Singer Ernst

Ernst Elias Singer

*22.5.1922 in Breslau; ✡?

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Bruno Singer *18.4.1886 in Breslau; ✡ Juli 1940, Tötungsanstalt Brandenburg

Mutter unklar, in Betracht kommen:

Flora Gelber *30.5.1885 in Königshütte; ✡ März 1943 in Auschwitz

Erna Cohn *4.1.1894 in Festenberg; ✡ Dez. 1940 T4 Euthanasie in Pirna

Irma Hahn *31.7.1897 in Beuthen; ✡7.10.1944 in Auschwitz

Johanna Kuttner *9.3.1893 in Wreschen; ✡15.10.1944 in Auschwitz

Geschwister

Willy Samuel Singer *25.5.1923 in Breslau;

Fritz Singer*24.7.1926; ✡ 1945 im Dora-Außenlager Ellrich

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Breslau; Winzig; Groß Breesen;

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 Ernst und Willy Singer in Winzig bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Fritz Singer in der Israel. Waisen- und Verpflegungsanstalt, Breslau, Gräbschener Straße 61/65 bei Minderheitenzählung

Wegen der psychischen Erkrankung des Vaters werden die Brüder Willy und Ernst von der Mutter auswärtig und der jüngste Bruder Fritz im Waisenheim untergebracht.

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

1939 Ernst Singer zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen

6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“;

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

15.11.1942 Belegung des Schafferhauses in Groß Breesen; Fritz Singer Zimmer 1, Willy Singer Zimmer 2, Ernst Singer Zimmer 3; Zeichnung Günter Marcuse

Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.

1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen

Deportation von Ernst Singer in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)

5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.

6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen. Ernst Singer bekommt die Nummer 107098 in den linken Unterarm tätowiert.

T4-Euthanasie des Vaters Bruno Singer

17.5.1939 Vater Bruno Singer in der Landesanstalt Eberswalde, Oderberger Straße 8 bei Minderheitenzählung

19.7.1940 Verlegung aus der Anstalt Eberswalde nach Berlin Buch, Heil- und Pflegeanstalt

Juli 1940 Verlegung und unmittelbare Ermordung des Vaters mit CO-Gas in der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel

Bruder Fritz Singer im Außenlager Ellrich-Juliushütte (Mittelbau 2 Ellrich)

Die beiden Groß Breesener Gefährten Fritz Singer und Günther Hirschfeld werden nach Ankunft im KL DORA verlegt in das Außenlager Ellrich-Juliushütte (Mittelbau 2 Ellrich).

Das Außenlager des KL Dora bestand von Mai 1944 bis April 1945; Einsatz von über 8000 Häftlingen bei unterirdischen Stollenausbau  u.a. für Bauvorhaben der SS-Führungsstäbe B 3a im Himmelberg und im Kohnstein bei der Mittelwerk GmbH; 4000 Häftlinge kamen dort um

Anfang März 1945 Start des Krematoriums im Lager Ellrich-Juliushütte; bis Anfang April über 1000 Einäscherungen!

4.-6.4. 1945 Räumung des Lagers Ellrich-Juliushütte; Deportation von 4000 Häftlingen nach Bergen Belsen, 3000 in das Sachsenhausen-Außenlager Heinkel-Werke

12.4.1945 Befreiung von Ellrich

15.4.1945 Befreiung von Bergen-Belsen

20./ 21.4.1945 Todesmarsch von Sachsenhausen Richtung Norden antreten.

Fritz Singer und Günther Hirschfeld haben die Befreiung nicht erlebt.

Gedenken –

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962848

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962864

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962821

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962852

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de962951

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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