Uhlmann Gustav

Gustav Uhlmann

*27.3.1895 in Ovenhausen bei Höxter; +26.9.1958 in Bronx, New York

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Levy Uhlmann *26.3.1849 in Ovenhausen; oo 11.3.1887;  +25.10.1927

1.Ehe des Vaters Bertha Frohsinn *21.1.1848, +2.9.1886

Mutter Fanny Löwendorf *9.10.1857; +1938 (2. Ehe des Vaters)

Geschwister

Isidor Uhlmann *24.1.1888 in Ovenhausen; + 9.10.1902 in Ovenhausen

Norbert Uhlmann*1.6.1890 in Ovenhausen; oo Helene Löwendorf; + nach dem 1.10.1944 in Stutthof

Wilhelm Uhlmann *20.9.1892 Ovenhausen; oo Erna Löwendorf; 1936 New York; +1.1.1965 New York

Grete Uhlmann *20.9.1897 in Ovenhausen; + nach dem 10.11.1941 in Minsk

Beruf Verkäufer

Adressen Ovenhausen; Höxter, Westerbachstraße 12; zuletzt Judenhaus Stummriegestraße 49

Heirat 29.8.1925 Johanna Katz *17.12.1895; Riga; + nach dem 1.10.1944 Stutthof

Sohn

Walter Uhlmann *19.12.1927

Weiterer Lebensweg

8 Jahre Volksschule

Lehre als Verkäufer

1914-1918 Teilnahme am 1.WK, Gefreiter der 6.Kompagnie des Infanterie Regiment 55

10.11.1916 Preußische Verlustlisten Nr.1254, Seite 16162 schwer verwundet; EK I

1925 -1938 Verkäufer im Kaufhaus Löwenstein

9./10.11.1938 im Pogrom schwer mißhandelt, Polizeigefängnis Höxter

Bis 28.11.1938 Schutzhaft in Buchenwald

17.5.1939 in Höxter mit Frau, Sohn Walter und der Schwiegermutter bei Minderheitenzählung

12.9.1941 Zwangsumzug ins Judenhaus Stummriegestraße 49

10.12.1941 mit dem Zug von Höxter nach Bielefeld

11.-13.12.1941 mit Frau und Sohn Walter imSammellager Saal der Gaststätte Kyffhäuser

13.12.1941 15 Uhr ab (Münster, Osnabrück,) Bielefeld nach Riga

15.12.1941 Mitternacht Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa

16.12.1941 Morgens Fußmarsch ins Ghetto Riga

Ghettopolizist für die Gruppe Bielefeld

März 1942 muss als erster Polizist im Ghetto bei einer Hängung assistieren

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig

25.8.1944 Ankunft von Ehefrau und Sohn Walter in Stutthof

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau

1.10.1944 Verlegung ins SS-Sonderlager Libau, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 13 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;

10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit

27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager

12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden u.a. 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.

1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen

2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage

4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“

13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne

5.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission

Antrag auf Ausreise, Visum bei der US-Botschaft in Göteborg

Dez. 1945 nach Ryds Brunn Ausländerlager, Flüchtlingsheim

25.3.-Ende April in der Gärtnerei Linder in Aspenas, Lerum

30.4.-12.5.1946 auf der SS Drottningholm von Göteborg nach New York

Ziel Bruder Wilhelm Uhlmann in New York

Verkäufer bei Greenbaum Co.

26.9.1958 Tod in Bronx, New York

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Preußische Verlustlisten vom 10.11.1916  Nr. 1254, Seite 16162 schwer verwundet

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Fritz Ostkämper, Biografie Gustav Uhlmann, in: Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7102); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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