Vera Verona Goldschmidt geb Weinberg
* 15.11.1891 in Münster; +3.9.1959 in Münster
Staatsangehörigkeit deutsch; staatenlos
Vater Abraham Weinberg *2.6.1850 in Wolbeck; Handelsmann; ✡25.11.1913
Mutter Karoline Straus *17.4.1852 in Millingen, Rees; ✡6.2.1940 in Münster
Geschwister
Salomon Weinberg 5.8.1880 in Wolbeck; ✡17.10.1931 in Bremerhaven
Selma Weinberg *15.8.1881 in Wolbeck; oo 1910 Siegfried Kessler; ✡ in Auschwitz
Ida Weinberg *20.6.1883 in Münster; oo Freund; ✡ Tod in Riga
Siegfried Weinberg * 20.8.1884 in Münster; ✡ kriegsgefallen 5.5.1915
Louis Weinberg *14.5.1886 in Münster; ✡4.3.1888 in Münster
Max Moritz Weinberg *30.9.1887 in Münster;✡2.11.1943 im Ghetto Riga
Frieda Weinberg *5.2.1889 in Münster; oo Girdisky; ✡15.1.1980 in Südafrika
Jenny Weinberg *1.8.1890 in Münster; ✡16.9.1890 in Recklinghausen
Hermann Weinberg *15.11.1891, Zwilling; ✡31.1.1941 in Düsseldorf
Beruf Hilfe in der Pension der Mutter bis 1919; Hilfe im Geschäft von Bruder Max
Adressen Münster, Klosterstraße 21
Heirat
1.Ehe 8.5.1928 in Münster den Witwer Julius Goldschmidt *23.8.1884 in Schroedt, Velen; Uhrengroßhändler; Scheidung 27.5.1931; Goldschmidt verzieht nach Essen; +24.5.1966 Essen
Ghettoehe Januar 1942 in Riga Paul Schönthal *3.10.1886 in Hagen; 1939 in Münster, Ghettohaus Hirschfeld’sches Haus, Hermannstr. 44; + 1944 in Riga
Stiefsohn Lothar Weinberg * 5.10.1916 in Berlin; Mutter Louise Martha Urbart, Christin; bis zur Obersekunda am Helmholtz-Gymnasium Münster; 23.11.1936 Emigration nach Haifa;
Unterstützer bei dessen Einbürgerung nach Palästina im Jahre 1942 ist Prof. Martin Buber von der Hebrew University, Jerusalem
Weiterer Lebensweg
1882 Umzug der Familie von Wolbeck nach Münster, Klosterstraße 21
9./10.11.1938 Pogrom, Zerstörung des Hauses Klosterstraße 21
11.1.1939 Zwangsumzug in das Ghettohaus, Kanonengraben 4, zuvor Marks-Haindorf-Stiftung
17.5.1939 in Münster bei Minderheiten-Volkszählung
13.12.1942 Transport Bielefeld nach Skirotawa, Riga zusammen mit Paul Schönthal
15.12.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Januar 1942 Ghettoehe in Riga mit Paul Schönthal
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen
22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf einem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachtschiff erst Richtung Lübeck, dann wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo nach Fuhlsbüttel ins Polizeigefängnis gebracht
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 mit weißen Bussen des Int. Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, weiter mit dem Zug nach Kopenhagen, mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
Stationen sind Smålandsstenar, Holsbybrunn und zuletzt Ryds Brunn
12.9.1945 Neffe Karl Kessler, Sohn ihrer Schwester beantragt eine Besuchsmöglichkeit für sie
Neffe Karl Kessler war 1939 nach Dänemark geflohen, 8.10.1943 weiter nach Schweden
Sein Vater Siegfried Kessler war Lehrer an der Marks-Haindorf-Stiftung in Münster, sein Bruder Friedrich Kessler als Shlomo Kaddar Kommandant bei der Hagana, später langjähriger israelischer Diplomat
2. Antrag des Neffen Karl Kessler am 22.11.1945, kurz vor der anstehenden Umsiedlung nach Rydsbrunn
Lange Zeit in der Krankenstation von Ihrem Neffen Karl Kessler betreut
Sommer 1947 Rückkehr nach Münster
23.6.1950 Ehe mit Paul Schönthal wird rechtskräftig anerkannt
Langjähriges Mitglied des Repräsentantenkollegiums der jüdischen Gemeinde Münster
3.9.1959 Tod in Münster
Gedenken
Stolperstein für Paul Schönthal in Münster
Grabstein auf dem Jüdischen Friedhof in Münster
Transkription des Grabinschrift
Hier ruht Frau
Verona Goldschmidt
geb. Weinberg
geb. 15. Nov. 1891
gest. 3. Sept. 1959
Friede mit ihr.
Quellen
Gisela Möllenhoff, Rita Schlautmann-Overmeyer, Jüdische Familien in Münster 1918 – 1945. Teil I Biographisches Lexikon, Münster, 2001
http://www.juedischer-friedhof-muenster.de/datenbankseite/?id=325
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster3.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster11.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de968262
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Fritz Ostkämper, Carla Pins: „Man darf nicht denken & doch kann ich es nicht vergessen“ 2019
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
www.muenstertube.wordpress.com/2023/06/02/gedenken-an-die-opfer-des-nationalsozialismus-stolpersteine-gegen-das-vergessen-in-munster-paul-schonthal/
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