Alter Itka

Jehudit Itka Alter geb. Londner

*30.1.1921 in Bedzin; ✡ 15.10.2014 in Netzer Sereni

Staatsangehörigkeit polnisch

Religion jüdisch

Vater Israel Itzik Londner *5.5.1895 Czestochowa; ✡ 18.11.1944 in Auschwitz

Mutter Jochewed Mrowka *5.10.1894 in Bedzin; ✡ 1.8.1943 in Auschwitz

Geschwister

Zeew Londner/Leron *15.11.1922 in Bedzin; ✡16.5.2014 in Israel; oo Romm

Faigla Ruchla Londner *20.12.1923 in Bedzin; ✡3.1.1999 in Israel

Moshe Moniek Londner/Liron *15.11.1926 in Bedzin; ✡7.1.2019 in Ramat Gan; oo Miodownik

(Oberstleutnant der israelischen Luftwaffe, hochrangiger Offizier des Mossad)

Efraim Londner *1931 in Bedzin; 1943 in Auschwitz

Beruf Köchin

Adressen Będzin, ul. Modrzejowska 48; Stary Rynek 25

Heirat Moshe Maniek Alter *1911; 2007 in Netzer Sereni

Kinder fünf; zwölf Enkel

Weiterer Lebensweg

Besuch des privaten Fürstenberg-Gymnasium

Aktiv in der zionistischen Jugend Hashomer Hatzair

Wechsel auf ein Gymnasium in Kattowitz

Das Ghetto von Bedzin/Bendsburg

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen

3.9.1939 Besetzung von Bedzin; Eingliederung in das Deutsche Reich, Umbenennung in Bendsburg

9.9. 1939 die Große Synagoge und 50 umliegende Häuser werden niedergebrannt, viele Tote unter den jüdischen Bewohnern

Die Mutter wird wegen verbotenen „Hortens“ von Waren zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

1941 Tausende junge Juden in Bedzin eingefangen und in Arbeitslager deportiert;

Einzelne Gordonia-Mitglieder aus Bedzin werden mit Zertifikaten von Nathan Schwalb aus Hechaluz-Weltzentrale in Genf über das Austauschlager in Bergen-Belsen nach Südamerika gerettet.

Itka und ihre Brüder im Untergrund in Bedzin aktiv.

Es bestanden auch Kontakte mit dem Kibbuz Borochov in Oswiecim und zu Mordechai Anielewicz (Führer des Aufstandes des Warschauer Ghetto), der die zionistischen Gruppen zu einem Netzwerk verknüpfte

Eliezer Geller, Vorsitzender der Gordonia und Held des Warschauer Aufstandes 1943, besucht Gordonia-Aktivisten in Bedzin

Bruder Moshe beschafft Waffen und bringt sie ins Ghetto. Die Brüder Zeew und Moshe sind an Aktionen beteiligt, bei denen Verräter und Spitzel ermordet wurden.

1942 Itka Londner mit der Schwester Fajgla und Großmutter ins Ghetto Kamionka;

Zwangsarbeit in der Bekleidungsfabrik „Gräfin“, Besitzer Rosner; mit einem Passierschein, können sie morgens das Ghetto zur Arbeit verlassen.

Mai 1942 erste größere Deportation aus Będzin; Selektionsappell mit der ganzen Familie auf dem Fußballplatz des jüdischen Sportvereins Hakoah in Bedzin; vor allem Alte und Kinder ins Sammellager jüdisches Waisenhaus

August 1942 weitere Selektionen und Deportationen, 23 000 Juden auf zwei Plätzen in Będzin zusammengezogen und 4700 als nichtarbeitsfähig eingeschätzte Juden nach Auschwitz verbracht;

Frühjahr 1943 die im Landkreis Sosnowiec und Będzin verbliebenen Juden werden in das Ghetto verbracht, das aus den zwei kleineren, miteinander verbundenen Ghettos Środula/Klein Srodula und Kamionka bestand

22.6.und 6.8 1943, 3. Und 4. Deportation Räumung des Ghetto Kamionka .

Eltern und Bruder Ephraim werden ins KL Auschwitz deportiert.

Itka und Schwester Faigla in der Demontagegruppe von Rosners Fabrik.

1943 Nach einer Selektion komm sie in das Arbeitslager Annaberg; Shaja Gleitman, ein entfernter Verwandter, ist dort Judenältester; Itka wird zur Blockältesten für eine Gruppe von 40 Mädchen bestimmt. Sie arbeitet in der Lagerküche. Da sie dem Judenältesten Kollaboration vorwirft, wird sie ihrer Funktion enthoben; Arbeit bei Bauern außerhalb des Lagers.

Auschwitz

1944 Deportation von 200 jungen Frauen aus Annaberg nach Auschwitz; ihr wird die Häftlingsnummer in den linken Unterarm tätowiert;

30.9.1944 wurden 1.437 jüdische Zwangsarbeiter aus Annaberg in Auschwitz eingeliefert. 411 Männer wurden als Häftlinge registriert und 1.026 in der Gaskammer getötet

in einer Arbeitskolonne sieht sie ihre Schwester Fajgla. Sie kommt in ihre Baracke und arbeitet mit ihr zusammen in einer Rüstungsfabrik.

Sie trifft Rivka Kuperberg aus dem Mädchenorchester, die sie aus Bedzin kennt (Gordonia), die sie auch ins Orchester holen will, um sie vor den Selektionen zu retten

Todesmarsch von Auschwitz nach Neustadt-Glewe

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Zofia Posmysz:

„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

21./22.1. 1945 Ankunft der 400 Frauen in Loslau

22.1.-27.1.1945 400 Frauen auf Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

Nach einigen Tagen Weitertransport ins Lager Neustadt-Glewe, im September 1944 eingerichtetes Auffanglager, Außenlager des KL Ravensbrück; Belegung mit bis zu 5000 weiblichen Häftlingen; dort erkrankt sie an „Typhus“ (verm. Fleckfieber)

2.5.1945 Befreiung der Frauen durch die Rote Armee.

Mit russischen Militärlastwagen nach Lublin; von dort fahren die Schwestern Itka und Fajgla zu ihren Brüdern nach Kattowitz, die sich bereits im Januar vom Todesmarsch absetzen konnten und hier eine zionistische Gruppe aufbauten.

Juli 1945 Die beiden Schwestern fahren nach Bedzin und suchen das Haus der Familie auf.

4.7.1945 im Pogrom in Kielce werden 42 polnische Juden ermordet.

Kibbuz Buchenwald auf dem Gehringshof

Die Schwestern fliehen in Angst aus Polen nach Bergen Belsen.

Itka Londner kommt aus dem DP-Camp Bergen Belsen zur Hachschara auf den Gehringshof

15.12.1945 registriert im DP Center Fulda Nr. 138

Gemeinsamer Weg mit Moshe Alter

22.11.1945 Beratung auf dem Gehringshof mit Aharon Bacia von der NOHAM-Zentrale in Bergen Belsen und vier Soldaten der Jewish Brigade (u. a. Naftali Unger, Chaim Ben Asher) mit dem Ergebnis: die illegale Ausschleusung von 60 Ma’apilim über Bergen-Belsen, Eindhoven nach Antwerpen; in Absprache mit NOHAM-Zentrum in Bergen Belsen wird beschlossen, Delegationen in eine Reihe von DP-Camps zu entsenden, um weitere NOHAM-Mitglieder in den Kibbuz Buchenwald zu holen.

Hilde Grynbaum, Rivka Kuperberg mit anderen fahren als Abgesandte in das jüdische DP-Camp Landsberg

Dezember 1945 kommt Moshe Alter mit der dritten NOHAM-Gruppe aus dem DP-Lager Landsberg auf den Gehringshof

Aus dem Tagebuch der dritten NOHAM-Gruppe:

„Landsberg/Inn: Dezember1945. Abgesandte kommen aus dem Kibbuz Buchenwald, Gehringshof, Hilde Grynbaum, Rivka Kuperberg und anderen, mit der frohen Nachricht: Sie wandern in den kommenden Tagen nach Israel aus (Alija Bet) aus und müssen sofort eine große Gruppe von Leuten aus den Reihen von NOHAM schicken, um sie zu ersetzen. Mehrere Tage lang bereiten wir uns auf die Abreise vor. Wir fahren mit vielen Gegenständen, die wir vom Komitee in Landsberg erhalten haben, zum Gehringshof.“

2.7.1946 Heirat von Moshe Alter und Itka auf dem Gehringshof.

Ende 1946 Ein von der jüdischen Brigade organisierter illegaler Grenzübertritt nach Eindhoven scheitert an der niederländischen Grenze. Kurze Zeit später gelingt 40 Chawerim die „Bricha“ ab Frankfurt über Österreich nach Italien. Zu dieser NOHAM-Gruppe gehörten auch Mordechai Forscher und Benjamin Weichselbaum.

Über Mailand und Turin kommen sie in das DP-Camp Via Unione in Rivoli, Camp-Leiter Ari Avisar aus Jerusalem.

13.2.1947 Verlegung in ein Lager in Aqua Santa in den Abruzzen

13.2.1947 die NOHAM-Gruppe wird nach Acqua Santa verlegt

Anfang Mai 1947 Verlegung der 40 Buchenwalder in den kleinen Adriahafen Mola di Bari

13.5.1947 Alija beth, Einschiffung von 1457 Ma’apilim auf der SS AGHA ORIETTA/MORDEI HA GETAOT (GHETTO REBELS) in Mola di Bari

Insgesamt gingen  80  Mitglieder des Kibbuz Buchenwald vom Gehringshof und Gersfeld an Bord des Schiffes MATAROA (September 1945), mehr als sechzig auf die „Tel Hai“ (März1946), etwa ein Dutzend auf die  „Biria“ (Juli1946), neunzehn auf der „Katriel Yaffe“ (August1946) sowie etwa 40 weitere auf der „Ghetto Rebels“ (Mai1947) und 20 auf der „Aliya“ (November1947)

Britisches Internierungslager auf Zypern

23.5.1947 wird die GHETTO REBELS vor Rafah von britischer Marine aufgebracht, nach Haifa geleitet und nach Zypern in das Sommerlager Nr. 55 verbracht.

Die fünf „ Sommercamps“ (Nr. 55, 60, 61, 62, 63)  bestanden aus Zeltstädten in Kraolos bei Famagusta, die sieben „Wintercamps“ (Nr. 64-70) in Dekalia aus Nissen -huts (Wellblechhütten)

Die Briten führten die Detentioncamps auf Zypern wie POW-Camps: Umzäunung, Wachtürme, ständige Bewachung.

Moshe Alter eröffnet hier zusammen mit Mordechai Forscher eine Schule, Benjamin Weichselbaum fungiert als „Hausmeister“.

1948 eröffnet Moshe Alter eine weitere Schule für das Lager Nr. 62

14.5.1948 Unabhängigkeits-Proklamation durch David Ben Gurion, Staatsgründung Israel und Beginn des Unabhängigkeitskriegs

20.8.1948 Ankunft der Buchenwald Gruppe aus Zypern auf der SS THEODOR HERZL in Haifa

Sie kommen als Einzelpersonen in das Einwandererlager Binyamina, da die NOHAM-Gruppe inzwischen auseinandergefallen ist; zunächst nach Haifa und Tel Aviv, dann gehen sie in den Kibbuz Buchenwald. Itka Alter berichtet:

„Wir kamen später in Israel an… Wir haben uns mit den Menschen im Kibbuz Buchenwald in Verbindung gesetzt.

Zuerst lebten wir in Zelten in der Nähe von Beit Allenby. Ich komme in mein Land, in die Wärme, in die Schönheit – und auch hier lebe ich in einem Zelt.

Als ich schwanger war, haben sie uns in einem Zimmer bei MK Berliner-Blau wohnen lassen. Er war Single und hatte ein kleines Zimmer, also schlief er auf der einen Seite im Bett und ich auf der anderen im Bett. Mein Mann blieb zum Schlafen im Zelt.“

Moshe Adler erinnert sich:

„Ich bin über Zypern nach Israel ausgewandert, zuerst kam ich nach Haifa und war Bauarbeiter. Von Haifa zogen wir nach Tel Aviv. L. hatte Freunde von der Bank, die mir Arbeit vermittelten, aber ich wollte zu den Buchenwaldern, die in Israel einen Kibbuz gegründet hatten.

Pisa holte uns mit einem Van ab.

Zuerst war ich Jugendberater und Sozialkoordinator. Ich war ihr Führer, Vater und Freund.“

14.5.1948 Unabhängigkeits-Proklamation durch David Ben Gurion, Staatsgründung Israel und Beginn des Unabhängigkeitskriegs

Itka Alter weiter:

„Während des Aufstandskrieges gingen wir, die schwangeren Frauen, in den Keller von Beit Allenby.“

Gedenken

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/68088274

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/68088275

Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Aharon Ahuvia (Hrsg.),Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni

Home – Deutsch

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://www.mappingthelives.org

http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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