Winter Ida

Ida Judith Winter

*20.3.1921 in Berlin ; ✡ o

Staatsangehörigkeit polnisch

Vater Lipman Saul Weiss genannt Winter *7.2.1884 in Zmigorod; ✡7.7.1942 in Zmigorod

Mutter Frida Golstem Goldstein *5.2.1887 in Zmigorod, Galizien

Geschwister

Sara Winter * 5.11.1911 in Zmigorod; ✡2010 in Israel; oo Abraham Libraider

Rachel Winter * 1.4.1913in Zmigorod; ✡2.1.2006 in Israel; oo Arie Konikov

Shmuel Winter * 1917 in Zmigorod; ✡2007 in Israel; Beate Rosenthal

Mordechai Motke Winter *4.1.1924 in Halberstadt; oo Susanna Oppler

David Winter *15.1.1925 in Halberstadt; 16.6.1966; oo Rachel Zion

Beruf landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Berlin; Halberstadt, Düsterngraben

Heirat Birenbaum, Biran

Kind Shaul Birenbaum

Weiterer Lebensweg

Eltern nach dem 1. Weltkrieg zunächst mit drei Kindern aus Zmigorod nach Berlin,

Umzug nach Halberstadt

28.10.1938 Vater abgeschoben nach Zbaszyn in der 1. Polenaktion

17.5.1939 Mutter Frida mit Bruder David in Halberstadt bei Minderheiten-Volkszählung

1938/1939 für 6 Wochen zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Landwerk Steckelsdorf bei Rathenow im Landkreis Jerichow II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD

Ida Winter berichtet:

«Ich bemühte mich nun, möglichst schnell aus Deutschland wegzukommen, und so fing die Lauferei aufs Palästinaamt und in die Kantstrasse 158 (Sitz der Reichsvertretung der Juden) an. Soweit ich mich erinnere, hat man in der Kantstrasse alle Probleme bearbeitet, die mit der Jugend zusammenhingen.

Mir riet man, mich nirgends zu melden, sondern zu Verwandten zu ziehen. Man werde versuchen, mich so bald wie möglich wegzuschicken. Fast jeden Tag war ich in der Meinekestrasse oder in der Kantstrasse. Im Palästinaamt waren sehr dürftig eingerichtete Räume, viele kleine Zimmer, und es herrschte ein fürchterlicher Andrang. Man stand Stunden und Tage. Im Hause und auf der Strasse ging man möglichst allein und niemals in Gruppen, um nicht aufzufallen. …

Der Besucher-Andrang war enorm, das Personal war vollkommen überlastet und arbeitete am Tage und in der Nacht. Ich erinnere mich, dass ich einmal mitten in der Nacht Licht sah und rauf ging. Sie schlossen offiziell um 6 Uhr, aber dann fing die Arbeit erst für sie an. Wir Wartenden sprachen nur darüber, wie und wenn wir die Ausreiseerlaubnis erhalten könnten. Wir wollten nur raus; uns interessierte überhaupt nichts anderes. Ich merke noch jetzt – nach fast fünfzig Jahren –, wie es mich aufregt, wenn ich davon schreibe.

Mich schickte das Palästinaamt noch auf ein Hachschara-Lager (Palästina-Vorbereitungslager) nach Steckelsdorf bei Rathenow. Nachdem ich ca. sechs Wochen dort war, bekam ich Bescheid, dass meine Ausreise bestätigt sei. Meine Papiere holte ich in der Kantstrasse 158 ab. Natürlich wurden Leute bevorzugt, die eine Hachschara-Ausbildung hatten. Das musst nicht unbedingt eine landwirtschaftliche Ausbildung sein, auch in Nähen und in Haushaltsarbeit wurden Mädchen ausgebildet.

Mein letzter Ausreiseantrag hatte von Ende 1938 bis Anfang 1939 gedauert.»

27.3.1939 Ankunft in Haifa auf der italienischen SS GALILEA

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://ulis-buecherecke.ch/pdf_deutscher_widerstand/widerstand_in_charlottenburg.pdf

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Bettina L. Götze, Landwerk Steckelsdorf-Ausbau, in: Hachschara als Erinnerungsort.

<https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13> [24.03.2024] Ezra BenGershôm David. Aufzeichnungen eines Überlebenden, Evangelische Verlagsanstalt 1989

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328

Jizchak Schwersenz: Die versteckte Gruppe. Ein jüdischer Lehrer erinnert sich an Deutschland. Berlin: Wichern Verlag 1988

Michael Wermke: Ein letztes Treffen im August 1941. Kurt Silberpfennig und die Praxis religiös-zionistischer Pädagogik, Jüdische Bildungsgeschichte in Deutschland. Münster: Waxmann 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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