Wendel Hans

Hans Richard Wendel

*24.6.1911 in Chemnitz; ✡25.11.1942 in Haifa, Untergang der SS PATRIA

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Moritz Wendel *4.9.1870 in Hoppstädten✡1. 1. 1939 (?)

Mutter Herta Kirsch *25.11.1885 in Marktstedt, Unterfranken ✡ 1

Geschwister

Marga Wendel ; oo Moral

Beruf

Adressen

Heirat Ingetraud Schäfer *31.5.1921 in Berlin

Kinder

Weiterer Lebensweg

März 1936 neuer Landesleiter Südwest „Kibbuz Pegischah Südwest“ des Makkabi Hazair (bisher Chemnitz)

In den Makkabi-Mitteilungen Nr. 4 vom April 1936 heißt es dazu:

"Schabbath fand ein Neschef der Frankfurter Mittleren- und Älterenschaft statt, auf dem Horst Brumlik durch Chanan Berkowicz von seinen Frankfurter Chawerim verabschiedet und Hans Wendel als Kibbuzleiter eingeführt wurde."

2. 8.1936 Treffen der Vertreter der 16 Sportvereine des Südwestdeutschen
Makkabikreises in Frankfurt; ein neuer Vorstand wird gewählt:

„Die Vorschläge des Präsidiums für eine neue Leitung des Südwestdeutschen Makkabikreises wurden gut geheißen: Vorsitz Julius Schick und Max Flörsheim, HeinzKaufmann und Hans Wendel (alle Frankfurt) und als Spielobmann Edwin Löwenstein (Langendiebach).“

In den Makkabi-Mitteilungen Nr. 11 vom November 1936 heißt es :

Mitglied der Makkabi-Bundesleitung in Berlin Meinekestraße 10

Zur Untermiete bei Eva Lehrhaupt geb. Süssmann in Berlin

17.5.1939 in Gut Winkel, Beeskow-Storkow, Spreenhagen Deutsche Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Eltern in Chemnitz Deutsche Minderheiten-Volkszählung

Hans Wendel in der Bundesleitung (Präsident) des Pfadfinderbundes Makkabi Hazair

Sommer 1939 Adi Falkenstein (auch auf der PATRIA) berichtet über ein Vorbereitungstreffen in Ahrensdorf für die vom Hechaluz Österreich vorbereitete  Alija Beth Sonderhachschara SH- 5:

1939 in Ahrensdorf, v.l. Alfred Selbiger mit Frau Erika „Eka“ und Hans Wendel

„Dann kamen eines Tages die Leiter des Berliner Hechaluz nach Ahrensdorf. Ich erinnere mich genau an Hans Wendel. Er kam gekleidet wie ein halber SS-Mann, so mit Schaftstiefeln und Lederjacke. Auch Alfred Selbiger war dabei.“

Hans Wendel mit Madrichim in Schniebinchen 1939
Hartwig Langenbach, Benny Stein, Chaim Pinkus, Hans Wendel , Ludwig und Hilde Kuttner

Hans Wendel wird zum zweiten Transportleiter bestimmt für die Alija Beth Sonderhachschara SH- 7 auf der PACIFIC

16.8.1940 mit dem Zug aus Deutschland fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, die bereits Kinder in Palästina hatten, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Reiseleiter war Efraim Frank

30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith;

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

Hans Wendel bekommt von der Haganah den Auftrag, das Schiff mittels einer Bombenexplosion fahruntüchtig zu machen. Ein Zeitgenosse berichtet:

„Sein Kontaktmann an Bord war der frühere zionistsche Berliner Funktionär Hans Wendel. Nach den Initialen seines Namens gewöhnlich nur Hawe genannt. Hawe tarnte sich als neugieriger Gaffer, der bei den Arbeiten zuschaute und sich dabei mit seiner Freundin unterhielt. Tatsächlich aber waren seine mehr gemurmelten als gesprochenen Worte nicht für das Mädchen, sondern für den Abgesandten der Haganah bestimmt.“

Wendel übernimmt es, die Bombe im Bug des Schiffes zu platzieren.

25.11.1940 Sprengstoff-Explosion im Maschinenraum der SS PATRIA, gesteuert von der Haganah;

zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 jüdische illegale Einwanderer auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, auch aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 220 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

Quellen

Ronald Friedmann, Exil auf Mauritius 1940-1945; Das Neue Berlin, 1998

Mitteilungsblatt des Jüdischen Pfadfinderbundes Makkabi Hazair 1936 Nr.4 und Nr.10

https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20337/WRoth%20JuedSport%20Ffm.pdf

Jüdische Rundschau, Gemeindeblatt Israel. Gemeinde Frankfurt; Heft 12 September 1936

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Herbert Fiedler, Eine Geschichte der Hachschara; Verein Internationale Begegnungsstätte Hachschara-Landwerk Ahrensdorf e.V

Herbert und Ruth Fiedler, Hachschara, Hentrich & Hentrich 2004

Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970119

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11214535

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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