Strauss Josef

Josef Strauss

*21.7.1895 in Rothenkirchen; ✡15.8.1965 in USA

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Abraham Strauss *20.7.1856; Kaufmann; ✡15.8.1927 in Hünfeld

Mutter Emilie Kaufherr *11.6.1858 in Naumburg; ✡31.12.1922 in Hünfeld

Schwestern

Bertha Strauss *16.8.1887 in Rothenkirchen; ✡ Holocaust

Julie Strauss *28.8.1889 in Rothenkirchen; oo David Blumenthal; ✡14.1.1973 Argentinien

Meta Strauss *28.7.1891 in Rothenkirchen; oo Guido Meyer; ✡ Holocaust; Tochter Edith Meyer (*26.2.1923 Frankfurt; Amsterdam; ✡11.6.1943 in Sobibor)

Paula Strauss *15.10.1893 in Rothenkirchen; oo Max Kuhn; ✡März 1971 in New York; Sohn Kurt Kuhn (*21.5.1928 Mannheim; Amsterdam; ✡23.7.1943 in Sobibor)

Beruf Kaufmann

Adressen Rothenkirchen; Hünfeld, Hauptstraße 3

Heirat 10.3.1924 in Naumburg Lilly Wertheim *9.11.1903 in Naumburg; ✡7.1.1992 in New York

Kinder

Emilie Strauss *23.3.1927 in Hünfeld; ✡ 21.5.1943 in Sobibor

Alfred Strauss *26.5.1930 in Hünfeld; oo Doris Strauss

Gertrud Strauss *1.11.1934 in Hünfeld

Weiterer Lebensweg

1907 Umzug der Familie nach Hünfeld

Volksschule

Kaufmännische Lehre im väterlichen Geschäft

1914-1918 Teilnahme am 1. WK

Einzelhandel des Vaters zu Großhandel erweitert

14.3.1935 nächtlicher Anschlag auf das Wohn- und Geschäftshaus

Dez. 1937 die Schwiegereltern Wertheim ziehen mit ins Haus

Okt. 1938 Zwangsverkauf von Haus und Geschäft

9./10.1938 „Schutzhaft“ im Rathaus

Amtsarzt attestiert ihm Haftunfähigkeit, er muss nicht ins KL Buchenwald

Ende März 1939 die drei Kinder mit Cousin Kurt Kuhn auf Kindertransport nach Amsterdam;

30.3.1939 alle 4 Kinder wegen Diphtherie in die Quarantine Beneden Heijplaat, Quarantainestraat 1, Rotterdam

17.5.1939 in Hünfeld mit Ehefrau Lilly bei Minderheiten-Volkszählung

8.12.1941 mit 16 weiteren Juden zum Bahnhof Hünfeld, Zustieg in den Zug Fulda->Kassel

Übernachtung in den Turnhallen der Wörthschule an der Schillerstraße

9.1.1942 Transport HBF Kassel, Gleis 13 nach Skirotawa, Riga

12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Noch beim Marsch werden zahlreiche 17-45-jährige Männer selektiert und müssen ins Lager Salaspils marschieren

Februar 1942 Josef Strauss aus dem Ghetto abkommandiert ins Lager Salaspils

2.8.1942 192 junge Männer nach Aufbau von KL Salaspils zurück ins Ghetto

Juli (?)1942 Josef wird geschwächt ins Ghetto verlegt

18.5.1943 Tochter Emilie von Holland nach Lublin deportiert, in Sobibor ermordet

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

2.11.1943 die Schwiegereltern Wertheim werden nach Auschwitz deportiert.

2.-6.11. 1943 Josef und Lilly Strauss bleiben im Ghetto

6. 11. 1943 direkt (ohne KL Kaiserwald) ins Armeebekleidungsamt ABA 701 in Riga-Mühlgraben, Kasernierung (möglicher Hinweis auf Funktion, Ghettoplizei?)

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau

SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;

10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit

27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager

12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.

1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen

2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage

4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“

13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne

8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission

Die Kinder Alfred und Gertrud überleben in Holland untergetaucht im Versteck;

Schwester Emilie wurde bei einer Razzia in Amsterdam verhaftet und am 18.5.1943 von Westerbork nach Sobibor deportiert.

Okt. 1945 Zusammenführung der Familie auf der Insel Kümmelnäs

Tynningo, Höganäs, Fagersjö und Rosöga bei Strangnäs bei Stockholm

Vor der Abreise in Schweden März 1946

26.3.-8.4.1946 mit der SS „Drottningholm“ von Göteborg nach New York

15.8.1965 Tod in USA

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939  https://www.mappingthelives.org/

Hessisches Geburtsregister, 1874-1911; StA Burghaun Geburten Nr. 39 aus 1895

https://www.juedspurenhuenfelderland.de/die-j%C3%BCdischen-gemeinden-im-altkreis-h%C3%BCnfeld/h%C3%BCnfeld/fam-joseph-strauss

Fotos: Sammlung Elisabeth Sternberg-Siebert

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

https://dokin.nl/deceased-children/Emilie-Strauss-born-23-Mar-1927

https://dokin.nl/surviving-children/Alfred-Strauss-born-26-May-1930

https://dokin.nl/surviving-children/Gertrud-Strauss-born-1-Nov-1934

https://dokin.nl/deceased-children/Kurt-Alfred-Kuhn-born-21-May-1928

https://dokin.nl/deceased-children/Edith-Isolde-Leonore-Meyer-born-26-Feb-1923

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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