Hoffbauer Werner

Werner Ludwig Ludovico Hoffbauer

*23.5.1905 in Bünde; ✡ 15.5.1953 in Buenos Aires

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Moses Max Hoffbauer *8.5.1873 in Bünde; ✡1945 in Argentinien

Mutter Clara Aronstein *18.1.1885 in Büren; ✡1950

Die Eltern Clara und Max Hoffbauer 1938. Rechts Paul Hilbrich Foto: Sammlung Darnauer.

Cousine Margarete Hoffbauer *25.11.1897 in Hannover; Tod 1944 in Stutthof; ihr Sohn ist Bernhard Wollenberg *30.10.1925 in Berlin; Tod auf dem Todesmarsch von Buchenwald im April 1945

Geschwister

Elisabeth Liese Li Hoffbauer *13.5.1908 in Bünde; ✡ 1950 in Frankreich

Beruf Betriebsleiter in Steckelsdorf

Adressen Bünde; Saonara bei Padua; Berlin, Königsweg 2; Steckelsdorf; Rivera; Buenos Aires

Heirat 26.8.1929 in Berlin Helene Leni Anna Liday Tzschoppe *22.12.1905 in Britz (Berlin); ✡24.10.1982

Kinder

Ruth Ana Clara Hoffbauer *28.10.1930; ✡2002; oo 12.2.1953 Gabriel Manuel Pereira (1924-1972)

Weiterer Lebensweg

Vater Max Moses zusammen mit seinem Bruder Alex Zigarrenfabrikant in Bünde

1914 Vater scheidet als Teilhaber der Zigarrenfabrik aus,

Umzug der Familie Max Hoffbauer nach Berlin Charlottenburg, Königsweg 2

26.8.1929 Heirat in Berlin von Werner Ludwig Hoffbauer, Gartenbautechniker, mit der Kontoristin Anna Liddy Helene Tzschoppe; Hoffbauers Adresse wird mit Saonara bei Padua, Italien angegeben

Trauzeugen sind der Vater Max Hoffbauer und die Schwiegermutter Anna Tzschoppe geb. Seidel

17.5.1939 beide Eltern in Berlin Charlottenburg bei Minderheiten-Volkszählung

Das jüdische Umschulungslager Steckelsdorf Ausbau

Ca 1935/1936 bis 1938 Werner Hoffbauer als Betriebsleiter in das jüdische Hachschara-Umschulungslager Steckelsdorf Ausbau bei Rathenow, Jericho II; Träger ist der Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘;  Träger zuletzt die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD.

Zeugnis für den Chaluzim Walter Zuntz

Lagerleiter/Madrichim waren Sigmar Bromberger, Manfred und Schoschana Litten, Dr. Benjamin Abrahamson, Herbert Schönewald, Werner Hoffbauer, Friedrich Löwenthal, ab 1941 Kurt Silberpfennig

28.10.1938 4 Chaluzim mit polnischem Pass verhaftet in Steckelsdorf, ausgewiesen in der ersten Polenaktion und nach Zbaszyn deportiert

10.11.1938 Novemberpogrom in Steckelsdorf, am Abend wurde das Landwerk gestürmt und verwüstet. Alle männlichen Funktionsträger wie Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald verhaftet ins Polizeigefängnis Magdeburg und später als „Schutzhäftlinge“ nach Buchenwald gebracht.

21.11.1938 Entlassung der Steckelsdorf Madrichim Simon Berlinger, Adolf Frohmann, Friedrich Löwenthal und Herbert Schönewald aus dem KL Buchenwald

1939 Instandsetzung und Übernahme von Steckelsdorf durch die RVJD

Ca 1939 Werner Hoffbauer emigriert nach Rivera in Argentinien, eine von etwa 40 zu Anfang des 20. Jahrhundert in der Pampa gegründeten jüdischen „colonias“ in der Provinz Buenos Aires.

Emigration der Schwester Li nach Frankreich

1941 (?) Emigration der Schwester Li nach Frankreich; dort trifft sie den angeheirateten Cousin Rabbi Josef Rosenzweig; Schwester Li überlebt in der Illegalität in Frankreich

1950 Tod der Schwester Li in Frankreich

Emigration der Eltern nach Argentinien

13.8.1941 Abreise von Werner Hoffbauers Eltern  

1.10.1941 Ankunft in Buenos Aires auf der SS CABO DE BUENA ESPERANZA

Mutter Clara schreibt über die Ankunft nach den Strapazen der 6-wöchigen Schiffsreise:

„Max kam gleich mit einem anderen Herrn ins Krankenhaus, der andere starb dort und wir wurden von Werner nach Rivera abgeholt.“

Mai 1947 schreibt die Mutter Clara über das argentinische Siedlungsprojekt in Rivera

„Aber trotz großem Fleiß ging die Sache immer mehr rückwärts, weil der Boden schlecht und das Land zu nahe der Pampa lag und oft heiße Winde alles kaputtmachten in kurzer Zeit, nachdem man sich so gequält. Die Kinder zogen dann in die Stadt.“

Und weiter:

„. aber hier in Buenos Aires kamen wir in ein herrliches Altersheim, erbaut für vertriebene ältere Juden aus Deutschland.“

Über Werner berichtet sie:

„Werners haben hier zuerst in einem gemietetem möbl. Zimmer gewohnt und Leni ging als Hausgehilfin, Werner war Diener, Gehilfe in einer Eisdiele, Erfrischungsverkäufer in einer Fabrik, wo er sich bis zum Aufseher emporarbeitete – Lenie hatte inzwischen in ihrer Wohnung 2 Zimmer vermietet und Heimarbeit gemacht. Rut (Tochter v. Werner) ging zur Schule und verdiente mit Austragen und Kinderbeaufsichtigen. Nun ist Rut in einem Contor angestellt mit 100 Pesos im Monat und die Kinder haben am 1. Mai ein Lebensmittelgeschäft übernommen, was sich gut anlässt….“

15.5.1953 Tod von Werner Hoffbauer in Buenos Aires

Gedenken

Quellen

Harald Darnauer, „… daß er sein Vaterland, was er so sehr geliebt, wie ein Verbrecher verlassen mußte“, Die Geschichte der Familie Hoffbauer aus Bünde, in: Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford Bd. 26, 2019, S. 180–211

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.zellentrakt.de/downloads/presseberichte/2019/Familie_Hoffbauer_hat_wieder_ein_Gesicht_12.01.2019_NW.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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