David Herbert

Herbert Joshua David

*14.2.1921 in Sondershausen; ✡ 20.11.2005 in Arbel, Kinnereth

Staatsangehörigkeit deutsch  

Religion jüdisch

Vater Siegfried Simon David *13.9.1884 in Sondershausen; ✡18.12.1942 in Auschwitz

Mutter Babette Rosenthal *15.7.1889 in Mellrichsstadt; ✡14.3.1937 in Sondershausen

Großeltern Rudolf David und Mathilde Weinberg, beide 1930 verstorben

Onkel Ludwig David *11.9.1884 in Sondershausen; oo Matilde Kastenberg

Onkel Dr. jur. Rudolf David, Rechtsanwalt in Sondershausen

Geschwister

Hans Rudolf Rudi David *24.9.1919 in Sondershausen; ✡  

Beruf

Adressen Sondershausen; Neuendorf; Kinneret

Heirat 1947 in Kinnereth Margot Kramer *1.3.1925 in Berlin

2.1.1940 Ankunft in Haifa mit Studentenzertifikat B III

Kinder

Tochter David; oo Ziskind

Amos David

Weiterer Lebensweg

Vater betreibt eine Strickerei in Sondershausen

März 1938 Flucht von Onkel Ludwig mit Ehefrau Matilde nach Palästina

31.3.1938 Einreise von Onkel Ludwig mit Kapitalisten Zertifikat A (I) in Haifa

April 1938 Bruder Rudy zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf;

Herbert David ebenfalls zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf;

10.11.1938 Vater Siegfried verhaftet im Novemberpogrom, als Aktionsjude in „Schutzhaft“ in Buchenwald;

Dez. 1938 Entlassung aus Buchenwald;

2.1.1940 Ankunft der späteren Ehefrau in Haifa mit Studentenzertifikat B III

Alija Beth – Sonderhachschara VII – der Paraguay-Transport

März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.

16.8.1940 offiziell abgemeldet nach „Paraguay“, mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim

3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;

10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN

10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;

Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.

3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden

4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

8.11.1940 Registrierung von Herbert David im Camp Atlith; gibt Onkel Ludwig David in Haifa, 16 Taborstreet als Referenz an

zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen

23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)

Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.

25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.

26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;

Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.

1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können

September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith

12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

August 1949 ist er im Kibbuz Ginosar am See Genezareth, wohin sein Bruder Rudy kommt; dieser wechselt dann aber in den Kibbuz Netzer Sereni

Das Schicksal des Vaters

1930 der Vater übernimmt die Strickerei des Großvaters Rudolf David in Sondershausen; Betrieb 1936 eingestellt

1922 beginnt er eine Liebesbeziehung zur „arischen“ Haushälterin Schlüter

1928 trennt er sich von seiner Ehefrau und wohnt nun mit Marie Schlüter zusammen, dies auch nach Erlass der Rassengesetzen 1935

1.1.1936 Verkauf des Wohnhauses; er wird selbst dort Mieter

1936 Aufgabe der Strickerei

Vater Ludwig wird Obmann der jüdischen Gemeinde

20.3.1941 Zwangsarbeit als Straßenkehrer in Nordhausen

20.9.1941 vorläufige Festnahme nach Denunziation

20.12.1941 Vater vom Landgericht in Erfurt wegen „fortgesetzter Rassenschande“ in den Jahren 1935 bis 1941 zu 18 Monaten Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt

20.9.1941 –1.12.1942 Vater Siegfried im Landsgerichtsgefängnis in Weimar und Zuchthaus in Halle

2.12.1942 mit Gefangenentransport von Halle nach Auschwitz

18.12.1942 Tod des Vaters in Auschwitz

Gedenken

Pages of Testimony für den Vater Siegfried von Jehuda und Rudi  David

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12067184

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1004435

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/

Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentlichtes Manuskript, 1987

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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