
Manfred Meier Paul
*2.1.1925 in Kolberg; ✡ ?
Staatsangehörigkeit staatenlos
Religion jüdisch
Vater Benno Benjamin Paul geboren in Stargard; ✡1931
Mutter Dina Berger in Krefeld *18.7.1888 in Koblenz; ✡19.4.1936 in Berlin
Großeltern Moses Berger und Christine Cahn
Geschwister
Ilse Paul *30.1.1927 in Kolberg; ✡?; oo Stanislaw Majewski
Beruf Möbelschreinerlehrling
Adressen Kolberg; Berlin
Heirat –
Kinder–
Weiterer Lebensweg
1931 Einschulung, 8 Jahre Volksschule bis zum Novemberpogrom, davon fünf in der jüdischen Schule
1931 Tod des Vaters
19.4.1936 Tod der Mutter

1935/36 mit Schwester Ilse im Auerbach’schen Waisenhaus in Berlin, Schönhauser Allee
1936 für ein halbes Jahr Mitglied bei den Habonim
Januar 1939 Kindertransport von Berlin in die Niederlande
14.1.1939 Noorderhuis, Toldijk D 155, Ruinen (Hoogeveen)
20.4.1939 Burgerweeshuis Gouda, Spieringstraat 1, Gouda
13.12.1939 Quarantine Amsterdam, Zeeburgerdijk 321, Amsterdam
Jeugdalijah
Im Jahre 1939 eröffnete die Jeugdalijah in Amsterdam die Hachschara Zentren in Mijnsheerenland und „Het Paviljoen Loosdrechtse Rade“, nachdem das Waisenhaus Vondelhof in Amsterdam diese Funktion verloren hatte.
Het Paviljoen Loosdrechtse Rade
18.12.1939 Manfred Paul nach Loosdrecht um dort Möbelschreiner zu lernen
Nach dem Einmarsch der Wehrmacht am 10. Mai 1940 wurde die Bewohner kurzfristig nach Alkmaar evakuiert. 99 Bewohner fanden hier Zuflucht.

Rolf Rosenthal, Itsche Teitelbaum, Arthur Dancygier, Manfred Ruebner, Heinz Cosmann, Manfred Paul
Manfred Paul arbeitet in der Tischlerei von Loosdrecht und

später mit Emil Stranders bei Schmied D. Wendt, Nieuwe Loosdrechtsedijk 82.
7.7.1942 Aufforderung an die Amsterdamer Juden, sich freiwillig zum „Arbeitseinsatz“ zu melden.
14./15.7.1942 Razzia in Amsterdam; Registrierung in Westerbork und Deportation nach Auschwitz
15.7.-15.8.1942 von den Madrichim Schuschu Simon und Menachem Pinkhof werden Verstecke für alle Jugendlichen gesucht.
12.8.1942 Erica Blüth vom Comitee der Jeugdalijah erfährt beim Joodse Raad und übermittelt mit Codewort per Telefon, dass auch die Chaluzim aus Loosdrecht ins Kamp Westerbork gebracht werden sollen. Die Madrichim Menachem Pinkhof und Schuschu Simon sowie Miriam Waterman beschließen, die 30 Jugendlichen mit Hilfe des Netzwerks von Joop Westerweel in Verstecken untertauchen zu lassen.
13.8.1942 Ankündigung von Pinkhof und Simon, dass alle Chaluzim im Verstecke gebracht werden. Die ersten werden noch am selben Abend weggebracht. Die Aktion dauert bis zum 16. August.

Karteikarte mit dem typischen Datumsstempel der onderduiker aus Loosdrecht
Von den 49 „onderduiker“ aus Loosdrecht (Chawe/rim/roth und Madrichim) konnten 34 gerettet werden!
Die Geburtsstunde des Netzwerks Westerweel
Diese erste Untertauchaktion, initiert von Mirjam Waterman und ihren Freunden, war die Geburtsstunde des Netzwerks Westerweel. Im Kern bestand diese Widerstandsgruppe aus christlichen Mitarbeitern und Schülern der freien Schule „Werkplaats“ in Bilthoven und der Gruppe der Chaloetsim aus Loosdrecht um Schuschu Simon und Menachem Pinkhof. Die starke Klammer zwischen diesen beiden Gruppen bildete Mirjam Watermann. Das Netzwerk um seinen charismatischen Führer Joop Westerweel kümmerte sich um die Beschaffung von illegalen Ausweisen, Organisation von Unterkünften in Antwerpen und die Grenzübergänge von Belgien nach Frankreich auf der Fluchtroute für Palästina-Pioniere nach Spanien; von den insgesamt 716 im Jahre 1942 noch in den Niederlanden lebenden Chaluzim, überlebten 393 durch das Engagement der Westerweel-Gruppe. Joop Westerweel wurde 10. März 1944 bei dem Versuch festgenommen, Thea Perlmutter und Ruth Direktor über die niederländische Grenze nach Belgien zu schmuggeln. Er wurde am 11. August 1944 im KL Vught erschossen.
Untertauchen und Flucht
Manfred Paul hat darüber Tagebuch geführt/Bericht bei „Ghetto Fighters House“
August 1943 Untertauchadressen bei verschieden Familien in Hilversum
20.8.1942 von Joop Westerweel nach Rotterdam gebracht
19.9.1942 zu einer englischen Witwe in Rotterdam
18.11.1942 zu einer Lehrerfamilie
1943 von Schuschu Simon mit Itsche Teitelbaum und Manfred Rübner in die Pension der Witwe Beer; Sammelstelle für die Schleusung nach Belgien, „Pionierhuis“; hier wird Manfred Rübner später verhaftet
7.6.1943 von Bergen op Zoom nachts über die Grenze nach Belgien, weiter nach Antwerpen zusammen mit Chaim Friedmann, Berry Asscher, Norbert Hellmann, Lutz Rosenberg, Theo Seemann, Werner Kahn und Ernst Kahn; 14 Chaluzim werden in zwei Zimmer der Kneipenwirtin Julia einquartiert. Ernst „Willi“ Hirsch und die Asschers waren bereits dort.

Sie werden von einem Feldgerdarmen entdeckt, den sie mit der Behauptung täuschen können, sie wären entwichene holländische Fremdarbeiter.
2.7.1943 Sie kommen nach Dannes Camiers auf eine Baustelle der Organisation Todt OT zum Bau des „Atlantikwalls“ an der französischen Küste.
Flucht aus dem Arbeitslager nach zum Sammelpunkt Bordeaux, wo bereits zehn Chawerim auf die Ausreise warten.
Weiter nach Toulouse
9.12.(?)1943 ins Maquis zur bewaffneten Resistance
28.9.1943 Wechsel in ein jüdisches Maquislager der Armee Juive bei Montfranc
15.-22.2.1944 nach Paris; dort Treffen mit Max Windmüller, Meta Lande, Lolli.
22.2.1944 Dorf am Fuße der Pyrenäen, 32 Leute, 20 Chawerim, davon 3 Mädchen. Joop Westerweel kommt und verabschiedet sich persönlich mit einer beeindruckenden Rede.

Walter Dreyfuss; Alfred Aron Dubowski; Ascher Heinrich, Joseph Heinrich; Manfred Paul; Ernst Röttgen; Benno Turteltaub;
Außerdem Werner Seew Hirschfeld
4.4-10.4.1944 mit dem zweiten Schleuser-Transport über die Pyrenäen; Ankunft in Spanien; als die Erwachsenen in das Internierungslager Miranda gebracht werden sollen, fliehen sie nach Barcelona
7.5.1944 nach Barcelona
28.9.1944 Cadiz
Alija auf der SS GUINEE 1944
28.10.-5.11.1944 auf der SS GUINEE von Cadiz nach Haifa
Im Oktober 1944 erhielten Paul Siegel und weitere Palästina-Pioniere von der britischen Mandatsregierung erteilte Einwanderungszertifikate für Palästina. Siegel, Chanan Flörsheim und 53 weitere Hechaluz-Mitglieder gingen am 27. Oktober 1944 in Cadiz an Bord des Schiffes „Guinée“ und erreichten am 4. November den Hafen von Haifa.
Seit Mai 1943 soll insgesamt 150 Palästina-Pionieren die Flucht aus den Niederlanden über Belgien bis Frankreich geglückt sein. Etwa 80 von ihnen überquerten in von der Toulouser Sektion der AJ organisierten Gruppen seit Februar 1944 die Pyrenäen und gelangten von Spanien aus in das unter britischem Mandat stehende Palästina
Gedenken
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Quellen
Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998
Frans van der Straaten, Om nooit te vergeten. Herinneringen en belevenissen aan/van Palestina-Pioniers in Nederland gedurende de oorlogsjaren 1939-1945
Manfred Paul (born 2 January 1925)
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130351587
https://infocenters.co.il/gfh/list.asp
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947