Abrahamsohn Rolf

Rolf Abrahamsohn

*9.3.1925 in Marl; ✡23.12.2021 in Marl

Buchenwald-Häftlingsnummer 83169

Vater Arthur Abrahamsohn *29.10.1888 in Märkisch Friedland; 1.8.1942 Mechelen – Auschwitz; Tod in Auschwitz

Mutter Else Gottschalk *9.10.1891 in Hemer; ✡ Febr. 1944 KL Kaiserwald

Geschwister

Ludwig Abrahamsohn *31.5.1921; ✡ 21.3.1922 in Marl tödlich verunglückt

Hans Abrahamsohn *27.5.1922 in Iserlohn; mit dem Vater 1938 nach Brüssel; Rivesaltes; ✡1942 in Auschwitz

Norbert Abrahamsohn *5.8.1933 ✡2.7.1940 (Diphtherie)

Beruf Schlosser; Kaufmann

Kind Andy Abrahamsohn

Adressen Loestraße 26, Marl; Recklinghausen, Paulusstraße 6, Hubertusstraße 2, Bismarckstraße 3 (Ghettohaus)

Weiterer Lebensweg

1927 Eltern bauen das Haus Loestraße 26

April 1931 -November 1938 Besuch der evang. Goetheschule in Brassert, unterbrochen von

April-September 1935 Besuch des Gymnasium bis zum Schulverweis

9.11.1938 Textilgeschäft der Eltern im Pogrom zerstört, Vater mit Eisenstangen verletzt

10.11.1938 Schutzhaft der ganzen Familie im Polizeigefängnis Marl-Brassert

Vater ins Polizeigefängnis Recklinghausen; nach acht Tagen wegen Haftunfähigkeit entlassen

Dez. 1938 Zuzug aus Marl nach Recklinghausen nach Pogrom

1938 Vater Arthur emigriert nach Brüssel

Dez 1938 bis April 1939 Volkschule in Recklinghausen

April 1939 Zwangsarbeit in einer Schwefelgrube bei Ruhrgas in Gelsenkirchen-Horst

2.3.1940 zu Familie Friedenberg, Hubertusstraße 2, Recklinghausen

Die jüdische Handwerkerschule in Dortmund 1937 -1940

Da ab 1933 kaum noch Lehrstellen in Handwerksberufen für jüdische Jungen verfügbar waren, eröffnete die Synagogengemeinde Mitte Juni 1937 eine jüdische Handwerkerschule für Schlosser und Schreiner, der jüdischen Schule angegliedert. Anfang 1938 bereiteten sich darin zwölf Schüler auf die Auswanderung vor, je zur Hälfte in den Abteilungen Metallbearbeitung (Kampstr. 83) und Holzbearbeitung (Osterlandwehr 35).

April 1941 Schlosserlehre in der Lehrwerkstatt für Metallbearbeitung in der Kampstr. 83; dort mit Emil Landau, Hans und Ernst Frankenthal.

„Ich hatte oft Wurst dabei, die ich gern anderen überließ, und fing mir so den Spitznamen „Würstchen“ ein.“ (Er wohnte in Recklinghausen bei Metzger Friedenberg!)

Ende 1940 nahmen 25 Schüler an den Kursen der Handwerkerschule teil. Im Mai 1941 musste der Lehrbetrieb eingestellt werden.

3.7.1941 Zwangsumzug ins Ghettohaus Bismarckstr 3

24.1.1942 deportiert aus Recklinghausen nach Gelsenkirchen
27.1.1942 Transport Gelsenkirchen/Dortmund nach Skirotawa; Riga, Ghetto

Arbeitet eine Zeit als „Installateur“ im Innendienst, „Technischer Dienst“ im Ghetto unter den Handwerkermeistern Nähte aus Köln (Dachdecker) und Klawer aus Neuss (Installateur)

bis Juli 1943 arbeitet er als Schlosser für das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK)

15.11.1943 Auflösung des Ghetto Riga, KL Kaiserwald

Febr.1944 Abtransport der Mutter aus Kaiserwald zur Ermordung


9.8.1944 Ankunft Stutthof nach Verschiffung mit der Bremerhaven von Riga über die Ostsee

16.8.1944 Ankunft in Buchenwald

16.9.1944 – 21.3.1945 Außenlager Brüllstrasse, Bochumer Verein, Code Bm, zusammen mit Hermann Neudorf, Gelsenkirchen; Alfred Graf, Bochum; Rolf Aron, Recklinghausen

Lager Brüllstraße
Außenlager Brüllstrasse, Bochumer Verein ca 1950

4.11.1944 schwerster Bombenangriff auf Bochum mit Zerstörung der gesamten Innenstadt

„Nach Bombennächten musste ich Schutt und Trümmer wegräumen.“

5.-7.11.1944 Lagerhäftlinge als Bombensuchkommando

18.3.1945 wurden die beiden Bochumer Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das AL Bochumer Verein und das AL Eisen- und Hüttenwerke AG geräumt

18.3.1945 Auflösung des Außenlagers Brüllstraße, Rücktransport von 1361 Häftlingen nach Buchenwald

21.3.1945 Ankunft von 1326 Häftlingen im KL Buchenwald

Aufnahmeliste vom 21.3.1945

25.3.1945 Belegliste des Juden-Block 57, Blockältester Friedrich Pollak, Wien, Kommunist

3.4.1945 Arbeit im Kommando Steinbruch

7.4.1945 Transport der 4500 nach Dachau, bei Liegenbleiben des Zuges in Marienbad, Wechsel auf einen Zug nach Theresienstadt mit Freund Hans Frankenthal aus Schmallenberg

5. 5.1945 SS übergibt Theresienstadt an das IKRK
8.5.1945 Befreiung in Theresienstadt durch die Rote Armee


15.11.1945 bei Herta Salomons, Bochumer Straße 138, Recklinghausen-Süd, hat mit der Tochter Irma Salomons ein enges Verhältnis wie Bruder und Schwester.

Abrahamsohn-Portrait-1
etwa 1949

Abrahamsohn: „Eines Tages sagte Frau Salomons: “ Wir gehen vor und dann wir holen dich nach.“

16.7.1949 Herta Salomons emigrierte mit Tochter Irma zu ihren Kindern Alfred und Ida in die USA
3.2.1949 Loestraße 26, Marl

August 1949 Versuch in die USA auszureisen scheitert, da der verwandte Bürge in den USA verstirbt
1978 – 1992 Vorsitzender der Jüdischen Kulturgemeinde Bochum/Herne/Recklinghausen
1978 – 1992 Jüdischer Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
2011 „Vestischer Ehrenbürger“ des Kreises Recklinghausen

2020 erhielt Abrahamsohn den Verdienstorden des Landes NRW

23.12.2021 Tod in Recklinghausen

Gedenken/Beisetzung

Beisetzung von Rolf Abrahamsohn auf dem jüdischen Friedhof Nordcharweg Recklinghausen

Hier ruht Rolf Abrahamsohn 9.3.1925 – 23.12.2021

Beisetzung von Bruder Norbert auf dem jüdischen Friedhof Nordcharweg Recklinghausen, Reihe D, 37

Hebräische Grabinschrift: –

Deutsche Grabinschrift:

Hier ruht Kind Norbert Abrahamsohn *5.8.1933 – 2.7.1940

Beisetzung von Bruder Ludwig auf dem jüdischen Friedhof Nordcharweg Recklinghausen, Reihe E, 33

Hebräische Grabinschrift: –

Deutsche Grabinschrift:

Kind Ludwig Abrahamsohn 1921-1924

Quellen

Werner Schneider, Jüdischer Friedhof Recklinghausen (Nordcharweg); Typoskript 1985

https://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=10

Georg Möllers, Biografie Abrahamsohn, PDF Datei

Videomitschnitt eines zeitzeugenschaftlichen Vortrags von Rolf Abrahamsohn aus Marl. Aufgezeichnet von Jesse Krauß am 27. Januar 2011 im Gelsenkirchener Gauß-Gymnasium für Gelsenzentrum e.V. – Gemeinnütziger Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Gelsenkirchen

https://eservice2.gkd-re.de/selfdbinter320/DokumentServlet?dokumentenname=545-10fieldDokument1.pdf

Georg Möllers / Jürgen Pohl: Abgemeldet nach „unbekannt“ 1942, Die Deportation der Juden aus dem Vest Recklinghausen nach Riga, hrsg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen, Klartext Verlag, Essen 2013.
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986, S.225-252. Stadtarchiv Sta Re III Jüdische Gewerbebetriebe um 1938; Sta Re III 6520 Jüdische Einwohner im 3. Reich; Sta Re III 4407 Jüdische Kinder;
Jüdische Einwohner Recklinghausens, Sta Re III 6520

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/4961873/?p=1&doc_id=4961873

https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/5405762/?p=1&doc_id=5405770

https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/78863307/?p=1&doc_id=78863309

Rolf Abrahamsohn: „Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist“, Lebenssituationen 1925-2010, Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte und dem Jüdischen Museum Westfalen, Verlag Klartext, Essen 2010.
Georg Möllers/Horst D. Mannel, Pogrom in Recklinghausen. Recklinghäuser Bürger erinnern sich an den 9./10. November 1938, 5. erweiterte und verbesserte Auflage, Recklinghausen 2001.

https://www.regioplaner.de/fileadmin/media/regioplaner/dokumente/thematische_karten/heimatsucher/Heimatsucher_Karte_Biographie_Rolf_Abrahamsohn.pdf

https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Abrahamsohn

http://gelsenzentrum.de/herman_d_neudorf.htm

Ulrich Brack (Hrsg.), Herrschaft und Verfolgung; Marl im Nationalsozialismus, Essen 1986 (Neuauflage 2011)

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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