2004 Pages of Testimony für ihren Vater Adolf und die Großmutter Hanna Elter von Eva Frohmann Per
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5278133
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871438
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871462
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1629468
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/226518/adolph-gerson-frohmann
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130289702
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Frohmann%22%7D
Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938
https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer