Friedmann Martin

Martin Friedmann

*27.11.1922 in Wiesbaden; nach Juni 1942 in Sobibor

Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos

Vater Isaak Friedmann *13.3.1897 in Tscherkassy; ✡ 9.7.1942 in Majdanek

Heirat der Eltern 20.12.1921 in Wiesbaden

Mutter Frieda Steinberg *5.5.1894 in Sredniki, Kauen, Litauen; ✡ Juni 1942 in Sobibor

Großmutter Ida Friedmann geb. Saslawski *15.8.1870 in Tscherkassy; ✡28.1.1941 in Wiesbaden

Onkel Georg Friedmann *13.3.1904 in Tscherkassy; ✡21.3.1969 in Hartford, Connecticut

Geschwister

Susi Friedmann *14.6.1926 in Wiesbaden; ✡ Juni 1942 in Sobibor

Leo Friedmann

Cousin

Rudolf Friedmann *6.7.1922 in Wiesbaden; ✡ 21.8.1942 in Majdanek

Majdanek/Sobibor

Beruf landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Wiesbaden, Schulberg 21, Kirchgasse 54, Herrngartenstraße 11; Hattenhof

Heirat ledig

Kinder keine

Weiterer Lebensweg

1904 Flucht der Familie aus Tscherkassy vor Pogromen in Russland nach Wiesbaden

10.4.1929 Einschulung in die Volksschule

5.4.1933-16.5.1936 Besuch der Riederberg-Realschule

Martin Mitglied im orthodoxen jüdischen Jugendbund ‚Esra’, ebenso sein Bruder Leo und Cousine Beatrix, die Tochter von Adolf und Hilde Friedmann

12.3.1934 Tod des Großvaters Jakob in Wiesbaden, Hellmundstraße 37

1935 aktives Mitglied des „Schild“, der Sportabteilung des ‚Reichsbunds jüdischer Frontsoldaten’, wie auch seine Schwester Susi und ihr Cousin Rudi Friedmann

1936/37 Besuch des orthodoxen Breuer’schen Jüdischen Seminars, eine Jeschiwa in Frankfurt

10.11.1938 Verhaftung des Vaters Isaak Friedmann im Novemberpogrom in Wiesbaden

16.11.1938 Vater Isaak in „Schutzhaft“ im KL Buchenwald

26.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Buchenwald

10.11.1938 Verhaftung der Onkel Adolf und Georg Friedmann im Novemberpogrom in Wiesbaden

16.11.1938 Onkel Adolf und Georg in „Schutzhaft“ im KL Dachau

23.12.1938 Entlassung von Onkel Adolf Friedmann aus dem KL Dachau

29.12.1938 Entlassung von Onkel Georg Friedmann aus dem KL Dachau

Januar 1939 Vater Isaak zur Zwangsarbeit im Straßenbau verpflichtet

17.5.1939 Rudolf Friedmann mit Mutter Lisa, Großmutter Ida und den Onkeln Georg und Moritz bei Minderheiten-Volkszählung

Juli 1939 Onkel Georg Friedmann flüchtet über Ostende nach Dover

21.8.1939 Ausstellung einer Aufenthaltserlaubnis für Martin und Cousin Rudolf Friedmann durch die Polizei Wiesbaden

24.8.1939 Bruder Leo gelangt mit einem Kindertransport nach England

September/Oktober 1939 Marin in einem Ernteeinsatzlager in der Nähe Berlins

Das jüdische Umschulungslager Gehringshof

10.12.1939 Martin Friedmann zur Hachschara in das jüdische Umschulungslager Gehringshof in Hattenhof bei Fulda; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Cousin Rudolf Friedmann war bereits am 12.11.1939 zum Gehringshof gegangen

Der Gehringshof wurde 1929 erworben von der Kibbuz-Haddati-Bewegung, Mitglied im Bachad, zuvor in Betzenrod und Rodges, ab April 1934 auch Kibbuz Hag Shamash

 Die Ausbildung erfolgte auch auf den umliegenden Bauernhöfen. Neben dem Gehringshof bestanden in Hessen Hachscharalager in Grüsen, Külte bei Volkmarsen und Lohnberghütte bei Weilburg.

5.1.1940 die Eltern schreiben an Bruder Leo nach England:

„Ich habe den Brief auch zu Martin & Rudi geschickt. Sie schreiben alle sehr gut und haben den einen Wunsch, bald zu Dir kommen zu können. Sie haben zwar jetzt im Winter nicht viel Arbeit, vertreiben sich aber die Zeit mit allen möglichen Dingen.“

19.4.-6.5.1940 beide Cousins vorüber in Hattenhof abgemeldet

19.6.1940 Abmeldedatum beider Cousins aus Hattenhof

11.6.1942 Martin mit beiden Eltern, Schwester Susi und sechs weiteren Mitglieder der Familie Friedmann aus Wiesbaden nach Lublin; Majdanek/Sobibor

Nach Ankunft in Lublin werden die meisten direkt nach Selektion in die Gaskammern von Sobibor geschickt; 160 arbeitsfähige Männer gehen zum Aufbau in das Konzentrationslagers Majdanek.

Tod von Manfred Friedmann in Sobibor, vermutlich direkt nach Ankunft

 Im Totenbuch von Majdanek ist der Name des Vaters mit der Häftlingsnummer 11300 und der des Cousins Rudolf Name mit der Häftlingsnummer 11425 festgehalten; Todesdatum des Vaters ist der 9.7.1942, des Cousins Rudi der 21.8.1942.

Gedenken

12.12.2005 Pages of Testimony für die Familie Friedmann von Arie Friedmann

7.7.2006 Stolpersteine für Martin, beide Eltern und Schwester Susi in Wiesbaden, Scharnhorststraße 48

24.4.2008 Stolpersteine für Cousin Rudolf und seine Mutter Lisa in Wiesbaden, Hellmundstraße 37

Quellen

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70385232

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70385336

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870848

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de871008

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870880

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de870939

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420611-Wiesbaden2.jpg

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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