Markus Martha

Martha de Vries geb. Markus, Bochumer Straße 111

*16.10.1911 in Recklinghausen, ✡ 30.12.1988 in Recklinghausen

Martha und Ludwig Levi de Vries ca 1946

Vater Felix Markus *1.12.1880 in Recklinghausen, ✡ 2.11.1943 auf Transport Riga – Auschwitz

Mutter Julie Hanau *23.6.1877; + 2.11.1943 auf Transport Riga – Auschwitz

Schwester Dina Markus *5.1.1910 in Recklinghausen, Westerbork; ✡ 7.9.1942 Auschwitz

Adressen

Bochumer Straße 111, Recklinghausen
zuletzt Paulusstraße 6, Recklinghausen (Ghettohaus)

Heirat Ludwig Levi de Vries *30.12.1904 in Lathen, Aschendorf; Auschwitz-Überlebender; ✡9.6.1958 Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen

Kinder

Inge de Vries *1947 in Recklinghausen, oo Georg Steindler

Manfred de Vries *18.11.1951 in Recklinghausen oo Rachelle

Beruf

Verkäuferin bei den Eltern; nach 1945 Kauffrau Großhandel

Weitere Lebensdaten

1918-1926 Besuch der evangelischen Schule in Recklinghausen-Süd

1926-1938 Verkäuferin im Obsthandel der Eltern

10.11.1938 Novemberpogrom

Zwangsweise Geschäftsauflösung

1941 Zwangsumzug mit den Eltern in das Judenhaus Paulusstraße

24.1.1942 Deportation mit den Eltern nach Gelsenkirchen, Wildenbruchhalle

Die Chronik der Stadt Gelsenkirchen verzeichnet für den 27. Januar 1942:

„In den städtischen Ausstellungshallen ist ein Judensammeltransport zusammengestellt worden. Es handelt sich um 506 Juden aus dem Präsidialbezirk Recklinghausen, die heute nach den Ostgebieten evakuiert werden. Unter ihnen befinden sich 350 Personen aus Gelsenkirchen. Vorerst verbleiben in unserer Stadt noch 132 meist alte und kränkliche Juden“.
27.1.1942 Deportation von Gelsenkirchen über Dortmund nach Riga, Ghetto

27.1.1942 Transport Dortmund nach Riga-Skirotawa

1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Juli- 3.11.1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

3.11.1943 finale Auflösung des Ghetto Riga, Internierung im KL Kaiserwald und dessen Außenkasernierungen

Martha Markus zunächst im KL Kaiserwald, arbeitet in der Wäscherei; sie wird dort von der SS Wärterin Koba massiv zusammengeschlagen.

April 1946 bis Oktober 1949 Rastatt Prozesse vor dem französischen Militärgericht Tribunal generale; Koba zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt; Zeugen der Anklage: Irma Salomons und Rolf Abrahamsohn

29.2.1948 Minna Aron schreibt an den früheren Lehrer Erich Jacobs:

Irma Salomons und Rolf Abrahamsohn Zeugen der Anklage gegen die Kaiserwald-Aufseherin Koba

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8.-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

1.10.1944  Ankunft im KL Stutthof

Bei einem Appell in Stutthof werden von der SS 100 arbeitsfähige Frauen für das Stutthof Außenlager Marine-Bauleitung in Danzig-Holm, dort wurde eine Landungsbrücke für große Schiffe gebaut; Martha Markus -de Vries berichtet darüber in einem Interview 1982:

„Und dann kamen Oberscharführer und suchten 100 Frauen aus. Das hieß Riga-Appell. Ich war immer mit einer Rita Salomon aus Berlin zusammen, weil, ihre Eltern waren umgekommen, meine waren umgekommen. Nun hielten wir ganz fest zusammen, und auch wenn es hieß: Appell, Appell! Wir sahen immer zu, dass wir zusammenkamen. Und diesmal schlugen sie wieder mit den Lederriemen, mit den Gürteln und da läuft man. Und ich habe sie nicht gesehen. Sie muss wohl hinten gestanden haben, ich war ziemlich vorne. Bei ca. 10000 Frauen kann man niemand rausfinden. Sie können sich so viele Menschen gar nicht vorstellen, was das für eine Reihe ist. Zu Zehnerreihen mussten wir Aufstellung nehmen. Und das ist ja unübersichtlich, so viel. Also, ich konnte sie nicht finden, nicht sehen. … Da kamen wir aus Stutthof mit 100 Frauen raus.“

18.1.1945 Tod von Rita Salomon in Stutthof

Todesmarsch Grottendorf, nach Chinow („Schierhoff“ bei de Vries), März 1945 bis Mai 1945 Chinow, SS-Schule Lauenburg, Befreiung am 10.3.1945

Von russischen Truppen ins Krankenhaus Danzig eingewiesen

Mai bis Juni 1945 Stettin

Zusammen mit Herta und Tochter Irma Salomons nach Hamburg und per Anhalter nach Recklinghausen

Juli 1945 zurück in Recklinghausen

Wohnt zunächst in der Villa Lobeck Berghäuser Straße 5 in Süd (Kraftstation)

2/1946 Wohnadresse Dortmunder Straße 1

Aufbau eines Obst-und Gemüsehandels en gros

Mitbegründerin der Jüdischen Kultusgemeinde Bochum/Herne/Recklinghausen

9.6.1958 Tod von Ehemann Ludwig de Vries im Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen, beigesetzt auf dem Jüdischen Friedhof am Nordcharweg

Neues jüdisches Leben: Bar-Mitzwa-Feier für Manfred de Vries (m.), zwischen Marhta de Vries (r.) und Minna Aron (l.), dahinter Rolf Aron und weitere Riga-Überlebende

1964 Bar-Mitzwa-Feier für Manfred de Vries mit Riga-Überlebenden

vorn: Manfred de Vries (mittig) zwischen Martha de Vries (r.) und Minna Aron (l.), hinten: Rolf Aron (Bowler-Hut), rechts von ihm Louis Grünberg aus Sögel, dann rechts Rolf Abrahamsohn (vor der Glastür)

30.12.1988 Tod von Martha de Vries in Recklinghausen

Gedenken/ Beisetzung

Beisetzung von Ludwig de Vries auf dem jüd. Friedhof Nordcharweg Recklinghausen, Reihe C Nr. 1;

Grabinschrift in hebräisch: Hier ruht ein aufrechter Mann, der seine Herde weidete in Gerechtigkeit und Geradheit, Vorsteher und Leiter der Gemeinde; Juda, Sohn des Moses; er verschied am 21. Siwan 5718 und wurde mit großen Ehren begraben am 24. Siwan

Grabinschrift in deutsch: Ludwig de Vries geb. 30.12.1904 gest. 9.6.1958

Beisetzung von Martha de Vries auf dem jüdischen Friedhof Nordcharweg Recklinghausen

Stolpersteinverlegung am 23. Juni 2020 auf der Bochumer Str. 111 im Beisein von Tochter Inge und Sohn Manfred de Vries

Quellen

Alfred Stemmler, Tonbandprotokoll eines Gesprächs mit Martha de Vries für das Blindenradio aus dem Jahre 1982; Druckschrift 1992

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/131780233

https://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=423

Jewish Gen Online Worldwide Burial Registry Germany

Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979

Werner Schneider, Jüdische Heimat im Vest Gedenkbuch 1983

Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986

Georg Möllers / Jürgen Pohl: Abgemeldet nach „unbekannt“ 1942, Die Deportation der Juden aus dem Vest Recklinghausen nach Riga, hrsg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen, Klartext Verlag, Essen 2013.
Bundesarchiv Koblenz. Gedenkbuch-Opfer der Verfolgung unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 –1945. Stand: 28.2. 2020 (www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/)
ITS Arolsen International Tracing Service, Bad Arolsen

Yad Vashem Central Database of Shoah Victims‘ Names

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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