Kurt Brzescie
18.2.1911 in Hannover; ✡17.3.1996 in Holon
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater David Brzescie 12.4.1880; ✡23.8.1932 in Hannover
Mutter Fanny Feige Zipora Weinglück *5.3.1881 in Wolbrom. Polen; ✡1942 in Auschwitz
Geschwister
Ester Brzescie *14.5.1921 in Hannover; Riga; ✡ in Stutthof
Rosa Brzescie *25.5.1902; ooZwi Hersh Hermann Ziegler; ✡ 4.7.1999
Hinda Henny Brzescie *21.11.1904 in Sedziszow, Ropczyce, Krakow; oo Moses Ziegler, Überlebender ; 1938 Zbaszyn; ✡ 1942 in Auschwitz

Rebekka Brzescie * 22.9.1906; oo Jeremiahu Ziegler (1905-1971); ✡2.7.1964
Wolf Bernhard Brzescie *22.9.1908 in Hannover; oo Minna Kratzer (*4.9.1910 in Göttingen, Riga, KL Kauen, + in Stutthof) deportiert nach Theresienstadt; ✡ 1942 in Auschwitz
Friedel Brzescie *5.10.1919; oo Berl Klug (1918-1988); ✡2020
Simon Victor Brzescie *9.12.1927 in Hannover; oo Fanny Kerner; ✡3.3.2018 in Israel
Beruf Farmer
Adressen
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
26.3.1934 Schwester Ryfka und Eheman Jeremia Ziegler nach Haifa
28.10.1938 Schwester Henni abgeschoben nach Zbaszyn
17.5.1939 mit Bruder Bernard in Hannover bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Schwester Ester zur Hachschara in Jerichow, Steckelsdorf bei Minderheitenzählung
10.8.1939 Mutter Feige nach Polen deportiert
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
1939 Werner Brzescie zur Hachschara ins Umschulungs- und Einsatzlager Bielefeld, Koblenzer Straße 4
März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

10.6.1940 aus Bielefeld ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
30.8.1940 mit einer Gruppe von 24 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
30.8.1940 mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten
7.11.1940 gibt bei Registrierung Schwester Rosa Ziegler Petah Tivka 41 Kitrona St als Referenz an
25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
15.12.1941 Deportation der Schwester Ester und Schwägerin Minna Brzescie von Hannover nach Riga
Weitere Daten der Familie
17.3.1943 Bruder Bernhard nach Theresienstadt

23. 3. 1944 Bruder Bernhard mit Transport E i Nr. 244 von Theresienstadt nach Auschwitz
1944 Tod von Schwester Ester nach dem 9.8. 1944 in Stutthof

Tod der Schwägerin Minna Brzescie in Stutthof
17.3.1996 Tod in Holon
Gedenken
29.3.1956 Pages of Testimony für die Eltern und Geschwister von Schwester Rosa Ziegler
29.3.1956 Page of Testimony für Ehefrau Henny von Moses Ziegler
Pages of Testimony für Bruder Bernhard von Kurt und Friedel Brzescie
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de849196
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de849195
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de849193
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de904917
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de897908
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9968446
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/4434734?s=Brzescie%20&t=2478100&p=1
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11481276&ind=1
www.raoulwallenberg.net/general/ruth-kl-uuml-ger-mossad-le/
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/4434737?s=Brzescie%20&t=2478101&p=1