Hans Frankenthal
*15.6.1926 in Schmallenberg; ✡22.12.1999 in Dortmund
Staatsangehörigkeit deutsch
Vater Max Frankenthal *14.2.1883 in Schmallenberg; ✡1.3.1943 in Auschwitz
Mutter Adele Meyer *9.1.1886 in Krefeld; ✡1.3.1943 in Auschwitz
Onkel Emil Frankenthal ✡ in Dortmund 1941 Schlaganfall
Geschwister
Ernst Frankenthal *18.7.1924; ✡1993 in Münster; oo 1947 in Bochum Margot Menzel *1.2.1925 in Bochum; Tochter Ruth ist Vorsitzende der Christlich-jüdischen Gesellschaft Münster; ✡ nach 1977
Beruf Schlosser, Maurer
Adressen Schmallenberg, Werkstraße 30
Heirat 1948 Anni Labe
Kinder drei
Weiterer Lebensweg
6 Jahre öffentliche, 2 Jahre jüdische Volksschule
10.11.1938 Vater und Onkel Emil verhaftet
12.11.-28.11.1938 Vater und Bruder Ernst in „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen
17.5.1939 in Schmallenberg mit Eltern und Bruder Ernst bei Minderheiten-Volkszählung
9.12.1939 Tod des Onkels Emil Frankenthal in Schmallenberg (Schlaganfall)
Zwangsarbeit mit Bruder Ernst im Steinbruch
1940 bis Mai 1941(Schließung) Schlosserlehre in der Lehrwerkstatt der jüdischen Gemeinde Dortmund, die über 20 Lehrplätze in Schlosserei und Schreinerei verfügt, der jüdischen Schule angegliedert; dort mit Emil Landau, Bruder Ernst und Rolf Abrahamsohn
Zwangsarbeit im Straßenbau, Fa. Lahrmann
28.2.1943 „Fabrikaktion“, inhaftiert im Sammellager in Dortmund
2.3.1943 Deportation der Familie nach Auschwitz
3.3.1943 Hans und Ernst erhalten die Auschwitz-Häftlingsnummern 104920 und 104921 in den Unterarm tätowiert, die Eltern werden mit Gas ermordet.
Arbeit in Buna Monowitz Auschwitz III
Biografie des Wollheim Memorial:
„Aufgrund seiner Schlosserausbildung wurde Hans Frankenthal von den Meistern der I.G. Farben mit der Hochmontage großer Stahlträger beschäftigt. Dank der Hilfe des kommunistischen Blockältesten Eduard Besch kam Hans Frankenthal zum Stubendienst; Eduard Besch nahm ihn auch in die Maurerschule auf. Besch beauftragte ihn damit, auf der Baustelle einen Kontakt zu dem polnischen „Volksdeutschen“ Jan Krupka herzustellen. Dieser schmuggelte Briefe, später auch Kassiber des Widerstands nach draußen. Im Sommer 1944 nahmen SS-Ärzte in der Zahnstation des Häftlingskrankenbaus im KZ Buna/Monowitz medizinische Versuche vor: Sie bohrten Hans Frankenthals gesunde Backenzähne auf, um neue Zahnfüllungen zu testen. Er litt außerdem unter schlimmen Phlegmonen an den Beinen, nur durch Eduard Beschs Hilfe entging er zwei Mal den Selektionen.“
Laut Hans Frankenthal war Freund und Mithäftling Alfred Salomon aus Bochum an einem spektakulären Sobotageakt beteiligt; im Beisein von SS-Reichsführer Himmler sollte die Turbine 4 im Kraftwerk des KL Monowitz hochgefahren werden, sie ging aber durch Kurzschluß in Flammen auf.
Hans Frankenthal über die Vorbereitung der Aktion vor dem Besuch Himmlers:
„Ich leitete die Information an Fred Salomon weiter, einen Bochumer Häftling. … Er versicherte mir: ‚Geht in Ordnung, ich weiß Bescheid. Verlass dich nur auf mich.‘ … Fred Salomon hatte für Kabelsalat gesorgt.“
Für diesen Sabotageakt wurden andere Häftlinge gehängt.
Alfred Salomon dazu:
„Ich weiß es heute nicht mehr – und will es auch nicht wissen- ob der Kabelsalat aus Versehen entstand oder Absicht.“
18.1.1945 Todesmarsch mit Bruder Ernst von Auschwitz nach Gleiwitz
18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge; aus dem KL Monowitz ca. 10000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 42 km von Monowitz nach Nikolai, über Nacht in einer Ziegelei.
Isidor Philipp berichtet:
„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“
19.1.1945 Weitermarsch von Nikolai nach Gleiwitz.
19. – 23.1.1945 Ankunft der Marschkolonnen in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück, Mauthausen.
2.2.1945 Ankunft im KL-Außenlager von Mittelbau Dora, Kaserne Boehlke-Nordhausen; zusammen mit Bruder Ernst
Das KL Dora-Mittelbau war Sommer 1943-Oktober 1944 Außenlager des KL Buchenwald , dann eigenständiges Konzentrationslager
3.4.1945 nach alliiertem Luftangriff Flucht mit Bruder Ernst und einem weiteren Häftling
6.4.1945 von Volkssturm-Gruppe aufgegriffen und in das Zwangsarbeiterlager der Leuna-Werke IG Farben verbracht
Deportation in offenen Waggons mit dem Zug nach Theresienstadt
Bei einem Zwischenhalt in Marienbad wegen Fliegerbeschuss ruft er Rolf Abrahamsohn mit seinem Spitznamen „Würstchen“ rüber in seinen Waggon, den richtigen Namen kannte er gar nicht. Sie kennen sich aus der Metall-Lehrwerkstatt der Jüdischen Schule Dortmund 1941
Fleckfieberinfektion, erlebt die Befreiung von Theresienstadt am 8.5.1945 durch die Rote Armee im Koma
1945 Rückkehr mit Bruder Ernst aus Theresienstadt nach Schmallenberg
Umzug nach Hagen wegen antisemitischer Anfeindungen in Schmallenberg
Nach 1945 engagiert in Entschädigungsklagen; aktiv in den jüdischen Kultusgemeinden Hagen und Dortmund; stellvertetender Vorsitzender des Auschwitz-Komitee; Mitglied im Zentralrat der Juden
22.12.1999 Tod in Dortmund
Gedenken
2011 Hans-Frankenthal-Preis der Stiftung Auschwitz-Komitee
Quellen
https://en.wikipedia.org/wiki/Hans_Frankenthal
http://www.wollheim-memorial.de/de/hans_frankenthal_19261999
http://www.wollheim-memorial.de/de/ernst_frankenthal_19241993
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
http://www.wollheim-memorial.de/de/ernst_frankenthal_19241993
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_25.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/HPB_Frankenthal%20Hans.jpg
Frankenthal, Hans, Verweigerte Rückkehr, Frankfurt, Fischer Verlag (1999)