Ostwald Max
*6.6.1884 in Sichtigvor, Mülheim, Warstein; ✡ 7.9.1943 Theresienstadt
Vater Markus Ostwald *15.10.1842, Kaufmann in Sichtigvor; ✡22.11.1914
Mutter Philippine Bachmann *29.1.1849; ✡ 17.10.1934 Sichtigvor, Warstein
Geschwister
Johanna Ostwald *2.8.1874; oo Rose +1943 Theresienstadt
Rosa Ostwald *4.10.1881 in Dortmund; oo Heinrich Neukircher; Köln, Theresienstadt; ✡ 22.9.1942 Treblinka
Emma Ostwald *29.3.1882; ✡1943 Theresienstadt (TBC); oo Klein
Heirat 19.12.1920, Ehefrau Hedwig Strauss *27. 11. 1889 in Dortmund;+ 1944 Auschwitz
Kinder
Martin Ostwald *15.1.1922 in Dortmund, +10.4.2010 in Swarthmore, Pennsylvania
Ernst Levy Ostwald *15.3.1923 in Dortmund, +1.5. 1967
Ausbildung
Gymnasium Petrinum Nr. 2987, von Ostern 1898 III a bis Abitur 1903; ein verwandschaftlicher Bezug zu Recklinghausen besteht durch seine Tante Kunigunde Neukircher, Ehefrau des Kaufmann David Cosmann
Wohnt bei Rose in Wanne, 1899-1900 bei Tannenbaum, ab 1900 wieder Wanne Rose bei Wwe. Friedenberg, 1902-1903 bei Schwager in Wanne
Jurastudium in München, Bonn (ab 1904) und Münster
4.9.1906 erstes Staatsexamen beim OLG Hamm
Referendar in Borbeck, Dortmund, Düsseldorf; Anwaltskanzleien in Bochum; Amtsgericht Münster
1910 Promotion in Heidelberg
9.6.1911: 2. Staatsexamen; Ernennung zum Gerichtsassessor
Beruf Rechtsanwalt, Dr. jur.
1911 Zulassung als Rechtsanwalt in Gelsenkirchen mit Wohnsitz in Wanne zugelassen
Veräußerung seiner Kanzlei in Gelsenkirchen
Anwaltsstellvertretung in Duisburg
3.1.1919 Zulassung als Rechtsanwalt in Dortmund, Kanzlei Ostenhellweg 28
29.6.1925 Anerkennung als Notar
1929 Rechtsanwalt in Dortmund
24.6.1933 Entzug des Notariats
30.11.1938 Entzug der Rechtsanwaltszulassung
Ab 1939 Rechtskonsulent in Bielefeld
Leiter der Bezirksstelle Westfalen der RVJD in Westfalen
Adressen Dortmund; Kampstr.18; Bielefeld, zuletzt „Judenhaus“ Lützowstr.10
Weitere Lebensdaten
1914 Freiwilliger im 1.WK; Sanitätshundeführer beim „Königin Augusta Garde Grenadier-Regiment“ mit eigenem abgerichteten Schäferhund
1915 Kriegsuntauglich wegen Handverletzung
März 1920 beim Kapp-Putsch in der Einwohnerwehr der Stadt Dortmund gegen Spartakisten aktiv
1.11.1926 Gründung des „Jüdischen Sportclubs Bar Kochba Dortmund“ durch Zusammenschluß von Makkabi Dortmund und TuS Hakoah im RjF. Dr. Max Ostwald wird zum Beisitzer gewählt. Der Verein besteht bis 1932.
10.11.1938 im Novemberpogrom in der Steinwache inhaftiert, zusammen mit beiden Söhnen
29.11.-15.12.1938 „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen
2.12.1938 im KL Sachsenhausen Max Ostwald auf Altgriechisch zu seinen Söhnen
ἔσσεται ἧμαρ ὅτ’ ἄν ποτ’ ὀλώλῃ Ἴλιος ἱρὴ.
Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilios hinsinkt.
Prophezeihung des trojanischen Helden Hector beim Abschied seiner Frau Andromache; Homer, IliasVI, 448 f.
2. 12.1938 beide Söhne aus Sachsenhausen entlassen, da die Mutter sie für eine Emigration organisiert hatte. Max Ostwald zitiert beim Abschied auf Altgriechisch aus Homers berühmten Versepos „Ilias“ die Prophezeihung des trojanischen Helden Hector beim Abschied seiner Frau Andromache; Homer, IliasVI, 448 f.
13.12.1938 beide Söhne im Rivierenhuis de Steeg, Hoofdstraat 10, Rheden
Die Söhne in Quarantaine Beneden Heijplaat, Quarantainestraat 1, Rotterdam
1.1.1939 die Söhne in De Kleine Haar, Dortherweg 34, Kring van Dort (Gorssel)
20.2.1939 Emigration der Söhne Martin und Ernst Levy nach England
1.8.1939 Angestellt bei der Bezirksstelle Westfalen Reichsvereinigung der Juden in Deutschland RVJD in Bielefeld, zuständig für Rechtsfragen, Vertragsangelegenheiten
2./3.10.1939 umgemeldet von Dortmund nach Bielefeld
Nach Ausscheiden und Emigration von Dr. Rosa Karfiol Anfang 1940 rückte der Jurist Dr. Max Ostwald aus Dortmund an die Spitze der Bezirksstelle
Jan. 1940 – Juli 1942 Bezirkstellenleiter der RVJD für Westfalen in Bielefeld in der Nachfolge von Rosa Karfiolaus dieser Zeit gibt es zahllose Dokumente, die seine Unterschrift tragen
2.9.1940 Zwangsumzug ins „Judenhaus“, Bielefeld, Lützowstr.10
1941 in Verhandlungen zur Aufhebung jüd. Friedhöfe z.B. Castrop, Lüdinghausen eingebunden
Heftige Streitigkeiten in der Bezirksstelle führen zur Deportation:
Bericht Kurt Ehrlichs als Revisor aus der RVJD-Zentrale Berlin nach Bielefeld geschickt:
„dass Dr. Ostwald mit den meisten Mitarbeitern der Bezirksstelle schlecht steht und offenbar bei allen seinen Mitarbeitern recht unbeliebt ist.“
Jürgen Hartmann schreibt über die Bezirksstelle Westfalen:
„De facto scheint Ostwald die Bezirksstelle streng hierarchisch in eher preußisch-autoritärem Stil
geführt und seine Stellvertreterin wie die Mitarbeiter wenig eingebunden zu haben.“
„Auf den Mitarbeitern lastete ein immenser Druck. Interne Spannungen blieben nicht aus. Ein Konflikt zwischen Dr. Max Ostwald und dem im Wesentlichen für die „Abwanderung“ zuständigen Adolf Stern wurde von der Gestapostelle Bielefeld „gelöst“, indem Ostwald kurzerhand dem Transport ins Ghetto Theresienstadt am 31. Juli 1942 zugeteilt wurde. Stern trat nun dessen Nachfolge an.“
April 1942 Adolf Stern in enger Abstimmung mit der Gestapo bei der Planung und Vorbereitung des Zamosc-Transportes am 30.4.1942; aus Gestaposicht erweist Stern sich offenbar als der geschmeidigere Verhandlungspartner als der sperrige Max Ostwald; dieser wird daraufhin als Bezirksstellenleiter abgelöst und handstreichartig am 29.7.1942 mit Ehefrau Hedwig aus der Wohnung geholt; bis 13 Uhr zur Sammelstelle in Bielefeld in der Eintracht, Grosser Saal, Ritterstr. 37 gebracht und mit seiner Frau am nach Theresienstadt abgeschoben.
1.8.1942 Bielefeld-> Theresienstadt, Transport XI/1, Nr. 394, Ehefrau Hedwig Nr. 395: Ebenfalls auf dem Transport Margarete Feist Leiterin des Jüdischen Altersheims Sekretärin Else Kamp der RVJD mit Ehemann Leo sowie der Vertrauensmann für Bielefeld Max Hirschfeld
29.7.1942 Dr. Eduard Schoneweg Leiter des Stadtmuseum Bielefeld schreibt in die Kriegschronik:
7.9.1943 Tod in Theresienstadt
Quellen
Jan Henning Peters, Jüdische Schüler am Gymnasium Petrinum in Recklinghausen, Vestische Zeitschrift Bd 88/89, 1989/1990
Jürgen Hartmann, Die Bezirksstelle Westfalen der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in Bielefeld 1939 bis 1943. 2021; Link:
https://www.rosenland-lippe.de/wp-content/uploads/2021/07/Rosenland-25.pdf
Lorenz Peiffer, Arthur Heinrich, Juden im Sport und in der Weimarer Republik, Wallstein, 2019
https://dokin.nl/surviving-children/Martin-Ostwald-born-15-Jan-1922
https://dokin.nl/surviving-children/Ernst-Levy-Ostwald-born-15-Mar-1923
„Memoirs of Martin Ostwald“ Swarthmore-Philadelphia 1989, Privatdruck
https://collections.arolsen-archives.org/archive/5109622/?p=1&s=Ostwald%20Max&doc_id=5109622
https://www.statistik-des-holocaust.de/XI1-20.jpg
Georg Möllers, Mit den besten Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft“ Teil II, Petrinum, 2014
Bildquelle http://www.heimatverein.sichtigvor.de/
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Opferdatenbank Holocaust.cz
Meyer Beate, Tödliche Gratwanderung, Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden, Band XVII, Göttingen 2011
Archiv der Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn, Jüdische Studierende in Bonn 1818 – 1918