Charlotte Lotte Levison geb. Berger später Lawton
*11.8.1926 in Duisburg; ✡17.6.2013 in Sonora Kalifornien
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos, USA
Vater Elias Hermann Berger *6.2.1893 in Niederzissen; ✡9.7.1929 in Oberhausen
Mutter Chana Spindel gen. Weintraub *8.3.1893 in Perechinsko; Nov. 1980 Leeds, England
Geschwister
Toni Berger *8.12.1919 in Duisburg; 1939 Kindertransport; oo Christie; Tod in England
Max Berger *9.4.1923 in Oberhausen; ✡ 14.10.1944 im KL Stutthof
Onkel Moritz Berger *5.7.1890 in Niederzissen; vom 23.10.1919 bis 27.5.1927 in Westerholt, dann Oberhausen, Moltkestraße 135; oo 21.10.1919 mit Helene Kaufmann *9.1.1889 in Moers
Cousine Edith Emma Berger *2.7.1920 in Westerholt/Recklinghausen; 1939 England; Juni 1940 Liverpool->Boston; oo Lester Klein; ✡24.12.1997 in New York
Cousin Hermann Werner Berger *22.3.1922 in Westerholt; Eindhoven; ✡30.9.1942 Auschwitz
Beruf ?
Adressen Duisburg Mainstraße 50; Oberhausen, Moltkestraße; San Francisco
Heirat Heinz Simon Harry Levison *16.6.1920 in Berlin; ✡3.2.1992 in San Francisco
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
Vater betreibt Abzahlungsgeschäft „Salomon Nachfolger“ in Oberhausen Moltkestraße
9.7.1929 Vater stirbt an den Folgen eines Unfalls; die Mutter betreibt das Geschäft weiter
9./10.1938 Wohnung der Familie in der Moltkestraße wird von SA-Horde demoliert
April 1939 Schwester Toni mit Kindertransport nach England
Zwangsumzug in die Mainstraße 50 Judenghettohaus in Duisburg
10.12.1941 Sammellager Alter Schlachthof Düsseldorf mit Mutter Chana und Bruder Max
11.12.1941 Transport Da 38 Düsseldorf-Derendorf, Güterbahnhof nach Skirotawa, Riga
13.12.1941 kurz vor Mitternacht Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Laderampe vereist
14.12.1941 morgens Fußmarsch ins Ghetto Riga
1.2.1942 Eintreffen ihrer Freundin Elly Diament mit dem Dortmunder Transport im Ghetto Riga:
„Irgendwie hatte ich, bevor das alles passierte, ein Mädchen aus Duisburg kennen gelernt und wir freundeten uns sehr an. Ihr Name war Lotti Berger. Sie war vielleicht einen Monat oder so vor uns abgefahren, und wir waren nicht sicher, ob sie in Riga war, denn sie brachten die Leute nach Lodz, das sie zu der Zeit Litzmannstadt nannten, und nach ganz verschiedenen Orten, aber wir wurden nach Riga gebracht. Und jetzt sehe ich hier Lotti, diese Freundin, und sie sagte mir sehr schnell – sie musste sehr vorsichtig sein -, sie instruierte mich darüber, was zu tun und was zu unterlassen war: „Geh, spricht mit mir, dreh dich nicht um, tu dies nicht, tu das nicht, ich bin hier soundso, ich habe mich freiwillig gemeldet, um mit den Leuten zu helfen, ihnen zu helfen, zum Ghetto zu gehen, wir gehen in ein Ghetto, fass nichts an, sag nichts, versuche, so unauffällig wie möglich zu sein, und tu, was sie dir sagen…“ Sie instruierte mich wirklich, so dass wir, als ich zum Ghetto kam, wussten, was wir zu erwarten hatten.“
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
1.10.1944 Ankunft Libau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen
22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn Lidingo Schweden
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Camp
1949 nach San Francisco
1951 Mutter kommt aus England (Tochter Toni) nach San Francisco
11.11.1954 Einbürgerung USA und Umbenennung in Lawton
29.1.1957 Mutter Chana wird US-Bürgerin
17.6.2013 Tod in Sonora Kalifornien
Gedenken
24.5.2017 Jüdischer Friedhof Duisburg-Beeck, Neusetzung des Grabsteins für Vater Elias
Der Grabstein wurde am 24. 5. 2017 als Ersatz für das ursprüngliche, verlorene Grabmal neu gesetzt. Für Bruder Max Berger wurde eine Gedenkinschrift hinzugefügt. Die Aufstellung fand auf Initiative und im Beisein von Jeff, Lester and Robin Christie aus der Familie der Schwester Toni Berger, England statt.
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840619
https://www.gelsenkirchener-geschichten.de/forum/viewtopic.php?t=694
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-3.jpg
http://www.steinheim-institut.de:50580/du1_all.html
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
https://www.mappingthelives.org/
Index to Naturalization in the U.S. District Court for the Northern District of California, 1852-CA 1989
https://collections.arolsen-archives.org/archive/4422240/?p=1&s=Berger%201923&doc_id=4422242
Passenger Lists of Vessels Arriving at Boston, Massachusetts, 1891-1943″ (National Archives Microfilm Publication T843, roll 450, line number 8, record id 005104612_00012_7
England & Wales, Todesverzeichnis, 1837-2005 – West Yorkshire England
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020