Farntrog Gerda

Gerda Gertrud Farntrog

*30.3.1922 in Fürth; ✡ 17.4.2005 in Landsdale USA

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Lazarus Farntrog *10.4.1886 in Fürth; ✡1943

Mutter Jettchen  Jehudit Nachmann *28.1.1899 in Hamburg; ✡ 1943

Großeltern Itzchok Farntrog und Betty Berliner

Großeltern Moses Nachmann und Betti Cohen

Cousine Ruth Farntrog *16.5.1919 in Fürth; ✡ 1943

Geschwister

Rosi Rivka Farntrog *5.9.1919 in Fürth; ✡1943

Betti Bilha Farntrog *21.10.1920 in Fürth; ✡1943

Erwin Farntrog *31.5.1923 in Fürth; ✡12.9.1942 in Auschwitz

Emmy Esther Farntrog *19.9.1925 in Fürth; ✡1943

Beruf Landwirtschaftliche Praktikantin

Adressen Fürth, Friedrichstraße 24; Neuendorf

Heirat Benjamin Weinstein *17.1.1913 in Hoduzisky; ✡13.6.1999 in Chalfont USA

Kinder zwei

Gad Weinstein *4.8.1955

Gila Weinstein *28.12.1958

Weiterer Lebensweg

6.5.1868 Artikel in der Zeitschrift „Der Israelit“:

Fürth. Der Festtag – der letzte Tag des Pessachfestes – hat sich für die hiesigen, insbesondere für die gesetzestreuen Israeliten in einen Tag der Bestürzung und der Trübsal umgewandelt. An demselben verlor die hiesige Gemeinde einen ihrer edelsten Männer, den hervorragenden, großen Toragelehrten und Autorität in Fragen der Halacha, Rabbiner Raphael Farntrog, …“

1914-1918 Vater Lazarus als Sanitäter im 1. Weltkrieg

1935- 1936 Schwester Betti im jüdischen Mädchenheim Wolfratshausen zur Ausbildung

18.7.1938 Ankunft von einer anderen Gerda Farntrog (*1923 in Regensburg) in Haifa mit Studentenzertifikat Kategorie B (III)

Die Schwestern Rosi und Betti ließen sich am Israelitischen Krankenhaus in Fürth zu Krankenschwestern ausbilden; Rosi blieb in Fürth, Betti ging nach Frankfurt an das orthodox-jüdische Rothschild´schen Hospital

17.5.1939 mit den Eltern und Schwester Rosi in Fürth, Friedrichstraße 24 bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Cousine Ruth bei Minderheiten-Volkszählung in Frankfurt, Kinderhaus der weiblichen Fürsorge, Hans-Thoma-Straße 24 Ausbildung als Säuglingspflegerin

17.5.1939 Schwester Betti bei Minderheiten-Volkszählung in Frankfurt, Rhönstraße 50 im Personalwohnhaus in unmittelbarer Nähe des Rothschild´schen Hospitals

Mai 1941 Zwangsschließung des Rothschild´schen Hospitals, das gesamte Personal wechselt in das Israelitische Krankenhaus Gagernstraße 36

3.7.1941 Schwester Betti gemeldet in Frankfurt, Gagernstraße 36

Die Chewra NOAR AGUDATI ISRAEL in Neuendorf

Juni 1938 Gründung einer Chewra (Gruppe) des „Noar Agudati Israel“ im Landwerk Neuendorf, Jugendorganisation des orthodox-religiösen Verbandes „Agudas Israel“ (Gründung 28.5.1912 in Kattowitz). Erklärtes Ziel der Gruppe war, dass jeder Chaluzim über zwei Jahre „an der praktischen und theoretischen Ausbildung in allen Zweigen der Landwirtschaft voll teilnimmt und von einem orthodoxen Jugendführer geistig betreut wird“.

Im Landwerk Neuendorf gab es drei Fraktionen, die orthodox-religiöse, die zionistisch-sozialistische und eine neutrale.

1939 Gerda Farntrog zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande

Im April 1940 zählte die Chewra Noar Agudati Israel 33 Mitglieder.

Madrich der Chewra war Josef „Jossel“ Schwarz aus Nürnberg.

11.4.1940 Tod der Mutter von Noar Agudati -Madrich Josef Schwarz

Gerda Farntrog rechte Spalte oben

Text in Iwrith: Der Ewige werde Dich im Kreise der anderen Trauernden Jerusalems trösten

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

August 1940 Gerda Farntrog abgemeldet aus Neuendorf, offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, zunächst Zugfahrt nach Berlin

16.8.1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung von Gerda Farntrog in Athlit, sie gibt als Referenz einen Verwandten an: Willy Gugenheim Tel Aviv 20 Meah Sherim Street

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus Camp Atlith

Weitere Daten zur Familie Farntrog

Vor 1939 Flucht des Bruders Erwin zunächst nach Colmar, dann nach Marseille, wo er sich dem Widerstand anschließt; Verhaftung und Transport ins Durchgangslager Drancy; 9.9.1942 Deportation nach Auschwitz; Tod in Auschwitz

22.3.1942 Edith und Cousine Ruth Farntrog von Fürth/Nürnberg ins Ghetto Izbica

24.3.1942 Schwester Rosi ab Nürnberg ins Ghetto Izbica

11.6.1942 Schwester Betti von Frankfurt nach Sobibor/Majdanek

18.6.1943 beide Eltern, Schwester Esther ab Fürth Osttransport

Gedenken

April 1998 Elf Pages of Testimony für die Familie Farntrog von Gerda Farntrog Weinstein

Grabstein für Gerda Weinstein auf dem Tiferet Bet Israel Cemetery, Plymouth Meeting, Pennsylvania

1945 Suchanzeige von Onkel Martin Farntrog, London

Quellen

Betti Bilha Farntrog

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863909

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863910

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863907

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863914

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863901

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863903

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de863915

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11200175

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/86126214

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7684); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85.

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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