Herbert Zwi Kohn
*2.12.1918 in Coburg
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Max Kohn *26.5.1881 Scheibenradisch, Eger, Tschechien; +21.10.1941 Buchenwald
Mutter Jenny Sander *4.3.1881 in Coburg; +1942 Izbica
Geschwister
Karl Kohn *2.7.1910 in Coburg; + 1942 Piaski Ghetto
Beruf Fabrikarbeiter
Adressen Coburg, Kasernenstraße 19, Hans-Schemm-Straße 15; Spreenhagen; Paderborn
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Juli 1933 für kurze Zeit nach Scheibenradisch, Eger abgemeldet (Geburtsort des Vaters)
20.11.1937 Vater in Coburg verhaftet wegen „Rassenschande“; verurteilt zu 3 ½ Jahren Zuchthaus in Amberg
10.4.1939 abgemeldet aus Coburg nach Spreenhagen in der Mark
17.5.1939 in Spreenhagen, Gut Winkel bei Minderheiten-Volkszählung
Juni 1939 vom Hechaluz als Aufbaugruppe ins Lager Paderborn, Grüner Weg geschickt
4.7.1939 aus Spreenhagen umgemeldet ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn
Nach Aufbauphase zurück nach Gut Winkel, Spreenhagen bei Fürstenwalde
14.8.1940 mit dem Zug von Berlin nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
Zwei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an Walter Kohn
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Weiteres Schicksal der Familie
21.5.1941 Entlassung des Vaters aus dem Zuchthaus; Anordnung der „Schutzhaft“
13.6.1941 „Schutzhaft“ in Dachau
5.7.1941 Vater verlegt von Dachau nach Buchenwald
21.10.1941 Vater in Buchenwald verstorben
24.4.1942 Jenny Kohn und vier weitere Juden von Coburg nach Bamberg deportiert
Gedenken
1.1.1956 Pages of Testimony für die Eltern und den Bruder von Zwi Kohn
18.4.1999 Pages of Testimony für die Eltern von Enkelin Rene Sirotkin
Stolpersteine für beide Eltern in Coburg, Sally-Ehrlich-Straße 1
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
www.stadtgeschichte-coburg.de/blog/2012/08/01/stolperstein-fuer-jenny-und-max-kohn-zinkenwehr-42/
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/5280579?s=Kohn%20Max%201881&t=751580&p=1
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969044
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969872