Boldes Berthold

Berthold Boldes

*21.11.1923; ✡ 28.1.2011 in Vejle Dänemark

Vater Rudolf Boldes *17.4.1884 in Lissa; ✡ 3.11.1943 Riga

(Foto Irene Rasch-Erb)

Mutter Paula Neugarten *7.5.1887 in Fritzlar; ✡ 1944 Riga

Onkel Isidor Boldes *28.7.1878 in Lissa; oo Rika Jacubowicz; ✡ bd. 18.5.1944 Auschwitz

Geschwister

Edith Boldes *15.3.1911; ✡22.4.1997; oo Wilhelm Hillbrenner *1908 in Nordhausen Thür. Bürgermeister +29.6.1989 Marl

Herbert Boldes *31.10.1912 in Hüls; Petriner Nr. 4939; ✡ April 2005 Surrey England

Günther Boldes *6.2.1915; Petriner Nr.4938; 13.03.1939 nach Havelberg, Emigration Palästina

Ruth Boldes/Königsbuch *15.4.1916; Emigration Palästina am 11.10.1939, ✡ Hod Hasharon, Israel

Adressen Marl, Hülsstr. 12a; Recklinghausen, Kunibertistr.20; Ghettohaus Kellerstr.1

Geschäftslokal Boldes 1924,
Berthold auf dem Arm des Kindermädchens, die Schwestern Ruth und Edith im Eingang

Heirat Marie Gjerterud Albrektsen * 17.3.1927

Kinder zwei

Mette Boldes; oo

Boldes oo Buchbjerg

Weitere Lebensdaten

9./10.11.1938 Brandanschlag auf das Geschäftshaus Marl Hülsstr. 12 a

November 1938 Ausweisung aus Marl

26.5.1939 jüdische Gartenbauschule Ahlem bei Hannover (Hachschara)

Oktober 1939 Emigration nach Dänemark, zu armen Pflegeeltern Wessel

9. 4. 1940 Einmarsch der Deutschen in Dänemark; Dänemark bleibt in Teilen autonom bis zum Oktober 1943

1.3.1941 Wechsel auf einen Bauernhof in Hornstrup

1943 in Hornstrup, Vejle

Ausnahmezustand in Dänemark 1943

29.8.1943 Die deutschen Besatzer verkünden den „Ausnahmezustand“ wegen zunehmender Widerstandaktionen

17.9.1943 Adolf Hitler befiehlt die Endlösung in Dänemark

September 1943 Anordnung von Werner Best, SS-Obergruppenführer und Generalbevollmächtigter für Dänemark

„Die Festnahme der zu evakuierenden Juden erfolgt in der Nacht vom 1. zum 2.10.43. Der Abtransport wird von Seeland zu Schiff (ab Kopenhagen), von Fünen und Jütland mit der Bahn Sonderzug durchgeführt“.

28.9.1943 der deutsche Diplomat Georg Ferdinand Duckwitz verrät die geplante Deportation bei einem treffenden mit dänischen Sozialdemokraten.

7700 Juden können sich mit Hilfe der dänischen Bevölkerung in einer Massenflucht über die Ostsee nach Schweden retten.

Die jüdischen Dänemark Häftlinge in Theresienstadt

Die 83 in der Nacht zum 2.10.1943 auf Seeland verhafteten Juden werden mit dem Schiff von Kopenhagen nach Deutschland transportiert.

2.-5.10.1943 Transport XXV/1 mit Cousin Leo Futermann und 20 weiteren Chaluzim der Jugendalija in Dänemark, insgesamt 83 in Dänemark Inhaftierten nach Theresienstadt


5./6.10.1943 Festnahme von Berthold Boldes auf dem Bauernhof, inhaftiert bei der Feldgendarmerie in Vejle

Berthold Boldes in seinem Bericht:

„Dann kam die Nacht vom 5. auf den 6. Oktober. Ich wurde von meinem Bauernhof abgeholt und auf einen offenen Lastwagen verfrachtet, bewacht von Militär mit Maschinenpistolen. Ich durfte nur einen kleinen Koffer packen, aber sie befahlen mir ausdrücklich, alles an Geld, Schmuck, Uhren mitzunehmen. Das war ein Befehl. Aber Kleidung nur das Nötigste. Wir sind dann nach Veilje auf die deutsche Feldgendarmerie gebracht worden und wurden dort festgehalten bis nachmittags um 3 Uhr. Plötzlich gingen die Sirenen los: Fliegeralarm. Das war zu der Zeit ganz ungewöhnlich, doch wir hatten eine kleine Hoffnung: Wenn Vejle bombardiert wurde, vielleicht können wir dann fliehen? Doch es kamen keine Flugzeuge. Die SS hatte den Fliegeralarm ausgelöst, damit die Straßen leer waren. Und auf diesen menschenleeren Straßen hat man uns dann zum Bahnhof gebracht und in einen Zug mit lauter Viehwaggons gesperrt. Wir wussten nicht genau, wohin es gehen sollte, doch wir ahnten: jetzt geht es ins KZ. Nach drei Nächten und vier Tagen kamen wir in Theresienstadt an.“

Die auf dem dänischen Festland verhafteten Juden werden in das Internierungslager Frøslev verbracht; hier waren ab 13.8.1944 bis Mai 1945 etwa 12.000 Dänen im inhaftiert.

Vom Frøslev-Lager gehen zwei Juden-Transporte mit der Bahn nach Theresienstadt

6.10.1943 aus dem Lager Frøslev 198 Juden auf Transport XXV/2 nach Theresienstadt

Theresienstadt Kartei Karte mit irrtümlicher Korrektur auf XXV/1

9.10.1943 Ankunft von Berthold Boldes auf Transport XXV/2 in Theresienstadt

14.10.1943 die dritte dänische Gruppe vom Lager Frøslev mit 175 Gefangenen auf dem Transport XXV/3 nach Theresienstadt

In Theresienstadt hat Boldes vermutlich Kontakt zu Onkel Isidor Boldes und Tante Rica, die am 24.2.1942 auf Transport IX/3 aus dem Sammellager Grüssau Breslau in Theresienstadt ankamen.

„Seestraße 2, das war ein Haus, wo alle wohnten, die mit Pferden zu tun hatten.“

28.12.1943-4.1.1944 in Haft im Gefängnis in der Dresdener Kaserne wegen Übertretung von Ghetto-Vorschriften:

„Diese acht Tage waren ganz anders als die gesamte restliche Zeit. Einsam, dunkel und noch weniger zu essen. Wie im Gefängnis. Aber der Gedanke: Dass man ohnehin schon eingesperrt war und keine Freiheit hatte, und dann alleine in einen Raum gesperrt wird, der Gefängnis genannt wird.“

Dresdener Kaserne

11.1.-16.1.1944 erneut im Gefängnis

15.5.1944 Onkel Isidor Boldes und Tante Rica, auf Transport Dz aus Theresienstadt nach Auschwitz

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden u.a. die 450 dänischen Häftlinge nach Schweden freigelassen.

13.4.45 Vorbereitung auf den Abtransport in einer Kaserne in Theresienstadt

14.4.1945 Elf weiße Busse zur Befreiung der 450 dänischen Inhaftierten

Routen der schwedischen „Weißen Busse“

14.4.1945 Irrfahrt durch das zerbombte Berlin

Über Flensburg nach Odense auf Fünen

Weiße Busse aus Theresienstadt bei Ankunft in Haderslev, Dänemark

15.4.1945 von Odense nach Kopenhagen

Von Kopenhagen mit dem Schiff nach Schweden

5.5.1945 Kapitulation der Deutschen Wehrmacht in Dänemark

5.5.1945 SS verlässt Theresienstadt
8.5.1945 die Rote Armee erreicht Theresienstadt

Rückkehr nach Vielje, Dänemark zu seiner Pflegefamilie

Liste von aus Lagern in Deutschland Befreiten und nach Schweden Geretteten, herausgegeben vom Jüdischen Kongress in Stockholm in: Ein Blatt für Nah und Fern, 12.7.1945

Heirat Marie Gertrud Albrektsen *1927


28.1.2011 Tod in Vejle, Dänemark

Quellen

https://www.pamatnik-terezin.cz/prisoner/te-boldes-berthold

https://www.danishjewsintheresienstadt.org/berthold-boldes?lang=de

Gedenkbuch Opfer und Stätten der Herrschaft, der Verfolgung und des Widerstandes in Recklinghausen 1933-1945

https://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=62

Heinz Reuter, Die Juden im Vest Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd. 77/78, 1978/1979

Ein Blatt für Nah und Fern, 12.7.1945; Massuah, Institute for Holocaust Studies

Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945

Jüdische Einwohner Recklinghausens, Sta Re III 6520

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

1939 Register von England und Wales

Georg Möllers, Jürgen Pohl, Abgemeldet nach „unbekannt“ 1942, 2013

https://www.statistik-des-holocaust.de/IX3-1.jpg

Bundesarchiv Koblenz. Gedenkbuch, Opfer der Verfolgung unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933 –1945. Stand: 28.2.2020 (www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/)

Die Erinnerungen von Berthold Boldes (1923 bis 1945) in: Klaus Mohr, Sowas passiert in Deutschland nicht. Jüdische Menschen in Marl, Essen 2012

England & Wales Todesfälle, GRO Verzeichnisse, 1969 – 2007

https://collections.arolsen-archives.org/archive/66653696/?p=1&s=Boldes%20Paula&doc_id=66653696

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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