Samuel Szmul Gottlieb
*12.7.1924 in Kozlow; ✡ 14.10.2017 in Rishon LeZion
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Pinkus Gottlieb *1895 in Zarnowiec; ✡2.9.1942 in Belzec
Heirat der Eltern 1916 in Kozlow
Mutter Liba Feiga Gersztenfeld *1900 Szczepanowice; ✡2.9.1942 in Belzec
Großvater Leiser Gersztenfeld; ✡September 1942
Geschwister
Chaim Meir Gottlieb *20.8.1917 in Kozlow; oo Riwka Truskolaska *5.8.1924
Gicza Chaja Gitel Gottlieb *27.5.1919 in Kozlow; ✡2.9.1942 in Belzec
Abraham Gottlieb/Ahuvia*1.11.1921 in Kozlow; ✡ 2015 im Kibbuz Netzer Sereni
Beruf –
Adressen Kozlow; Krakau, Limanowskiego 45
Heirat Oktober 1949 in Israel mit Sara Goldberg *12.7.1923 in Toronto; ✡21.1.2017
Kinder zwei Töchter: oo Neuman; oo Even
Weiterer Lebensweg
7 Jahre Volksschule
Samuel mit seinen Brüdern Mitglied im marxistisch-zionistischen Poʿale Zion (Arbeiter Zions)
August 1940 Räumungsbefehl für das Ghetto Krakau
8.8.1940 Familie Gottlieb kehrt nach Kozlow zurück
29.8.1942 Die Familie und viele Juden werden per Dekret aus Kozlow ausgewiesen und nach Kaschvinz vertrieben
Selektion von etwa 1000 kräftigen Männern, die mit Güterwaggons nach Prokocim transportiert werden
Der gemeinsame Weg der Brüder Abraham und Meir Chaim durch die Lager
11.6.1942 Verhaftung von Samuel Gottlieb in Kozlow
2.9.1942-15.11.1943 die Brüder im jüdischen Zwangsarbeitslager JULAG II in Prokocim –Biezanow bei Krakau; Einsatz bei der Rheinischen Hoch- und Tiefbaugesellschaft (Mannheim); JULAG III war das Frauenlager; JULAG I bei Plaszow
15.11.1942 Schließung von JULAG II in Prokocim
5.1.1943 Umzug in das neu errichtete Lager in Biezanow; hier kommt Samuel mit seinen Brüdern zusammenn; Lagerältester ist der Jude Dr. Lifschitz
17.11.1943-1.8.1944 HASAG Werk C in Skarzysko-Kamienna, Munitionsfabrik; bereits 1939 hatte der Leipziger Rüstungskonzern HASAG (Hugo Schneider AG) drei polnische Rüstungswerke übernommen: Skarżysko-Kamienna, Kielce und Tschenstochau
2.8.1944-16.1.1945 Abraham Gottlieb im HASAG Werk „Rakow“, Tschenstochau; vier HASAG-Standorte in Tschenstochau (Pelcery, Eisenhütte Rakow, Warta und Czenstochowianka)
5.8.1944 Samuel Gottlieb von Kozlow deportiert nach Buchenwald, Häftlingsnummer 68246
11.-14.8.1944 Samuel wegen Colitis zur Aufnahme im HKB (Krankenrevier)
15.8.1944 Samuel wegen Colitis 5 Tage Schonung
28.9.1944 Samuel Gottlieb im Baukommando III; später Stubendienst in Block 23
16.1.1945 Auflösung der vier Lager in Tschenstochau; Bahnfahrt der Brüder über Breslau, Leipzig nach Weimar
20.1.1945 Ankunft von Abraham und Meir Chaim im KL Buchenwald, für eine Woche Unterbringung im Block 52 im Kleinen Lager; Wechsel der Brüder in den Judenblock 23, wo Samuel im Stubendienst eingeteilt ist, eine privilegierte Stellung, vermutlich als Mitglied des kommunistisch dominierten Lagerwiderstandes; Blockältester ist Karl Siegmaier, (KPD, in Haft seit 1934, Häftlingsnummer 2162); Schreiber Manfred Langer.
Unterbringung des Bruders Chaim im Block 66 im kleinen Lager
30.1.1945 Arbeitskommando 45 Baukommando V, SS-Lazarett Weimar
5.2.1945 Abraham Gottlieb beginnt, sein Tagebuch zu schreiben (Februar-September 1945):
„Unser Block hat zwei Flügel: A und B. Blockältester Karl (Siegmeier, in Haft seit 1934 KPD; FJW) hat eine Ecke im Flügel A; mit Schränken getrennt vom Tagesteil des Flügels. Dort sitzt auch Hans Reiner, ein tschechischer Jude, groß, gutaussehend, breite Brust, ein hübscher Kerl. In seiner Ecke sitzt auch sein Sekretär Manfred (Langer), ein Jude aus Deutschland, ein guter, fröhlicher Mann, der immer ins Gesicht lacht.“
Das Ende des KL Buchenwald
5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);
6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.
6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden;
hierzu gehören auch die drei Brüder Gottlieb, mit Hilfe von Bruder Samuel (Lagerwiderstand);
Abraham Gottlieb kann sich in der Baracke 66 bei Bruder Chaim Meir verstecken:
„Da endete für mich die Zeit von Block 23 im großen Lager. Seit einer Woche bin ich hier in Baracke 66 – die Baracke meines Bruders Meir – und schlafe auf dem Boden und lebe unter ziemlich schwierigen Bedingungen.“
3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt
7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen
10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.
Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau
11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision
Abraham Gottlieb schreibt in sein Tagebuch
„Jemand kam angerannt: „Auf dem Dach des Krankenhauses wurde eine weiße Fahne gehisst!“ Und hier sehen wir einen Gefangenen, der ein Maschinengewehr trägt. Er muss sie von einem verlassenen Wachposten geholt haben. Weiße Fahnen erscheinen auf den Dächern. Eine Gruppe von Häftlingen, die als Lager Schutz organisiert sind, kommt mit Waffen in den Händen! Sie organisieren sich in Gruppen und marschieren, einer hier und der andere. Weitere Gruppen werden sofort organisiert. Sie durchschneiden die Zäune, brechen aus dem Lager aus, suchen nach SS Männern und Waffen. Meir und Shmuel schließen sich den Gruppen an und verschwinden schnell. Ich bleibe im Block. … Der Lagerälteste gibt über den Lautsprecher den Befehl: Ruhe bewahren! …
Ich schüttle Meir und Szmul die Hand. Hier sind wir drei am Leben und wohlauf.“
5.5.1945 Elias Grynbaum fordert die Chaluzim in Buchenwald auf, sich illegal unter seiner Führung nach Eretz Israel durchzuschlagen; drei Tage später beschloss er, den Plan auszuführen, und Samuel Gottlieb schloss sich ihm an. Sie kamen aber bereits einen Tag später ins Lager zurück
12.5.1945 Entlassung der drei Brüder aus Buchenwald durch alliierte Kommission
Kibbuz Buchenwald I auf dem Hof Egendorf
Mai 1945 Gründung des Kibbuz Buchenwald auf dem Hof Egendorf, ein von der US-Army beschlagnahmter und den Buchenwald Häftlingen zur Verfügung gestellter Bauernhof bei Blankenhaim/Weimar.
Mai/Juni 1945 Abraham, Samuel und Chaim Gottlieb im Kibbuz Buchenwald I auf dem Hof Egendorf
Abraham Gottlieb notiert in seinem Tagebuch zum Ideal der Einheit als Grundlage von NOHAM
„Und damit wollen wir unser gemeinsames Leben demokratisch organisieren, dass die Rechte Toleranz gegenüber der Linken zeigt und umgekehrt, dass die Säkularen die Religiösen tolerieren und umgekehrt.“
24.6.1945 wegen der Übergabe Thüringens an die „Rote Armee“ wechseln die Brüder mit allen Kibbuzim auf den Gehringshof bei Fulda in der Amerikanischen Zone; Abraham Gottlieb notiert:
„Wir kamen mit 53 Freunden nach einer stundenlangen Fahrt in einem Bus und zwei LKWs auf einer Berg- und Talstraße nach Geringshof bei Fulda an.“
August 1945 Abraham mit Bruder Chaim auf den Gehringshof;
Erste legale Alija auf der MATAROA
Samuel Gottlieb nach Marseille, Auswandererlager
7. 7.1945 Samuel Gottlieb auf der ersten legalen Alija nach Kriegsende mit einem Gruppeneinreise-Visum auf der SS MATAROA von Marseille nach Haifa; ebenfalls an Bord Hanna Lewy/ Engel und Sara Landsberg; in Neapel nehmen sie weitere Migranten auf
16.7.1945 Einreise in Haifa mit Arbeiterzertifikat B III
Sie gehen in den Kibbuz Afikim
8.9.1945 Ankunft der der Brüder Abraham und Chaim mit 78 Chaluzim in Haifa auf der SS MATAROA mit Arbeiterzertifikat C/L
Nach kurzem Aufenthalt im britischen Internierungscamp Atlith gehen viele in den Kibbuz Afikim, nachdem durch die Briten die Zahl der noch ausstehenden Zertifikate entsprechend gekürzt wurde.
19.10.1947 Einbürgerung von Samuel in Palästina, als Bürge zeichnet der Muktar, Sekretär des Kibbuz Afikim David Brontman
Umbenennung in Ahuvia
Oktober 1949 Heirat mit Sara Goldberg
21.1.2017 Tod von Sara Ahuvia
14.10.2017 Tod von Samuel Ahuvia
Gedenken
1.11.1999 Pages of Testimony für die Eltern und Schwester sowie weitere Angehörige von Szmul Ahuvia (Gottlieb)
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5991487
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5991493
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/81989940
Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009
Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994
Abraham Ahuvia, autobiografische Erinnerungen in: Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998
Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5991115
https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald
https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni
https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni
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