Günther Kosterlitz, umbenannt Kent
*25.3.1907 in Breslau; + Febr. 1984 in Denver, Colorado
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Salo Kosterlitz + 1935
Mutter Lina Steinberg +1918
Geschwister
Werner Kosterlitz *19.7.1903 in Breslau; Auguste Juliusburger; Shanghai; Denver
Herbert Kosterlitz 17.5.1896 in Breslau; oo Rosalie Gans *1901 +22.5.1945 in Groß Rosen
Großneffe John Michael Kosterlitz Nobelpreiträger für Physik 2016
Beruf Mechaniker
Adressen Breslau; Bayreuth, Maxstraße 71
Heirat Elisabeth Liesel geb.Fleischer, adopt. Veit *8.11.1905 in Breslau;
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 mit der Ehefrau in Bayreuth bei Minderheiten-Volkszählung
26.11.1942 Verhaftung in Bayreuth
27.11.1941 Verbringung mit dem Zug nach Nürnberg
27.11.-29.11.1941 im Lager Langwasser auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg
29.11.1942 mittags Fußmarsch von einem Kilometer zum Bahnhof Märzfeld
Transport von Nürnberg nach Skirotawa
2.12.1941 Ankunft des zweiten Deportationszug aus dem Reich in Riga – mit 1.008 Menschen aus Nürnberg/Franken, davon 46 aus Bayreuth; Fußmarsch ins Lager Jungfernhof
Wiederholte Überstellungen ins Ghetto Riga, zuletzt April 1943
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um: Günther erleidet „böse Quetschungen“
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Ausländerlager, Flüchtlingsheim
1950 im Adressbuch von Denver Colorado als Mechaniker
1956 US-Einbürgerung und Umbenennung in Kent
Febr. 1984 Tod in Denver, Colorado
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
https://collections.arolsen-archives.org/archive/69847250/?p=1&s=Kosterlitz%201907&doc_id=69847250
Index to Naturalization in the U.S. District Court for the Northern District of California, 1852-CA 1989
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Ekkehard Hübschmann, Die Deportation von Juden aus Franken nach Riga; Frankenbund, 2004
Chris Sandow (Hrsg.) Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, S. 109, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
https://de.wikipedia.org/wiki/J._Michael_Kosterlitz
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.