Hirsch Else

Else Hirsch

Foto wikipedia

*29.7.1889 in Bützow, Güstrow, Mecklenburg; + in Riga oder Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Hugo Hirsch *5.2.1858 in Warin; Kaufmann; oo1888; + vor 1916

Mutter Jenny Löwenthal *9.8.1861 in Malchow; + Okt.1931, jüdischer Friedhof an der Wasserstraße

Geschwister

Margarete Grete Hirsch *16.8.1892 in Bützow;

Beruf Lehrerin

Adressen Büstrow, Berlin; Schwerin; Bochum, Kanalstraße 15, Scharnhorststraße 2, Horst-Wessel-Straße 47

Heirat ledig

Weiterer Lebensweg

1.11.1900 Volkszählung Mecklenburg

Von Ostern 1896 – 1906 Hoffmann’sche höhere Mädchenschule in Berlin

1906-1908 Scharenberg’sches Seminar in Schwerin  
November 1908 Examen für höhere Schulen

Ostern 1909 – 1911 höhere Privat-Knaben- und Mädchenschule in Gosslershausen Westpreußen

1911 höhere Privatmädchenschule in Lautenburg , Westpreußen

Ostern 1917 städtische Mittelschule Lautenburg

Januar 1920 Lautenburg polnisches Staatsgebiet, Umzug nach Berlin

Juli 1922 vom Fürsorgeamt für Beamte aus den Grenzgebieten zum Bürodienst einberufen

31. 3.1924 wieder entlassen

1924 ohne Stellung in Berlin, privater Unterricht, Vertretungen, Kurse
11.9.1926 Zuweisungsbescheid des Fürsorgeamtes für Lehrpersonen in Berlin auf die
durch die Pensionierung ihrer Vorgängerin Bertha Sachs freigewordene Stelle

1.4.1927 Eintritt in die israelitische Schule Bochum, Wilhelmstraße 16

1928 Unterricht für die Klassen 1-4

8.7.1928 Else Hirsch hält das Referat“ Neue hebräische Lesefibeln“ auf der Tagung des „Vereins israelitischer Lehrer der Rheinprovinz und Westfalens“

1928-1931 Kanalstraße 15 mit ihrer Mutter; dort wohnen auch ihre Vorgängerin Bertha Sachs und deren Schwester Helene

1931 Tod der Mutter

1931 Umzug in die Scharnhorststraße 2, wieder mit Bertha und Helene Sachs

1.10.1933 Entzug der Genehmigungen von „Nebentätigkeiten“

3.3.1935 Eintrag von Else Hirsch in das Poesiealbum der Hannah Kronheim

Zahlreiche Vormundschaften für alleinstehende Schüler z.B. Margit Preger, Ilse Meyer

Schulentlassung 1937, Kurt Pollack (1. v. l.), Foto Hermann Brecher (2. v. l.) Jerusalem

24.7.-1.9.1938 Reise nach Palästina in den Sommerferien

9./10.11.1938 im Pogrom Zerstörung der Synagoge, Verwüstung der Schule, Hauptlehrer Erich Mendel in Schutzhaft im KL Sachsenhausen (entlassen 7.12.1938)

10.12.1938 Schulrat Hellmig empfiehlt, „die Stelle Else Hirsch aufzuheben“

1.3. 1939 Umzug nach Kündigung der Wohnung zusammen mit Berta und Helene Sachs zu Moritz Ostermann (pensionierter Schulleiter) in die Horst-Wessel-Straße 47

17.5.1939 alleinstehend bei Minderheiten-Volkszählung

5.7.1939 Schulleiter Erich Mendel, Urlaubsantrag für Else Hirsch, „die bei der hiesigen jüdischen Kultusvereinigung die Auslandsverschickung von Kindern bearbeitet

1.8.1939 Emigration von Schulleiter Erich Mendel nach England

19.8.1939 Versetzung in den Ruhestand

1. 10. 1939 Jüd. Schule als Privatschule der Reichsvereinigung der Juden mit Else Hirsch als Lehrerin

1941 vergebliche Versuche, ein „Affidavit“ für die USA zu bekommen

16.7.1941 endgültige Schließung der Schule

Juli 1941 Das Schulgebäude wird zum Judenhaus für bis zu 13 Familien

23.1.1942 deportiert aus Bochum nach Dortmund, Saal der Gaststätte Zur Börse Nähe HBF
27.1.1942 Transport Dortmund nach Skirotawa; Riga, Ghetto

1.2.1942 Ankunft Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto

Laut Ruben Möller als Lehrerin im Ghetto Riga tätig:

„In Hingabe an ihre Leute und ihren Beruf unterrichtete sie Schulklassen
im Ghetto für die überlebenden Kinder (…). In einem verlassenen Gebäude unterrichtete sie uns, bis es zu gefährlich wurde für die Kinder, im Ghetto gesehen zu werden.“

„Ich sah auch, wie Frl. Hirsch Löwenzahn und Brennnesseln im Ghetto sammelte, was sie für die Alten kochte, die noch da waren.“

„Unglücklicherweise war ihr Engagement aufgrund der Selektionsprozesse, bei denen die Kinder und alten Leute zur Vernichtung ausgewählt wurden, nicht von langer Dauer.“

„Infolge dieser Selektionen verschwanden viele Leute aus dem Ghetto, eingeschlossen die meisten Schüler aus den Klassen von Else Hirsch, wie meine neu gefundene Freundin Lisa, schließlich auch Else Hirsch selbst, die im Ghetto nicht mehr zu sehen war.“

„Wir können nicht mehr nachvollziehen, zu welchem Zeitpunkt wir den Kontakt mit Frl. Hirsch verloren haben. Möglicherweise wurde sie im Hinblick auf ihr Alter in einem der Selektionsprozesse für die Vernichtung selektiert, oder sie starb in einem der Sklaven-Arbeitslager, nachdem das Ghetto von Riga geschlossen wurde.“

Rolf Abrahamsohn:

Margit Preger hat mir einmal im Ghetto auch ihre Lehrerin gezeigt und gesagt: „Guck mal, das ist meine Lehrerin Frau Hirsch.“

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

2.11.1943 Selektion der Kinder und Alten bei Auflösung des Ghetto Riga

Vermutlich Tod 5.11.1943 in Auschwitz

Gedenken

22.11.2006 Stolperstein

Straßenbenennung in Bochum

18. 1. 1957 Page of Testimony in Yad Vashem von Cousine Katerina Bitov in Tel Aviv

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Clemens Kreuzer, Die Lehrerin Else Hirsch und Bochums israelitische Schule in den Judenverfolgungen des Dritten Reiches, Bochum, 2006

https://www.bochum.de/C125830C0042AB74/vwContentByKey/W287J9KU548BOLDDE/$FILE/037_Hirsch_Else.pdf

Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010

Brief und Bericht Ruben Moller vom 1.12.2002

Rolf Abrahamsohn, Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist? Klartext, 2010

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de884154

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_420127.html

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11523338&ind=1

StA Bochum, BO 40/498, Personalakte Else Hirsch Blatt 163, 177, 201, 211

https://en.wikipedia.org/w/index.php?curid=65081319

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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