Gottschalk Erich

Erich Gottschalk

* 19.3.1906 in Wanne; ✡21.8.1996 in Kuddelstaart, Alkmaar

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Adolf Gottschalk *25.9.1868 in Schlawe; Theresienstadt; ✡21.8.1944 in Auschwitz

Heirat der Eltern 23.12.1899 in Wanne, Westfalen

Mutter Lina Blumenthal *20.3.1874 in Hamm; 18.1.1944 Theresienstadt; ✡7.7.1944 in Auschwitz +1996 in Kuddelstaart

Bruder

Von links Bruder Siegfried mit Frau Johanna, Renee, Rosel und Erich Gottschalk, Westerbork 1944

Siegfried Gottschalk *27.9.1900 in Wanne; ✡28.2.1945 auf Todesmarsch; oo Johanna Wolff *9. 9.1904 in Dortmund, ✡7.7.1944 in Auschwitz;

Johanna Wolff *9.9.1904 Dorstfeld; 18.1.44 nach Theresienstadt;

16.5.1944  Transport Ea nach Auschwitz; +7.7.1944 in Auschwitz

Beruf Textilkaufmann

Adressen Wanne; Bochum, Luisenstraße 15; Amsterdam

Heirat 5.2.1937 in Bochum Rosa Rosel Strauss *24.2.1911 in Bochum; ✡6.10.1944 in Auschwitz

Eltern von Rosa: Emil Strauss *10.1.1882 in Bochum, Johanna Mendels 16.9.1876 in Rheda

Tochter

Renee Gottschalk *21.6.1942 in Westerbork; ✡6.10.1944 in Auschwitz

2.Ehe am 2.6.1961 in Amsterdam Hendrika Jakoba van de Vooren *31.3.1924 Den Haag

Weiterer Lebensweg

Nach 1906 Umzug der Familie nach Bochum, Luisenstraße 15; die Eltern eröffnen hier ein Schreibwarengeschäft

1912 Gründung des Unternehmens „Gottschalk und Co“, Großhandel für „Schaufenster und Zugabe-Reklame-Artikel, Fabrikation für Kalender, Werbe-Bedarfs-Artikel, Karnevalsartikel und Feuerwerk“ in Bochum

Anfang der 1920er Mitglied der Turnerriege des TuS Bochum, Vorläuferverein des VfL Bochum

Bis 1924 Städtische Goethe – Oberrealschule Bochum

1924 Mittlere Reife

1924 Banklehre beim Bankhaus Burchhard & Co. Bochum, Konkurs beendet die Lehre

1925 Lehre als Textilkaufmann bei Gebr. Kaufmann in Wanne-Eickel

Anfang 1924 Gründung TuS Hakoah Essen, des ersten rein jüdischen Sportvereins im Ruhrgebiet

Bis 1925 Gottschalk aktiver Spieler beim TuS Bochum

November 1926 Gottschalk Gründungsmitglied des TuS Hahoah Bochum

1926 Erich Gottschalk mit Hakoah Bochum Westdeutscher Fußballmeister in der jüdischen Fußballliga

Als Angestellter bei Wächter & Co.

1929 bis 1933 Angestellter bei Kaufhauskette Knopf in Karlsruhe

1933 mehrere Hausdurchsuchungen bei Bruder Siegfried (SPD?), der dann nach Amsterdam emigriert

1933 infolge der Emigration des Bruders Rückkehr nach Bochum, Arbeit im Geschäft der Eltern

1933 Umbenennung von Tus Hakoah in Schild Bochum, Vorsitzender Zahnarzt Dr. Julius Goldschmidt

1935 Verlobung mit Rosel Strauss in Bochum

5.2.1937 Heirat mit Rosel Strauss in Bochum; ihre Eltern emigrieren kurz darauf nach Südafrika

26.6. 1938 mit Schild Bochum Deutscher Fußballmeister der jüdischen Vereine

9./10.11. 1938 Zerstörung des Geschäftes der Eltern in der Wilhelmstraße

10.11.1938 zusammen mit Vater Adolf verhaftet

1.12.1939 Entlassung des Vaters aus „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen

11.12.1939 Erichs Entlassung aus „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen

19.12.1938 Emigration mit der Ehefrau Rosa nach Amsterdam, Niederlande

20.12.1938 im Männerlager für „illegale vluchtelingen“ Langeweg Hoek van Holland bei Rotterdam, ehemaliges Fort und Kaserne zusammen mit Ernst Alexander aus der Meistermannschaft und Arthur Marx, Hakoah Funktionär in Essen, Recklinghausen und Dortmund

Frauen haben keinen Zutritt; von ndl. Reichspolizei bewachter Eingang des Vluchtelingenkamp Hoek v. Holland Dezember 1938
Mutter Lina; Stadtarchiv Amsterdam
Eltern Lina und Adolph in Amsterdam

20.2.1939 beide Eltern flüchten nach Amsterdam

Im April 1939 wird das R.V.S. (Regierungs-)Kamp in Hoek van Holland von holländischen Marinesoldaten im Rahmen der „voormobilisatie“ belegt.

Von den 250 Internierten kommen 100 Flüchtlinge nach Hellevoetsluis, 50 nach Reuver und 100 in die früheren Fabrikhallen der „exportslachterij Vianda“.

7.4.1939 Beesel, Kamp Reuver, Dominicanaplein 385 (kamp Reuver voor illegale vluchtelingen)

28.8.1939 wieder im Männer-Flüchtlingslager Langeweg Hoek van Holland bei Rotterdam zusammen mit Artur Marx

23.4.1940 Vreemdelingenkamp Westerbork

18.12.1939 – 10.6.1940 Ehefrau Rosa bleibt in Amsterdam, bei Schwager Siegfried Gottschalk, Slingerbeekstraat 25, später Maasstraat

10.5.1940 Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Niederlande;

alle Insassen zu diesem Zeitpunkt sind „oude Kampbewoner“.

1941 mit Frau Rosel und Tochter Renee in Westerbork

7.11.1942 in Westerbork; blockiert für Deportationen als „oude kampbewooner“

Erich Gottschalk Mitglied des Ordedienst (OD) des Kamp Westerbork

27.7.1942 Erich Gottschalk rechts in grünem Overall, der Dienstkleidung des OD, bei des Heirat des OD-Manns Siegfried Cahn mit Margot Cohen, links OD-Mann Fritz Hartog

1943 Westerbork-Fußballmannschaft mit Erich Gottschalk obere Reihe 6. von rechts

Steht als OD-Mann und Mitglied der Lagerfußballelf auf der Stammliste auch „Tausenderliste“ von Lagerkommandant Gemmeker

Document ID: 130296037 (Adolf GOTTSCHALK)
Westerbork Karteikarte des Vaters Adolf

18.1.1944 Transport der Eltern und Bruder Siegfried mit Frau und Tochter Ilse von Westerbork nach Theresienstadt

16.8.1944 Transport des Bruders Siegfried mit Frau und Tochter Ilse von Theresienstadt nach Auschwitz

Document ID: 5033682 (ADOLF GOTTSCHALK)

18.8.1944 Transport der Eltern von Theresienstadt nach Auschwitz

4.9.1944 auf dem letzten großen Transport XXIV/7 Westerbork ->Theresienstadt mit Frau und Tochter als prot. Häftling; in geschlossenen Güterwaggons auf Transport XXIV/7 mit 2087 Juden von Westerbork nach Theresienstadt; darunter viele bisher privilegierte Juden wie die „Barneveld“-Gruppe, getaufte konvertierte Juden und der Ordedienst (OD) mit 30 Mitgliedern, u.a. Werner Bloch mit seiner im 7. Monat schwangeren Frau, Hans Dieter Blume, Siegfried Frank, Ernst Rosendorf.

29.9.1944 Deportation El, Nr. 805 Erich von Theresienstadt nach Auschwitz; bei einem Halt nahe Dresden werden die Männern von den SS-Wachen gezwungen, Postkarten an die in Theresienstadt verbliebenen Partner zu schreiben mit dem Inhalt, das neue Lager sei angenehm, böte einen eigenen Raum für Familien – ein Häftling verweigert sich dieser Täuschung und wird unmittelbar in den Kopf geschossen. Viele Frauen aus Theresienstadt wollten nun auch in das vorgebliche Familienlager im KL Auschwitz.

4.10.1944 Deportation En Nr.662 Theresienstadt-> Auschwitz Ehefrau Rosa mit Tochter Renee

6.10.1944 Frau Rosa und Tochter Renee durch Gas ermordet

20.8.1944 allierter Luftangriff auf die Raffinerie Vacuum Oil Company in Tschechowitz

7.10.1944 als jüd. Prot. (protegierter) Häftling

10/1944 bis 17.1.1945 Nach der Selektion in Auschwitz Birkenau zur Arbeit in eine kleines Außenlager zu Aufräumarbeiten in einer Ölraffinerie nach allierten Bombenangriffen. Vermutlich handelt es sich um Tschechowitz II mit 561 Häftlingen, Raffinerie der Vacuum Oil Company als Außenlager Auschwitz, Organisation Todt; Bombensucherkommando, Enttrümmerung und Reparatur der Raffinerie

Hinweis auf Tschechowitz auf der DP Karte in Tilburg

18. 1.1945, 19 Uhr ca. 450 Häftlinge Marsch ab Tschechowitz, bewaffnete SS-Wachen; ebenfalls auf diesem Todesmarsch zusammen mit Artur Marx

20. 1.1945 Ankunft  Bahnhof Wodzislaw in Schlesien  Marsch über Dziedzice, Goczalkowice, Pszczyna Transport in offenen Güterwaggons nach Buchenwald mit Häftlingen aus anderen Nebenlagern. Von 450 Männern, die Tschechowitz verlassen hatten, überlebten ungefähr 300 die Verlegung.

Erich auf dem Todesmarsch vom Lager Tschechowitz von Wachen unbemerkt geflüchtet, hatte sich tot gestellt. Die polnische Bauernfamilie Kus in Zabrzeg nimmt ihn bei sich auf und pflegt ihn bis zur Befreiung durch die Rote Armee

Über Kattowitz, Krakau, Lemberg, Kiew nach Odessa

Mit englischem Kriegsschif nach Marseille

Ende Mai 1945 von Marseille mit dem Zug nach Holland

Keine Einwände gegen Immigration nach Amsterdam

2.6.1945 in Oldenzaal an der deutschen-niederländischen Grenze

6.6.1945 zurück in Amsterdam

2.6.1961 Heirat in Amsterdam Hendrika Jakoba van der Vooren *31.3.1924 Den Haag

21.8.1996 Tod in Kuddelstaart, Alkmaar („als gebrochener Mann“)

Gedenken

2013 Stolpersteine in Bochum, Luisenstraße 16/18 für die Eltern, Ehefrau Rosa, Tochter Renee und Erich Gottschalk

Frank van Riet, Jewish Guards of Westerbork, 2022

Page of Testimony in Yad Vashem durch Großnichte Inge Karo geb. Heimann, Nichte der Bertha Blumenthal aus Hamm, Schwester von Erichs Mutter Lina Blumenthal

https://hvhwo2.wordpress.com/1939-2/voormobilisatie-en-algemene-mobilisatie/#jp-carousel-929

„Joden, moffen en kaaskoppen“ Autobiografischer Roman, von Erich Gottschalk, Fragment

2021 Erich-Gottschalk-Platz, Castroper Straße Bochum, ehemaliges Vereinsheim des TuS Hakoah

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/archive/130296048/?p=1&s=Gottschalk%20Erich&doc_id=130296048

https://collections.arolsen-archives.org/archive/5033701/?p=1&s=Gottschalk%20Erich&doc_id=5033701

https://collections.arolsen-archives.org/archive/130296097/?p=1&s=Gottschalk%20Rosa&doc_id=130296097

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Gottschalk%201906%22%7D

Zaans volksblatt (sozialdemokratisch) vom 31.12.1938

Henry Wahlig, Bochums vergessene Fußballmeister, Die jüdische Sportgruppe Bochum 1925-1938, in: Zeitpunkte 19, 2007

Lorenz Peiffer, Arthur Heinrich, Juden im Sport und in der Weimarer Republik, Wallstein, 2019

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Gottschalk&s_firstName=Siegfried&s_place=&s_dateOfBirth=&cluster=true

https://www.kortumgesellschaft.de/tl_files/kortumgesellschaft/content/download-ocr/zeitpunkte/Zeitpunkte-19-2007OCR.pdf

https://www.dfb.de/dfb-kulturstiftung/news-detail/neues-geschichtsbuch-ueber-juedischen-fussball-in-der-ns-zeit-140160/full/1/

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W29KACQ2217BOCMDE/$FILE/170_174_Familie_Gottschalk.pdf

http://www.lag-fanprojekte-nrw.de/wp-content/uploads/2019/11/erinnerungsorte-bochum-201909-screen.pdf

http://www.tenhumbergreinhard.de/1933-1945-lager-1/1933-1945-lager-c/czechowice-tschechowitz.html

https://www.kulturforum-witten.de/stadtarchiv/aktuelles2/news/zum-76-jahrestag-der-befreiung-des-konzentrationslagers-buchenwald/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=8b8d25ec75017f24b8110a0b3f931051

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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