
Lea Grundig geb. Lina Langer
* 23.3.1906 in Dresden; ✡10.10.1977 Schwarzes Meer;
Staatsangehörigkeit polnisch; staatenlos; deutsch
Religion jüdisch
Vater Moses Bär Langer/Löw *10.11.1877 in Spas,Galizien; ✡ ?
Mutter Perel Zimering *1882 in Horodenka; ✡ 9.10.1930 in Dresden
Geschwister
Marie Langer/Löw *21.8.1902 in Dresden; ✡4.10.1994 in Wien; oo Mahler
Klara Selma Langer/Löw *17.2.1904 in Dresden; ✡5.4.1919 in Dresden
Israel Langer/Löw *25.2.1907 in Dresden; ✡25.2.1907 in Dresden;
Beruf Künstlerin; Politikerin
Adressen Dresden; Berlin
Heirat 1928 Hans Grundig *19.2.1901; ✡ 11.9.1958 in Dresden
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1920 -1924 Mitglied im jüdischen Wanderbund Blau-Weiß
1922 bis 1924 Studentin der Dresdner Kunstgewerbeakademie.
1924 bis 1926 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Dresden; Aufnahme in die Meisterklasse von Otto Gussmann aufgenommen, mit Otto Griebel, Wilhelm Lachnit, Gustav Mennicke und ihrem späteren Mann Hans Grundig
1926 Eintritt in die KPD
1928 Heirat mit Hans Grundig
1935 Ausstellungsverbot
Mai 1936 Verhaftung
Mai 1938 bis Dezember 1939 in Haft
17.5.1939 Lea und Hans Grundig gemeldet in Dresden, Ostbahnstraße 4 III bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Lea Grundig gemeldet in der Haftanstalt Dresden, Palmstraße bei Minderheiten-Volkszählung
Ehemann Hans Grundig im KL Sachsenhausen, später Strafbataillon 999
1939/1940 nach der Haftentlassung emigriert Lea Grundig in die CSR

1940 einen Tag vor ihrer Deportation in das KL Ravensbrück in das Flüchtlingslager „Patronka“ in nach Preßburg/Bratislava
Alija Beth – Sonderhachschara VII
März 1940 die führenden jüdischen Funktionäre aus Berlin, Prag und Wien werden von SS-Sturmbannführer Adolf Eichmann ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin vorgeladen, um die illegalen „Sondertransporte“ nach Palästina zu forcieren; Ephraim Frank als Vertreter des erkrankten Lyon vom Palästinaamt und als designierter Transportführer dabei.
Für die SH 7 sollen etwa 30.000 Anmeldungen vorgelegen haben, zum großen Teil aber nur fiktiv, um gegenüber der Gestapo die geplante Auswanderung belegen zu können
August 1940 mit dem Zug aus Berlin, Bahnhof Friedrichstraße fahren 350 Jugendliche und 150 Eltern, deren Kinder bereits Palästina-Pioniere in Palästina waren, nach Wien mit dem Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa zu kommen; Transportführer war Ephraim Frank
Zweiter Transportführer Hans Wendel
Leiter des Ordnungsdienst war Paul Jentes
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule oder Lehrlingsheim
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp im Hafen Agios Nikolaos, Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa.
3.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS, die ebenfalls auf die PATRIA verbracht werden
4.11.1940 Alle Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; sie gibt als Referenz an: Ihren Vater Moses Langer in Haifa und ihre Schwester Maria Mahler in Haifa
Lea Grundig ist zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
23. oder 24.11.1940 Ankunft der SS ATLANTIC in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 1771 Ma’apilim (illegale Immigranten) auf das Schiff gebracht.
Walter Steinitz, aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“ (ca 200 von 1771)
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1941 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Nachkriegszeit
November 1948 Lea Grundig nach Prag
Februar 1949 nach Dresden
1964 bis 1970 Präsidentin des Verbandes Bildender Künstler der DDR
Ab 1967 Mitglied des ZK der SED
10.10.1977 Tod von Lea Grundig auf einer Kreuzfahrt auf der MS VÖLKERFREUNDSCHAFT im Schwarzen Meer, Rumänien
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Lea_Grundig
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561
www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/
Rudolf Stern (Chawer aus Dortmund), Meine Aliyah – 13. Oktober 1939 – 29. Januar 1940; unveröffentlichtes Manuskript, 1987