Weber Hans

Hans Herbert Chanan Weber

*24.10.1920 in Buer, Gelsenkirchen; ✡13.12.1986 in Haifa

Religion jüdisch

Vater Heinrich Weber *10.8.1876 in Andernach; ✡21.1.1930 Gelsenkirchen

Heirat der Eltern am 16.10.1909 in Gelsenkirchen

Mutter Elfriede Joseph *26.10.1881 in Kettwig; ✡23.12.1881 in Haifa

Großeltern Hermann Joseph und Henriette Gerson aus Kettwig

Tante Rosa Kahn geb. Weber *12.3.1872 in Andernach; ✡4.9.1942 in Theresienstadt; oo August Kahn

Geschwister

Max Weber *20.7.1911 in Gelsenkirchen; ✡ 31.3.1944 in Auschwitz; oo Therese de Levie (*6.11.1914 in Rhede, Borken)

Alfred Weber *20.6.1913 in Gelsenkirchen; ✡ 2/1981 in Louisville; oo 1950 in Louisville mit Lore Kahn

Lore Lola Weber *13.7.1914 in Gelsenkirchen; ✡ 6.2.1980 in Monte Carlo; oo 1949 in Amsterdam mit David Zendijk

Verwandte der Mutter (Kettwig)

Heinz Joseph *19.12.1912 in Dorsten; ✡ 22.6.1981 in Sao Paulo

Margarete Joseph * 25.2.1920 in Dorsten; oo Walter Bock; ✡30.11.1991 in Sao Paulo

Heinz Günter Joseph *4.10.1922 in Hamburg; ✡ 16.9.1941 in Mauthausen

Beruf Laufbursche;Landwirtschaftlicher Volontär

Adressen Gelsenkirchen, Kirchstraße 29 ; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam,

Heirat 17.6.1952 in Haifa Nelly Thieberger *16.11.1922 in Wien; ✡13.9.1997 in Haifa

Kinder zwei

Josef Weber; oo Lecker

Weiterer Lebensweg

27.7.1933 Bruder Max Weber emigriert nach Amsterdam

Novemberpogrom

10.11.1938 Bruder Hans Weber verhaftet in Gelsenkirchen

10.11.1938 Bruder Alfred Weber verhaftet in Schwandorf

15.11.1938 Internierung von Bruder Alfred im KL Dachau; Häftlingsnummer 28218

17.11.1938 Internierung von Bruder Hans im KL Dachau; Häftlingsnummer 29902

Nach der Haftentlassung entschließt sich die Familie zur Emigration in die Niederlande.

13.2.1939 Hans Weber zur Hachschara ins Werkdorp Wieringen

17.5.1939 Tante Rosa Kahn in Gelsenkirchen, Gewerkenstraße 68 bei der Minderheitenzählung

Der Aufbau des Werkdorf Nieuwe Sluis

Träger des „Jüdisches Werkdorf Nieuwe Sluis“ ist die „Stichting Joodse Arbeid“ (Stiftung Jüdische Arbeit); hier werden jüdische Jugendliche zu Landarbeitern umgeschult (Hachschara) als Vorbereitung auf die Ansiedlung in Palästina (Alija). Die Ausrichtung war neutral, nur etwa ein Drittel der Chawerim waren auch zionistische Chaluzim (zionistische Pioniere)

Im März 1934 kommt eine kleine Gruppe von Volontären als Aufbaugruppe in die verlassenen Baracken auf der Farm. Dreieinhalb Jahre lang dienten diese als Unterkunft für die Gruppe der Bauarbeiter. Ende 1934 stehen vier Baracken und eine Kantine dicht beieinander rund um das Haukes-Haus.

Oktober 1934 Aufnahme des regulären Ausbildungsbetriebs

Im Zentrum des Werkdorfs wird ein Gemeinschaftshaus errichtet, die Baracken werden in einem Halbkreis herumgebaut.

Anfang 1937 Offizielle Eröffnung der nun fertiggestellten Anlage.

Auflösung des Werkdorp

„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform und Barbie in Zivil.

Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam; Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam

Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

Unterbringung der 210 Werkdorper zunächst in Asschers Diamantschleiferei im Amsterdamer „Pijp“

27.3.1941 Unterbringung der Werkdorper in Gastfamilien oder bei Verwandten;

Hans Weber gehört zu der Gruppe der „Aufräumer“.

1.8.1941 endgültige Schließung des Werkdorpes

15.8.1941 Hans Weber abgemeldet ins benachbarte Hoorn; später in Veenhuizen, Friesland

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Zweite große Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Von Dezember 1940 bis August 1941 war SS-Untersturmführer Hans Stöver Kommandant des Camp Schoorl

Der Werkdorper Bernard Natt,, ein Cousin von Lotte Brück, beschreibt die Razzia des 11. Juni 1941:

„Am Mittwochabend, dem 11. Juni 1941, besuchte ich mit Lotti in der Stadsschouwburg eine Aufführung von Griegs Oper „Per Gynt“. Es war eine schöne, angenehme Aufführung. Es war auch das letzte Mal, dass ich mit Lotti ausgegangen bin. Auf dem Heimweg trafen wir einige Freunde vom Werkdorp. Sie waren sehr aufgebracht und teilten uns mit, dass unsere Mitbewohner des Werkdorps noch am selben Abend von der Gestapo festgenommen worden seien.

22.6.1941 Deportation der 296 in Schoorl Inhaftierten in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

Theresienstadt

31.7.1942 Tante Rosa Kahn und Ehemann August auf dem Transport XI/1 Münster-Bielefeld-Theresienstadt

4.9.1942 Tod von Tante Rosa Kahn in Theresienstadt

11.10.1944 Tod des Onkels   August Kahn in Theresienstadt

Onderduiker

Max Weber mit Familie, Lore Weber mit Mutter Elfriede sowie Hans und Alfred Weber gehen ins Versteck.

4.10.1967 Bruder Max und Familie werden entdeckt, verhaftet und als „Strafgefangene“ in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork in die gesondert bewachte Strafbaracke 67 eingewiesen.

16.11.1943 Sie werden auf einen der nächsten abgehenden Transporte nach Auschwitz gestellt

31.3.1944 Tod von Bruder Max in Auschwitz

Überleben im Versteck

Die Geschwister Hans, Alfred und Lore Weber mit Mutter Elfriede erleben die Befreiung im Versteck.

Nachkriegszeit

Schwager David Zendijk (1912-1980) war nach Kriegsende über viele Jahre Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Deventer

Ca 1971 Familie Zendijk mit der Mutter Elfriede nach Monte Carlo

6.2.1980 Tod der Schwester Lola in Monte Carlo

16.10.1980 Mutter Elfriede nach dem Tod von Tochter Lola von Monte Carlo nach Haifa

23.12.1981 Tod von Elfriede Weber in Haifa

Von „La Ciotat“ transportiert wurden, 30 km östlich von Marseille.  Dort gingen sie an Bord der von der Haganah gecharterten SS TEL HAI.

28.3.1946 Ankunft von Hans Weber in Haifa auf der SS TEL HAI

Nach wenigen Tagen werden die internierten Ma’apilim aus Athlit entlassen, nachdem sich die Britische Protektoratsbehörde ein letztes Mal überreden lässt, die Zahl der Ma’apilim auf die ausstehenden Zertifikatskontingente anzurechnen.

Gedenken

Pages of Testimony für Bruder Max und Tante Rosa bei Yad Vashem

Grabstein für Chanan Weber

Quellen

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

http://www.stolpersteine-gelsenkirchen.de/stolpersteine_ehepaar_kahn.htm

https://www.statistik-des-holocaust.de/XI1-31.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130397144

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130397150

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Elfriede%20Joseph%22%7D

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Weber%201911%22%7D&page=2

https://yvng.yadvashem.org/ad

Niederlande, Bevölkerungsregister, 1810-1936; Bron: boek, Deel: 146, Periode: 1912-1938

www.werkdorpwieringermeer.nl/

https://www.oorlogsbronnen.nl/mensen?personterm=Ontruiming%20Joods%20Werkdorp%20Wieringermeer

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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