Philipp Steeg
*10.11.1899 in Daseburg, Warburg; April 1945
Buchenwald – Häftlingsnummer 83171
Staatsangehörigkeit
Vater Herman Steeg *1870 in Daseburg
Mutter Betty Schönfeld
Geschwister–
Beruf Autoschlosser
Adressen Daseburg; Ossendorf Nr. 94
Heirat 1925 in Ossendorf Lina Löwenstein *14.6.1903 in Ossendorf; Tod 1944 in Stutthof
Kinder
Margot Miriam Steeg *26.8.1926 in Ossendorf; Emigration Israel; oo Zwi Cohen; Sohn Gad Cohen *1945
Irmgard Steeg *26.9.1927 in Ossendorf; Paderborn; Tod 1944 in Stutthof
Gerda Ruth Steeg *23.10.1931 in Ossendorf; +31.10.1944 in Stutthof
Helga Steeg *13.5.1938 in Ossendorf; Tod in Riga
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Verhaftung im Novemberpogrom, das Wohnhaus wird schwer beschädigt. Im Bericht des Amtsbürgermeisters heißt es:
„Das Haus ist sehr stark beschädigt. Es wurde zum größten Teil abgedeckt. Fensterrahmen und Türen wurden beschädigt. Die Treppe zum Dach herausgerissen. Gesamtschaden etwa 800,- RM.“
12.11.-12.12.1938 „Schutzhaft“ im KL Buchenwald
Nach dem Novemberpogrom 1938 werden die Kinder im jüdischen Kinderheim/Internat Paderborn untergebracht
Waisenheim/jüdische Schule Paderborn 1939 mit Judith Jäckel in der 4. Reihe, 5. von links
Oberin Lise Dreyer oben halblinks und Lehrer David Köln rechts; die drei Steeg-Schwester sind vermutlich auch auf dem Foto
1. 12. 1939 Margot aus dem Waisenhaus zurück nach Ossendorf
22.11.1941 Schreiben der Gestapo Bielefeld an die Landräte „Am 13.12.41 werden aus dem Bezirk der Staatspolizeileitstelle Münster 1000 Juden nach dem Osten evakuiert. Aus dem ehemaligen Bezirk der Staatspolizeistelle Bielefeld (Reg.-Bez. Minden und die Länder Lippe und Schaumburg-Lippe) sind für diesen Abtransport 400 Juden zu stellen… Die zur Abschiebung bestimmten Juden sind am 10.12.41 in ihren Wohnungen abzuholen und bis 16 Uhr nach Bielefeld zum „Kyffhäuser“, Am Kesselbrink, Großer Saal, zu überführen.“
Anfang Dezember 1941 Irmgard und Gerda zurück nach Ossendorf, vermutlich nach Ankündigung der Riga-Deportation
10.12.1941 Verbringung der Familie in die Gaststätte Kyffhäuser nach Bielefeld
13.12.1941 Deportation (ab Münster, Osnabrück) von Bielefeld nach Riga
16.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 Aufnahme in das KL Kaiserwald, Riga, Kasernierung im Außenlager
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga und seiner Außenlager
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6. – 8.8.1944 1. Großer Transport mit 6382 Juden auf der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig
9.8.1944 Ankunft in Stutthof mit der Ehefrau und den Töchtern Irmgard und Gerda
13.8.1944 Deportation von Philipp Steeg mit dem Zug aus Stutthof nach Buchenwald
16.8.1944 Ankunft mit 1350 Männern aus Stutthof in Buchenwald
4 Wochen im Quarantänelager im KL Buchenwald, Unterbringung in Wehrmachtspferdeställen und Zelten im „Kleinen Lager“
16.9.1944 mit dem Zug von Buchenwald nach Bochum
18.9. 1944 Eintreffen im Außenlager des KL Buchenwald an der Brüllstraße in Bochum, angegliedert der Geschossfabrik des Bochumer Verein;
Unterbringung im Barackenlager auf der Brüllstraße nahe dem Bochumer Verein; Zwangsarbeit in der Panzergranaten-Produktion
4.11.1944 schwerster Bombenangriff auf Bochum mit Zerstörung der gesamten Innenstadt und drei Lagerbaracken; 37 Häftlinge sofort und weitere 21 später an den Verletzungen verstorben
19. -20.1.1945 Rücktransport von 198 „nicht mehr geeigneten“ Häftlingen nach Buchenwald
18.3.1945 wurden die beiden Bochumer Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das AL Bochumer Verein und das AL Eisen- und Hüttenwerke AG geräumt
18.3.1945 Auflösung des Außenlagers Brüllstraße, Rücktransport von 1361 Häftlingen nach Buchenwald; angeschlossen werden 632 Männer aus den E&W-Werken.
21. 3. 1945 Ankunft von Philipp Steeg mit 1942 Häftlingen im KL Buchenwald; Unterbringung im Wald in Zelten, dann Baracke 51 im „Kleinen Lager“
5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);
6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um.
6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und später Richtung Flossenbürg in Marsch gesetzt
7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen
10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.
Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau
11.4.1945 Befreiung durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision
Philipp Steeg kommt vermutlich auf Todesmarsch nach Dachau ums Leben
Gedenken
Pages of Testimony für die Eltern und Schwester von Tochter Miriam Kohen-Steeg in Herzlia
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006746
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1334884
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006860
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006847
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de973862
www.ossendorf.de/geschichte/juden-in-ossendorf/
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/7180869?s=83171&t=0&p=1
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller, Spuren im Stein, ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, 1997
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Ein Bochumer Konzentrationslager – Geschichte des Buchenwald-Außenlagers des Bochumer Vereins. Aufsätze, Fotos, Dokumente, hrsg. v. VVN-BdA (Kreisvereinigung Bochum), Bochum 2019, 112 S., ISBN: 978-3-931999-25-4
Hubert Schneider, Ungarische Juden als Zwangsarbeiter in Bochum, in: Jan Erik Schulte (Hrsg) Konzentrationslager in Rheinland und Westfalen 1933-1945, Paderborn 2004
Rolf Abrahamsohn, Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist? Klartext, 2010