Levisohn Arthur

Levisohn Arthur

*31.1.1874 in Bochum, ✡21.8.1933 in Gelsenkirchen

Gymnasium Petrinum Nr. 2299; von Ostern 1888 III b bis Oberprima; am 12.6.1893 von der Schule verwiesen, ausgeschlossen

Wohnt von 1888-89 beim Vater, dann Cosmann, Holzmarkt, 1893-94 bei Stern

Vater Moritz Levisohn *9.5.1848; Kaufmann; ✡11.6.1891 in Bochum

Mutter Johanne Levisohn geb. Friedheim *21.1.1848; ✡8.1.1920 in Bochum

Schwester Ella Levisohn *3.1.1879 in Bochum ; oo Berthold Bloch * 19.1.1873 in Rodalben; beide deportiert von Köln über Berlin nach Theresienstadt

Beruf Arzt

Ehefrau Rosa Bloch *5.8.1888; ✡ 29.12.1933 Gelsenkirchen

Sohn Dr. med. Friedrich Fritz Moritz Levisohn; ab November 1946 umbenannt in Friedrich Maria Lenig, * 24.4.1905 in Gelsenkirchen; ✡28.3.1955

Wohnsitz Bochum; Recklinghausen; Gelsenkirchen, Klosterstraße 21

Weitere Lebensdaten

12.6.1893 Die Lehrerkonferenz des Gymnasium Petrinum beschließt den Ausschluß von der Schule für die Schüler Levisohn, Jerusalem, Stalherm und Karl Mendel wegen:

„…Verabredung mit zwei Frauenzimmern aus einer Jahrmarktbude, welche durch ihr schamloses Auftreten auf der Recklinghäuser Kirmes am Fronleichnamstage bereits öffentlichen Anstoß erregt hatten..“

Und weiter:

Zwei von den Schülern (Levis. u. Mendel) sind schließlich Arm in Arm mit den Frauenzimmern ins Dorf zurückgekehrt.

Studium der Medizin und Philosophie in Bonn ab 1893

Auf der Wahlliste vom 16. November 1930 zur Gründung der liberalen jüdischen Synagogengemeinde

21.8.1933 Tod in Gelsenkirchen

Weitere Geschichte der Familie

15.1.1943 Schwester Ella und Ehemann Berthold Bloch von Köln, Barackenlager Müngersdorf mit 60 Kölnern nach Berlin in das Sammellager in der Gerlachstraße um an die von dort abgehenden 85. Alterstransport und in Theresienstadt unter der Bezeichnung I/86 bis I/89 registrierten Transporte angeschlossen zu werden.

27.3.1943 Ella Blochs Ehemann Berthold stirbt in Theresienstadt

5.2.1945 Schwester Ella Bloch mit dem einzigen Freiheitstransport aus Theresienstadt nach St. Gallen; Transport EW, Nr. 215, Zugnummer 182 T, mit 1200 Juden aus dem Ghetto Theresienstadt über Konstanz nach Kreuzlingen in der Schweiz

Weitertransport nach St. Gallen, Unterbringung im Schulhaus im Hadwig, „Desinfektionslager“

10.- 15.2.1945 Verlegung der Befreiten auf vier „Quarantäne-Lager“

Ella Bloch kommt mit 200 anderen in die Westschweiz nach Les Avants

8.2.1946 Ella Bloch aus der Schweiz kommend vom Flughafen Hurn England nach Boston

24.9.1951 Einbürgerung von Ella Bloch in Boston, USA

Sohn Dr. med. Friedrich Moritz Levisohn

Nachkriegs-Präsident des FC Schalke 04 25.6.1946-22.2.1947

Friedrich Moritz Levisohn wurde als Sohn des jüdischen, in Gelsenkirchen niedergelassenen Arztes Arthur Levisohn und seiner Ehefrau Rosa Bloch 1905 geboren. Levisohn studierte Medizin und Geschichte und übernahm nach der Promotion an der Universität Heidelberg die Praxis seines Vaters. Darüber hinaus war er Geschäftsführer des Armaturen- und Metallgussherstellers Seppelfricke; an diesem Unternehmen war er auch finanziell beteiligt. Das Ehepaar Levisohn trat der katholischen Kirche bei; er selbst bezeichnete sich später als „Halbjuden katholischen Bekenntnisses“. 1938 wurde ihm die Kassenzulassung entzogen; er praktizierte fortan im jüdischen Gemeindehaus, dessen Einrichtung während der Novemberpogrome 1938 verbrannte.

Anfang Januar 1939 flüchtete Levisohn in die Niederlande, wohin ihm seine Frau und sein Sohn ein halbes Jahr später folgten. In Wageningen wurde er mit Erlaubnis der niederländischen Regierung und mit Hilfe der Familie Seppelfricke unter dem Pseudonym Dr. F.M. van Dijk Direktor und Hauptaktionär einer Metallwarenfabrik. Nach der deutschen Besetzung lebte er mit Hilfe des niederländischen Widerstand im gelderländischen Ede unter dem Namen Dr. Frederik Maria van Rijn. Er engagierte sich fortan selbst in der Widerstandsbewegung, wofür er nach dem Krieg ein Anerkennungsschreiben des niederländischen Befehlshabers der Streitkräfte und späteren Prinzgemahls Bernhard sowie 1948 den Teilnehmerorden an der Niederländischen Widerstandsbewegung erhielt. 1942 wurde er im Durchgangslager Amersfoort inhaftiert, konnte jedoch flüchten. 1944 betätigte er sich als Arzt unter den britischen Luftlandetruppen in den Niederlanden. Während der gesamten Kriegsjahre wurde er nach eigenen Angaben von Alois Seppelfricke finanziell unterstützt.

Nach dem Krieg kehrte Levisohn in seine Heimat zurück und nahm noch 1945 seine Tätigkeiten als Arzt und als Geschäftsführer der Metallwerke Seppelfricke wieder auf. Aufgrund seiner Flucht galt er nach dem Krieg als staatenlos; im April 1950 nahm er die niederländische Staatsbürgerschaft an. Auf seinen Antrag wurde sein Nachname per Kabinettsbeschluss der Landesregierung des neu gegründeten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen im November 1946 von Levisohn in Lenig geändert.

Lenig engagierte sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, gab eine Monatszeitschrift für Philatelisten namens Merkur heraus und war im Vorstand der Borkenberge-Gesellschaft. Bereits am 25. Mai 1946 war er, noch mit dem Namen Levisohn, 1. Vorsitzender des FC Schalke 04 geworden. Er übte dies Amt bis zum 22. Februar 1947 aus.

Gedenken

Grabsteine für Artur und Rosa Levisohn auf dem jüdischen Friedhof Ueckendorf

Grabstein für die Eltern Moritz und Johanne Levisohn auf dem jüdischen Friedhof Bochum, Wiemelhausen

Quellen

Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986

Jan Henning Peters, Jüdische Schüler am Gymnasium Petrinum in Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd 88/89, 1989/1990

Schularchiv des Gymnasium Petrinum

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=3319321

https://www.statistik-des-holocaust.de/AT82-2.jpg

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7060); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://museenkoeln.de/ns-dokumentationszentrum/default.aspx?sfrom=1214&s=2460&id=1815&buchstabe=B

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/95813-bloch-berthold-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/

Andreas Jordan, Gelsenzentrum, Portal für Stadt und Zeitgeschichte

Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945

Archiv der Uni Bonn, Jüdische Studierende in Bonn 1818 – 1918

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert